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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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allerdings etwas anderes. Der Mensch erhält sein Recht, und ich werde einige Linien vom Winde abfallen.«
    Die »Union« warf den Bug nach Ost hinüber. Die Mannen wunderten sich zwar über diese unerwartete Veränderung des Kurses, frugen aber nicht. Gegen Abend wurde ein langer, niedriger Streifen Landes sichtbar. Es war die Bank, welche Williams gewählt hatte. Er ließ Wilson vor sich treten.
    »Frank Holborn, mache Dich fertig, von Bord zu gehen!«
    »Was soll ich am Lande, Kapt’n?«
    »Mich begleiten.«
    Der Kapitän wollte die Angelegenheit ohne Aufregung zu Stande bringen und befahl, ein Fäßchen Wasser und einige Lebensmittel in das Boot zu nehmen, welches er mit Holborn ganz allein bestieg. Die »Union« hatte beigedreht; das Boot stieß ab und hielt auf die Bank zu.
    »Es ist nothwendig,« meinte Williams während des Ruderns, »ein kleines Proviantdepot hier anzulegen. Ich halte das Boot, und Du bringst die Sachen an das Land!«
    Sobald man landete, trug Holborn das Fäßchen auf das Trockene und holte dann auch das Säckchen Schiffszwieback. Er hatte keine Ahnung von der Absicht des Kapitäns und wunderte sich, nun zurückkehrend, sehr, daß dieser das Ruder einstemmte und das Boot vom Lande stieß.
    »Müssen wir die Sachen nicht besser bergen, Kapt’n?«
    »Nein, denn das Depot ist nur für Euch, Master Wilson. Ich brauche keinen Räuber und Mörder an Bord; darum bleibt Ihr hier zurück.
God bye!
«
    Wilson taumelte bei diesen Worten zurück; er war unfähig, einen Laut hervorzubringen, und als sich der erste Hülferuf von seinen erbleichten, zitternden Lippen rang, befand sich das Boot bereits außer Hörweite. Jetzt ballte er die Fäuste und erhob sie gegen das die Segel wieder blähende Schiff. Seine Flüche und Verwünschungen verhallten in der weiten Oede, in welcher er als das einzige menschliche Wesen zurückbleiben mußte. – –
    Die Post war von Mexiko in Vera Cruz angekommen; ihr entstiegen außer einigen Eingeborenen Forster, Summerland und Sarah.
    »Gott sei Dank,« meinte der Zweite, »daß wir diesen elenden Kasten endlich überwunden haben. Mich bringt kein Mensch wieder in eine solche Jammerarche; das ist so sicher wie meine Mütze! Aber was nun, Sir?«
    »In den Gasthof zunächst. Dann aber müssen wir uns sofort nach Wilson umsehen. Er ist auf jeden Fall hierher gegangen, um zu Schiffe das Land zu verlassen. Wir müssen also jedes Fahrzeug besuchen, welches sich segelfertig macht.«
    »Warum soll ich da erst in den Gasthof? Ich werde die Nachforschung sofort beginnen, Sir. Sagt mir nur, wo ich Euch finde!«
    »Gleich hier in diesem Hause. Es scheint allerdings ein sehr gewöhnliches zu sein, aber das ist gleichgültig. Ich führe Sarah auf ihr Zimmer und gehe dann auf das Zollamt, damit uns nichts im Wege steht, wenn wir etwa schnell abreisen müßten.«
    Summerland wandte sich dem Hafen zu. Forster sorgte zunächst für die Terzerone und begab sich dann nach dem Zollhause. Kaum hatte er seinen Namen genannt, so frug der Beamte:
    »Ist Euch vielleicht ein Kapitano Williams bekannt, Sennor!«
    »Ja. Ich bin auf seinem Schiffe hier angekommen.«
    »So gehört Euch dieser Brief, den er vor der Abfahrt hier zurückgelassen hat.«
    Forster öffnete und las ihn. Ein Blitz der Freude zuckte über sein Gesicht.
    »Giebt es vielleicht ein Fahrzeug im Hafen, welches bald nach New-Orleans geht?« frug er.
    »Der Dampfer ›Manhattan,‹ Sennor, geht noch heute ab. Ein gutes Schiff, fast neu, und ein vortrefflicher Kapitano! Er geht hinauf bis Memphis und Kairo, hält aber natürlich auch in New-Orleans.«
    »Nichts konnte besser passen als diese prächtige Gelegenheit, und Forster eilte sofort auf das Quai, um sich zu dem Dampfer rudern zu lassen. Der Kapitän desselben war natürlich zur Aufnahme der drei Passagiere bereit und willigte auch, nachdem er nur das Nöthige gehört und in die polizeilichen Empfehlungen Forsters Einsicht genommen hatte, in den kleinen Umweg nach der Mississippibank.«
    »Dieser Mensch ist ja ein wahres Ungeheuer,« meinte er. »Solches Ungeziefer muß man unschädlich machen, Sir, und obgleich ich zu einem Abstecher eigentlich nicht berechtigt bin, werde ich Euch doch zu Diensten stehen. Ich habe unten im Kielraume eine allerliebste kleine Kabine, die so fest ist, daß selbst das beste Widderschiff mir kein Loch in die Wände stoßen würde. Da hinein stecken wir ihn, und bis Ihr meinen ›Manhattan‹ mit einem Arkansassteamer vertauscht, verbürge ich mich

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