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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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meine Sachen jetzt bei Dir; ich werde sie abholen lassen!«
    Er ging mit Sarah weiter. Die Druckerei, an welcher der Weg vorüberführte, war erleuchtet. Er hatte sich auf eine Ueberraschung Marga’s vorbereitet und trat ein, um ein Gedicht für das Morgenblatt zu übergeben. Es wurde sofort acceptirt.
    Im Hause des Bankiers war man zur Ruhe gegangen, wie die dunklen Fenster zeigten, aber bei Mutter Smolly war noch Licht.
    »Ich gehe nicht hinein, Sir; ich fürchte mich!« meinte Sarah.
    »So warte im Flur bis Du gerufen wirst.«
    Er klingelte. Die Wirthin selbst erschien unter der sich öffnenden Thür.
    »Wer – – Himmel, Sir, ists möglich!«
    Fast wäre ihr vor freudiger Ueberraschung das Licht aus der Hand gefallen.
    »Es ist wirklich und also auch möglich, meine beste Mutter Smolly. Habt Ihr meine Zimmer vielleicht anderweit vermiethet?«
    »Vermiethet? Wo denkt Ihr hin! Ich hätte sie zehn Jahre lang für Euch reservirt. Aber tretet ein, schnell; Ihr müßt von der weiten Reise ja ganz entsetzlich ermüdet sein!«
    Sie führte ihn in den Salon, wo sie erwartungsvoll ihm gegenüber Platz nahm.
    »Wie ist es denn gegangen, Sir? Habt Ihr ihn gefunden? Habt Ihr Sarah gesehen? Ich habe in dieser Zeit mehrere Mädchen gehabt, aber alle wieder entlassen müssen.«
    »Ich habe ihn gefunden.«
    »Wirklich? und Euer Geld?«
    »Habe ich wieder, auch die fünfzigtausend Dollars von Master Olbers.«
    Sie schlug verwundert die Hände zusammen.
    »Das ist ja ganz außerordentlich; das muß ich hören; bitte, erzählt, Sir!«
    Er erfüllte ihre Bitte in möglichster Kürze. Als er am Schlusse bemerkte, daß die Terzerone draußen stehe, sprang sie auf und eilte hinaus.
    »Sarah!«
    »Ma’am!«
    »Wirst Du mir wieder fortgehen?«
    »Nie!« weinte das Mädchen.
    »So bleib und denke daran, daß es nirgends so gut ist wie bei Mutter Smolly!«
    Zu Forster zurückgekehrt, berichtete sie ihm von Marga, die täglich herübergekommen sei und nur von ihm gesprochen habe.
    Er hörte ihr mit glücklichem Lächeln zu, bat sie, seine Ankunft morgen früh noch zu verschweigen und begab sich dann hinauf in seine Wohnung, wo er bald dem wohlverdienten Schlafe in die Arme sank.
    Als er erwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Drüben waren die Fenster und die Balkonthür geöffnet. Marga saß, mit einer Arbeit beschäftigt, auf dem letzteren, und er bemerkte, wie fleißig ihre Augen zu seinen Fenstern herüberschweiften.
    Da kam auch der Bankier und brachte die Zeitungen. Sie theilten sich in die Blätter und lasen.
    »Wie schön sie ist, wie schön, rein und gut! Sie könnte nie eine Gräfin Hernano sein!«
    Er machte so schnell wie möglich Toilette, nahm dann das Opernglas und stellte sich beobachtend hinter die Gardinen. Da zuckte sie zusammen; eine tiefe Röthe glitt über ihr schönes Angesicht, die Hand fuhr nach dem Herzen und ihre Augen flogen herüber zu ihm. Im Nu stand er auf dem Balkon und grüßte.
    »Papa!« rief sie so laut, daß er es hörte, und erhob zeigend den Arm.
    Olbers blickte herüber und sprang überrascht vom Stuhle empor.
    »Sir – ah, herüber, herüber, schnell, schnell!«
    Forster nickte zustimmend und verließ den Balkon. Drüben kamen ihm Vater und Tochter bereits auf dem Korridor entgegen.
    »Willkommen, Master Forster! Kommt nur rasch herein! Wie ists gegangen?«
    Er trat ein, zog die Brieftasche hervor und öffnete sie.
    »Wollt Ihr einmal diese Papiere betrachten, Master Olbers?«
    »Ja. Ah – meine Wechsel und Anweisungen! Ists möglich? Marga, es ist nichts verloren, kein Penny, kein einziger!«
    »Auch ich habe mein Geld wieder. Und hier, bitte, lest einmal dies!«
    Der Bankier warf einen Blick auf die Bogen, riß sie ihm dann aus der Hand und trat damit zum Fenster.
    »Grants, Empressario’s, – zehn Legua’s! Master Forster, das ist unglaublich, das ist ja ein ganzer Staat, ein ganzes Territorium!«
    »Und doch ists wahr! Das Land kostet mich keinen Dollar; ich habe es geschenkt erhalten.«
    »Geschenkt? Einen Werth von Millionen? Erzählt, wenn ich es glauben soll!«
    Er mußte berichten und that es hier mit der größten Ausführlichkeit. Mit athemloser Spannung hörte man ihm zu. Als er geendet hatte, erhob sich Olbers und faßte seine Hand.
    »Master Forster, Ihr seid nicht nur ein Dichter, sondern auch ein ganzer Mann! Marga, wer hätte das gedacht, als wir ihn zum ersten Male trafen! Ihr seid reich, zehnmal reicher als ich, Sir. Wie soll ich Euch danken? Mit Geld kann ich es

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