Der Gitano. Abenteuererzählungen
Begleiterin aus dem Schitten gerissen und zu dem andern geschleppt, welcher mit ihnen und unter zahlreicher Bedeckung davonsaußte. – – –Nach kurzer Zeit kam ein anderer Schlitten über den Fluß herüber. Kein »Halt!« erscholl, Niemand hielt ihn auf; die Kossaken hatten Den, auf den sie warteten und waren fort. Nur der Schnee zeigte deutliche Spuren des vorübergegangenen Ereignisses.
»Gefangen!« jubelte der Baron. »Vorwärts, Feodor, damit wir sie umfahren und in Taschka erwarten können!«
Es mußte zu diesem Zwecke ein Umweg gemacht werden. Aber die Pferde waren gut und hatten sich ausgeruht. Am Nachmittage wurde das Schloß erreicht.
Die Bewohner der reichen Besitzung waren von der Ankunft ihres Herrn unterrichtet und hatten sich versammelt, um ihm einen festlichen Empfang zu bereiten. Sie wurden auf das Schloß geladen, in dessen Räumen ihnen der Baron ein Festmahl bereiten ließ.
Während desselben und als es bereits dunkel war, fuhr ein Schlitten vor, welcher von einer Kossakentruppe scharf bewacht wurde.
Der Anführer derselben stieg ab und ließ sich, ohne vorher weiter zu fragen, bei dem Besitzer des Schlosses melden.
»Wie heißt das Schloß?«
»Taschka.«
»Wem gehört es?«
»Mir, dem Baron von Felsen.«
»Felsen – –?« rief erstaunt der Frager.
»Wie Sie hören!«
»Teufel! Giebt es mehrere Barone von Felsen.«
»Ja, aber nicht in Rußland.«
»So sind Sie es, dessen Namen man mißbraucht hat.«
»In wiefern?«
»Zwei Verbrecher, nach Sibirien verbannt, entsprangen während des Transportes. Man fing sie wieder. Sie hatten sich in den Besitz eines Passes gesetzt, lautend auf Sie und Gemahlin.«
»Ah! Sie kamen, um Relais zu verlangen?«
»Ja.«
»Zugestanden, doch kann ich die Pferde nicht eher verabfolgen, als bis Sie die Verbrecher mir vorgeführt haben.«
»Das darf ich nicht.«
»Sie meldeten mir ja selbst, daß sie meinen Namen mißbraucht haben.«
»So ist es.«
»Dann verfallen die Leute zunächst meiner Gerichtsbarkeit.«
»Sie gehören dem Kaiser.«
»Hier bin ich Kaiser. Oder kennen Sie die Gesetze nicht.«
Der Hetman besann sich.
»Werden Sie mir dieselben wieder ausliefern?«
»Sofort. Kennen Sie Namen und Stand der Leute?«
»Nein. Wer nach Sibirien geht, ist todt. Sie wurden mir übergeben und ich bringe sie nach Nordschinsk. Weiter weiß ich Nichts.«
»Gut. Geben Sie Ihre Befehle und lassen Sie sich verabreichen, was Sie und Ihre Mannschaft bedürfen!«
Der Baron rief Paulowna und seinen Diener herbei.
Nach einigen Minuten erschienen der Oberst und die Gesellschafterin, von Kossaken geführt und bewacht.
»Ihr habt Euch eines Passes bedient, welcher auf meinen – – –«
»Baron!« brüllte der Oberst, die Fäuste ballend, »ich werde – – –«
»Ruhe!« donnerte ihm dieser entgegen, und sich zu dem Hetman wendend, fügte er hinzu: »Sie haben die Knute. Ich verbiete diesen beiden Personen jedes Wort!«
Der Offizier griff zu dem erwähnten Instrumente, um es bei der leisesten Widersetzlichkeit in Anwendung zu bringen. Der Oberst schäumte, aber er mußte sich fügen.
»Ihr habt Euch eines Passes bedient, welcher auf meinen Namen lautet. Da Ihr dem Kaiser gehört, so kann ich Euch Nichts thun, aber ich muß um Auslieferung des Papieres ersuchen.«
Der Hetman griff ohne Widerrede in seine Uniform und überreichte den Paß. Er konnte ihn nicht verweigern.
»Ich habe nun blos noch zu bemerken, daß ich mit Hülfe dieser zwei Zeugen Eure Identität vor Seiner Majestät, dem Kaiser, erhärten werde. Der gerechte Herrscher aller Reußen wird Aufklärung erhalten darüber, wie Diamanten verloren gehen und Verbrecher bei dem Transporte entspringen. Fort mit Euch!« – –
Eine Reihe von Jahren war vergangen. Der Baron von Felsen hatte mit Gemahlin eine Reise nach Deutschland unternommen und bei dieser Gelegenheit Wiesbaden berührt.
Ein reicher, und wie es hieß, vornehmer Russe machte der Bank viel zu schaffen. Die Farbe, welche er setzte, gewann sicher. Felsen wurde neugierig, ihn zu sehen, und begab sich in die Spielsäle. Der Blick des Spielers fiel auf ihn und Felsen bemerkte, daß seine Hand zitterte und eine tiefe Blässe sein Gesicht überzog. Er wandte sich ab. Noch aber hatte er den Saal nicht verlassen, so legte sich eine Hand auf seinen Arm und eine leise Stimme bat: »Baron, bitte, verrathen Sie mich nicht!«
Der Angeredete maß den Sprecher mit Eiseskälte vom Kopfe bis zum Fuß herab.
»Mein Herr, Sie haben doch
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