Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
dafür, daß er Euch sicher bleibt.«
    Es verursachte einige Schwierigkeiten, Summerland zu finden. Als dies geschehen war, holten die beiden Männer die Terzerone, und bald verschwanden die Häuser von Vera Cruz und die Mauern von San Juan de Ulloa hinter dem über die Fluthen dahinbrausenden Dampfer.
    Da trat Summerland mit geheimnißvoller Miene zu Forster.
    »Sagt einmal, Sir, ob wir jetzt auf hoher See sind!«
    »Natürlich!« lächelte Forster über die eigenthümliche Einleitung.
    »
Well!
So habe ich Euch dieses Ding da zu übergeben.«
    »Von wem?«
    »Von der Gräfin Hernano. Als wir Abschied von ihr nahmen, zog sie mich bei Seite und meinte, es sei für Eure mächtige Zauberin; ich sollte es Euch aber erst übergeben, wenn wir uns auf hoher See befinden.«
    Forster öffnete das kleine, zierliche Paketchen. Es enthielt ein Etui, aus dessen Innern ihm ein schmaler, feiner Goldreif entgegenblitzte, der in seiner Rosette einen großen, höchst werthvollen Diamanten umfaßte. Er hatte den Ring an der Hand der Gräfin bemerkt und das Feuer des Steines oft bewundert. Es war ein kostbares Geschenk der Gräfin für Diejenige, welche das Herz des Geliebten gegen allen Zauber gefeit hatte.
    »Und dann steckte mir auch der Graf Etwas zu. Wollt Ihr es haben?«
    »Was ist es?«
    »Hier dieser große Brief.«
    Er gab ihm ein Couvert, welches Forster öffnete. Er betrachtete die inneliegenden Papiere.
    »Ist’s möglich!«
    »Was denn, Sir?«
    »Diese Papiere, wenn ich sie annehme, machen mich zum Millionär!«
    »
Bounce!
Dann sage ich weiter nichts als: Nehmt sie an! Was steht denn drin?«
    »Es sind die vollständigen rechtsgültigen Besitztitel über zehn Legua’s des besten Landes in Texas. Tim, ich bin ganz starr vor Erstaunen!«
    »So nehmt Euch in Acht, daß Ihr nicht gar zur Salzsäule werdet wie die Hexe von Endor, damals als Sodom und Gilead unterging! Der Graf ist ein tüchtiger Kerl, Sir; das ist so gewiß wie meine Mütze!«
    »Wenn ich dieses mehr als reiche Geschenk annehme, so mußt Du Dein Theil auch haben; das versteht sich ganz von selbst.«
    »Ich? Nein, das versteht sich eben nicht ganz von selbst. Wo denkt Ihr denn hin! Tim Summerland, der alte Trapper, ein Farmer und Plantagenbesitzer! Ich säße auf meiner Legua wie der Fisch auf dem Eise und ginge schon in den ersten zwei Wochen vor Langeweile zu Grunde. Die ganze Prairie ist mein, Sir! ich brauche Euer Empressario nicht!«
    Es dauerte einige Tage, bis Forster sich an den Gedanken, Besitzer einer solchen Länderstrecke zu sein, gewöhnen konnte. Von einer Zurückweisung des Geschenkes, an die er im ersten Augenblicke gedacht hatte, war natürlich keine Rede; er durfte es ruhig annehmen, da es dem Grafen gewiß nicht das Mindeste gekostet hatte.
    Das blaue, durchsichtige Wasser wurde gelber und trüber, ein Zeichen, daß man sich der Mississippimündung nähere. Jetzt hielt der Kapitän nach Nordwest und schickte einen Mann zum Ausguck auf den Masthead. Nach und nach bildete sich vor dem Fernrohre ein dunkler Streifen, der von Minute zu Minute näher trat.
    »Das ist die westlichste Insel, Sir!« meinte der Kapitän zu Forster. »Befindet sich der Mensch wirklich dort, so werden wir ihn bald sehen.«
    »Ein Mann vor dem Glase!« meldete der Matrose. »Schwenkt die Jacke!«
    »Fallt ab nach West, Maate!« kommandirte der Kapitän. »Stopp, Maschinist! Dreht bei das Schiff!«
    Ein Boot wurde ausgesetzt, und der zweite Deckoffizier sprang mit vier Ruderern hinein, um den Winkenden zu holen.
    »Jetzt macht Euch ein wenig unsichtbar, Sir. Ich will doch einmal sehen, was der Kerl für eine Geschichte erzählen wird, um seine Lage zu erklären! Er wird sich natürlich hüten, von der ›Union‹ zu sprechen, da er dann die Frage erwarten muß, warum diese ihn im Stiche gelassen habe.«
    Forster und Summerland zogen sich in die Kajüte zurück. Sobald Wilson an Deck erschien, nahm das Schiff seinen vorigen Kurs wieder auf. Er wurde vor den Kapitän geführt, der ihn mit scharfem Blicke musterte.
    »Wer bist Du?«
    »Ich heiße Tom Hellword; meine Heimath ist Savannah in Georgia, Sir.«
    »Deine Kleidung sagt, daß Du Seemann bist. Wie kommst Du auf diese Bank?«
    »Ich fuhr mit dem Klipper ›Jowa‹, bestimmt von Havanna nach Galveston. Der letzte Sturm stieß ihn auf den Grund, und ich ganz allein rettete mich auf die Insel.«
    »Und wer rettete das Wasserfaß und den Proviant, den man bei Dir fand?«
    »Wilson konnte eine Verlegenheit nicht ganz

Weitere Kostenlose Bücher