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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gute Geschäfte. Mich aber bekommt Ihr nicht wieder zu sehen!«
    »Lebt wohl! Nach Eurem Bruder werden wir uns erkundigen. Lebt er noch, so sollen sie ihn nicht länger behalten, als wir es für gut befinden. Die Empressarios aber müßt Ihr Euch nun wo anders holen!«
    »Der Teufel soll sie holen; ich mag sie nicht!«
    Er nahm die Zügel auf, setzte die Sporen ein und flog davon. Er kannte die Gegend von früheren Zeiten her und kam also nicht in Gefahr, seinen Weg zu verfehlen. – –

V.
Schluß
    Der brave Franzisko Saldano war in ganz Vera Cruz als ein höchst frommer Mann bekannt, besuchte täglich zweimal die Messe und wußte so gottesfürchtig zu reden, als habe er die Studien seiner Muttersprache im Monasterio San Joseppo zu Quadalajara gemacht. Aber ebensogut wußte man, daß er nebst dem Himmel einen vollen Säckel liebte und nicht gern eine Gelegenheit vorübergehen ließ, diese Fülle zu vergrößern. Wenn er hinter dem Buffet thronte und die Bedienung seiner Gäste leitete, sah er sehr darauf, daß Alles fein hübsch still und säuberlich zuging und ja kein allzu kräftiges Wort sich hörbar machte. Zwar genirte dies so manchen Besucher seines Lokals gewaltig, aber man kam dennoch gern, denn man konnte sich auf seine Frömmigkeit und Menschenliebe in jeder Noth verlassen, wenn man nur nicht vergaß, daß eine Hand die andere zu waschen hat. In rechter Würdigung des Bibelwortes: »Laß Deine Linke nicht wissen, was die Rechte thut!« frug er nie, wem er eigentlich seine Hülfe gewährte. Jeder Mensch, der sie begehrte, war sein Nächster, und die Religion gebot ihm ja, sie Niemandem zu versagen, natürlich unter der Voraussetzung, daß er sich selbst der Allernächste sei.
    Es war gegen Abend. Er stand in höchst mürrischer Laune am Fenster und blickte hinaus auf den Hafenplatz. Kein einziger Gast saß in dem Zimmer, und kein Mensch ließ sich sehen, der die Ausfüllung dieser Leere beginnen wollte.
    »Ein flauer Tag, ein außerordentlich flauer Tag, nämlich für mich, obgleich er für die Seeleute gerade das Gegentheil ist,« brummte er. »Die Ebbe ist da, der Wind bläst aus Südwest, und Alles, was Segel hat, benutzt diese Gelegenheit, den Hafen zu verlassen. Wer hat da Zeit, zu Franzesko Saldano zu gehen, der auf Gäste lauert, wie eine hungrige Spinne auf Fliegen. Sogar die ›Union,‹ die erst kürzlich hier die Anker warf, scheint in See stechen zu wollen, obgleich ich ihr für den fortgelaufenen Matrosen noch keinen Ersatzmann schaffen konnte. Sie hat schneller geladen, als der Kapitän dachte.«
    Da vernahm er Pferdegetrappel, welches vor der Thür erklang und gleich darauf trat ein Fremder in das Zimmer.
    »Kommt man hier recht zu Franzesko Saldano?« frug er.
    »Der bin ich, Sennor. Aber sagt, ist Euch die fromme Sitte des Grüßens vielleicht unbekannt?«
    »Der Teufel hole Eure Sitte! Ich grüße, wenn ich Zeit und Lust habe, und gerade jetzt fehlt mir Beides dazu.«
    »Ich muß Euch sehr mahnen, mich kein solches gotteslästerliches Wort vernehmen zu lassen. Mein Haus ist ein Bethaus; es soll nicht zu einer Lästergrube werden!«
    »Betet, so viel Euch beliebt; mich aber laßt damit in Ruhe. Uebrigens, wenn Ihr gern gegrüßt sein wollt, so will ich es thun, und zwar von Eurem Bruder, der mich zu Euch sendet.«
    »Von Miguel?« frug der Wirth, jetzt mit halblauter Stimme. »Habt Ihr Geschäfte mit ihm?«
    »Ja. Jetzt suche ich eine Gelegenheit, so schnell wie möglich von hier wegzukommen.«
    »Ah – hm! Brennt es Euch auf den Nägeln? Ich glaube, Ihr seid da an den rechten Mann gekommen. Was trinkt Ihr, Sennor?«
    »Mir ist Alles recht. Bringt nur irgend einen Tropfen, und ein Glas auch für Euch!«
    Saldano eilte nach dem Buffet, brachte eine volle Flasche mit zwei Gläsern und nahm damit seinem Gaste gegenüber Platz.
    »Es scheint mir gut, daß ich gerade jetzt keine Gäste habe,« begann er, einschenkend. »Was für ein Geschäft hattet Ihr mit Miguel?«
    »Das lassen wir unerörtert, mein Lieber. Kennt Ihr den Alkalden von Morelia?«
    Saldano machte große Augen.
    »Ah – ist’s so? Hm, dann könnt Ihr auf mich rechnen! Also Ihr wollt so schnell wie möglich fort. Nach welcher Richtung, Sennor?«
    »Nach New-Orleans.«
    »Giebts heut und morgen nicht. Eine prächtige Gelegenheit nach Galveston wüßte ich. Von da aus ist’s nicht schwer, ein Schiff zu bekommen.«
    »Angenommen! Aber mir liegt daran, schleunigst und – versteht mich wohl, Saldano – ohne die gewöhnlichen

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