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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wohl Nichts dagegen, daß ich Sie durchaus nicht kenne!«
    Er schüttelte die Hand ab und trat ins Freie. Es war der vormalige Oberst, Graf von Milanow, welchem der Kaiser erlaubt hatte, Sibirien zu verlassen, doch unter der Bedingung, sich von Rußlands Grenzen fern zu halten.
    Wanka, die schöne, fromme Gesellschafterin, war schon während des Transportes dem sibirischen Winter erlegen. Der kalte Norden bedeckte das Grab der Juwelenfreundin mit seinen flimmernden Krystallen.
    Iwan Wessalowitsch blieb verschollen; es hat Niemand mehr ein Wort von ihm gehört. Es giebt eine ewige Gerechtigkeit, welche verordnet hat, daß eine jede Sünde den Kaim der sicheren Strafe in sich trägt. – – –

Ein Dichter
Eine Erzählung aus den Vereinigten Staaten von Karl Hohenthal
I.
In der Todessteppe
    Zwischen Texas, Neu-Mexiko, dem Indiana-Territorium und dem nach Nordosten streichenden Ozarkgebirge liegt eine weite Landesstrecke, über welche die Natur nicht weniger Schauer gelegt hat, als wie dergleichen die asiatische Gobi oder die afrikanische Sahara dem Menschen furchtbar machen. Kein Baum, kein einsamer Busch giebt dem brennenden Auge einen willkommenen Anhaltepunkt; kein Hügel, keine einzige namhafte Erhöhung unterbricht die todesstarre, eintönige Ebene; kein Quell erquickt die lechzende Zunge und bringt Errettung vor dem Verschmachten, dem Jeder anheimfällt, der aus der Richtung geräth und den Weg verfehlt, welcher nach den Bergen oder einer der grünenden Prairien führt. Sand, Sand, wieder Sand und nichts als Sand ist hier zu sehen, und nur zuweilen stößt der kühne Jäger, der sich in diese Oede wagt, auf eine Strecke, welcher ein vorübergehender Regen eine scharfe, stachelige Kaktusvegetation entlockt hat, die der Fuß meidet, weil sie ihn verletzt, die Thiere verwundet und keinen Tropfen Saft enthält, welcher die glühende Zunge nur auf einen Augenblick zu kühlen vermöchte.
    Und doch durchziehen einige wenige Straßen dieses furchtbare Land. Der Mensch ist Meister der Schöpfung und macht sich selbst ihre starrsten, widerstrebendsten Punkte unterthan. Hinauf nach Santa Fé, an die Creeks, Springs und Goldfelder der Felsenberge und hinunter über den Rio Grande nach dem reichen Mexiko führen sie; aber es sind keine Straßen, wie die Civilisation sie dem Verkehre bietet, sondern was man so nennt, besteht in Nichts als dürren Stangen, die man von Zeit zu Zeit in den Sand gesteckt hat, um die Richtung anzuzeigen, welcher der langsam dahinschleichende Ochsenkarrenzug oder der schnellere Trapper und Squatter zu folgen hat. Wehe ihm, wenn er diese Zeichen, von denen dieser Theil des Südwestens den Namen Llano estacado erhalten hat, verfehlt oder wenn sie von wilden Indianerhorden oder räuberischen Jägerbanden entfernt wurden, um ihn in die Irre zu führen. Er ist verloren! –
    Weit, wie der unermeßliche, endlose Ozean, breitete sich die Wüste aus; glühend brannte die Sonne hernieder und über dem heißen Sande zitterte ein flackernder Schein, das darüber hinschweifende Auge schmerzend und blendend. Fünf lebende Wesen waren in der trostlosen Einöde sichtbar: ein Reiter, sein Pferd und drei Aasgeier, welche hoch in der Luft den beiden Ersteren folgten, als ob sie nur des Augenblicks warteten, an welchem Beide vor Erschöpfung zusammensinken und ihnen zur willkommenen Beute werden sollten. Es war doch schon der zweite Tag, daß sie dem Reiter folgten, und die scharfsinnigen Thiere mochten wittern, daß ein Menschenkind die Entbehrungen eines solchen Rittes nicht länger zu ertragen im Stande sei.
    Der Wanderer war ein noch junger Mann von vielleicht sechsundzwanzig Jahren. Er trug die gewöhnliche Tracht der Prairiejäger, ein ledernes, ausgefranstes Jagdhemd, ebensolche Leggins und Mokkassins und auf dem Kopfe einen Filzhut, dessen Farbe und Gestalt errathen ließen, daß sein Besitzer schon seit geraumer Zeit nicht mit der Civilisation in Berührung gekommen sei. Seine bleichen, erschöpften Züge, früher vielleicht geist-und lebensvoll, seine trüben, gläsernen Augen, seine blonden, wirr herniederhangenden Haare und die krampfhaft um die Büchse geballte Hand ließen errathen, daß er kaum mehr vermöge, den Entbehrungen und Anstrengungen des Rittes Widerstand zu leisten.
    Ebenso ermattet wie er war auch sein Pferd. Es war, das konnte man sofort erkennen, ein aus der Heerde herausgefangener Mustang, vor wenigen Tagen jedenfalls noch voll Muth, Kraft und Ausdauer, jetzt aber gebrochen und bis auf

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