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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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allerlei respectgebietende, glänzende Gestalten an: amerikanische und englische Seeleute mit breiten Schultern, riesigen Fäusten und herausforderndem Blicke, und eine Anzahl spanischer Marine-Offiziere, die in ihren blitzenden, goldgestickten Uniformen von San Franzisko herbeigekommen waren, um sich das geschäftige Treiben in der Nähe der Golddistricte einmal anzusehen.
    Fast hätte man sagen können:
    »Wer zählt die Völker, nennt die Namen!«
    Und was hatte all die Ingredienzen der vielgestaltigen, anthropologischen Mixtur herbeigetrieben? Nichts Anderes als – das Gold.
    Die Ansiedelung von Obercalifornien, welche im Jahre 1768 von Mexico aus geschah, hatte das Land unter die weltlich-geistliche Herrschaft der Missionäre gebracht. Die Jesuiten waren treffliche Oeconomen und errichteten an vielen geeigneten Orten Klöster und Missionen zur Ausübung ihrer Propaganda.
    Als die Herrschaft der Priester durch die mexikanische Centralregierung im Jahre 1823 gestürzt wurde, weigerten sich die Missionäre zum großen Theile, diese Regierung anzuerkennen und verließen das Land. Die Wenigen, welche blieben, hatten ihren Einfluß verloren, fristeten ein kümmerliches Leben und verschwanden auch nach und nach.
    Nicht weit von Sakramento liegt ein mehrere Stockwerke hohes, mächtiges Gebäude, welches einen großen, geräumigen Hof umschließt, dessen nach der Stadt zu gelegene Seite von der alterthümlich, aus ungebrannten Backsteinen aufgeführten Kirche begrenzt wird.
    Das Gebäude war die Mission »Santa Barbara«, deren ganze, kasernenartige Räumlichkeiten in der letzten Zeit nur von drei Personen bewohnt worden waren: einem alten Geistlichen, seiner noch älteren Haushälterin und einem Deutschen, welcher eigentlich Karl Werner hieß, von Denen, die mit ihm verkehrten, aber nach seinem Vornamen nicht anders als Sennor Carlos genannt wurde und das Factotum des Pfarrers war.
    Da wurden die Goldfelder Californiens entdeckt und die Nachricht von den in den Bergen liegenden fabelhaften Schätzen rief eine Einwanderung hervor, welche zunächst aus dem benachbarten Mexiko und den Vereinigten Staaten ihre Schaaren herübersandte, bald aber mit den Kindern aller Welttheile das Land überschwemmte. Den zunächst herbeieilenden Abkömmlingen der alten spanischen Conquistatoren folgten Sandwich-Insulaner, dann Australier und Europäer, und selbst Chinesen und Kuli’s schwärmten herüber, um ihren Theil von dem Golde zu holen und reiche Leute zu werden.
    San Franzisko war der Hauptsammelpunkt der Fremden, von wo aus sie weiter nach Norden oder in das Innere des Landes gingen. Sakramento war einer der hervorragendsten Nebenpunkte.
    Natürlich führte nicht Jeder ein Zelt oder eine sonstige Wohnung mit sich. Die Zahl der Menschen wuchs von Tag zu Tag, und da die einsetzenden Regen ein Lagern im Freien nicht gestatteten, so wurde Alles, was zur Herberge dienen konnte, in Anspruch genommen.
    Auch die alte Mission »Santa Barbara« erlitt ein solches Schicksal, welches mit ihrer ursprünglichen Bestimmung wenig Aehnlichkeit hat.
    Ein Franzose aus dem Elsaß errichtete unten in einem der Flügel eine Brauerei, mauerte einen riesigen Kessel ein und fing an, ein Getränk zu kochen, welches er die Verwegenheit hatte, Bier zu nennen. In der vorderen Flanke, gerade neben der Kirche, setzte sich ein Amerikaner fest und errichtete eine Restauration, wobei er es für außerordentlich zweckmäßig fand, einen Theil des Kirchenschiffes in einen Tanzsalon umzuwandeln, in dem allwöchentlich einige »Reels, Hornpipers« oder Fandango’s abgehalten werden konnten. Dadurch wurde ein unternehmender Irishman aufmerksam gemacht, an die andere Seite der Kirche eine Branntweinkneipe setzen zu lassen.
    Von dem untern Theile des andern Seitenflügels nahm ein Engländer Besitz, der sich mit einem schlauen New-Hawshira-Mann vereinigte, Chinesen herbeizuschaffen, ein Geschäft, bei dem sich die beiden Gentlemen, wie sich bald zeigte, sehr gut standen. So ging es fort und nicht lange dauerte es, so war die alte Mission außer dem obersten Bodenraume des einen Flügels vollständig in Anspruch genommen.
    Der alte Pfarrer konnte nichts dagegen thun. Anfangs hatte er, nicht im Stande, Gewalt anzuwenden, eine Anzahl Prozesse angestrengt, um die Lästigen aus dem frommen Hause abzuhalten, aber nur zu bald sollte er die traurigen Folgen kennen lernen, denn er fiel dadurch einer ganzen Schaar von Geiern in die Hände, die alle Zahlung von ihm wollten, ohne

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