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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Aufenthalte dienenden Räume lagen. Ich konnte ihnen jetzt keine große, zeitraubende Beachtung schenken, sondern gab Omar einen Wink, mit der Reiseapotheke, welche er umhängen hatte, hier des Weiteren zu harren und folgte dem Wegweiser in den Divan des Hausherrn.
    Es war ein geräumiges, halbdunkles und hohes Zimmer, durch dessen vergitterte Fensteröffnungen ein wohlthuendes Licht fiel. In Folge der aufgeklebten Tapeten, Arabesken und Ornamente hatte es einen wohnlichen Anstrich erhalten, und die in einer Nische stehenden Wasserkühlgefäße erzeugten eine recht angenehme Temperatur. Ein Geländer trennte den Raum in zwei Hälften, deren vordere für die Dienerschaft, die hintere aber für den Herrn und die ihn besuchenden Gäste bestimmt war. Den erhöhten Hintergrund zierte ein breiter Divan, welcher von einer Ecke bis in die andere reichte und auf welchem Abrahim-Arha, »der Besitzer von vielen Beuteln,« mit untergeschlagenen Beinen saß.
    Er erhob sich bei meinem Eintreten, blieb aber der Sitte gemäß vor seinem Sitze stehen. Da ich nicht die gewöhnliche Fußbekleidung trug, so konnte ich mich ihrer auch nicht entledigen, sondern schritt unbekümmert um meine Lederstiefel über die kostbaren Teppiche und ließ mich an seiner Seite nieder. Die Diener brachten den unvermeidlichen Kaffee und die noch nothwendigeren Pfeifen, und nun konnte das Weitere folgen.
    Mein erster Blick war natürlich nach seiner Pfeife gewesen; denn jeder Kenner des Orientes weiß, daß man an derselben sehr deutlich die Verhältnisse ihres Besitzers zu erkennen vermag. Das lange, wohlriechende und mit starkvergoldetem Silberdraht umsponnene Rohr hatte gewiß seine tausend Piaster gekostet. Theurer aber noch war das Bernsteinmundstück, welches aus zwei Theilen bestand, zwischen denen ein mit Edelstein besetzter Ring hervorschimmerte. Der Mann schien wirklich »viel Beutel« zu besitzen, nur war dies kein Grund, mich befangen zu machen, da mancher Inhaber einer Pfeife im Werthe von zehntausend Piaster seinen Reichthum doch nur den geknechteten Unterthanen entwendet oder geraubt hat. Lieber also einen Blick in das Gesicht!
    Wo habe ich doch nur diese Züge schon einmal gesehen, diese schönen, feinen und in ihrer Mißharmonie doch so diabolischen Züge? Forschend, scharf, stechend, nein, förmlich bohrend senkt sich der Blick des kleinen, unbewimperten Auges in den meinen und kehrt dann kalt und wie beruhigt wieder zurück. Glühende und entnervende Leidenschaften haben dem Gesichte ihre immer tiefer eindringenden Spuren aufgravirt; die Liebe, der Haß, die Rache, der Ehrgeiz sind einander behülflich gewesen, eine großangelegte Natur in den Schmutz des Lasters zu reißen und dem Aeußeren jenes undefinirbare Etwas aufzudrücken, welches der Reinheit ein sicheres Warnungszeichen ist. Wo bin ich diesem Manne begegnet? Ich muß mich besinnen, aber das fühle ich, unter freundlichen Umständen ist es nicht gewesen.
    »Salem aleïkum!« tönte es langsam zwischen dem vollen, prächtigen, aber schwarzgefärbten Barte hervor. »Möge Allah Balsam wachsen lassen auf den Spuren Deiner Füße und Honig träufeln von den Spitzen Deiner Finger, damit mein Herz nicht mehr höre die Stimme seines Kummers!«
    »Gott gebe Dir Frieden und lasse mich finden das Gift, welches an dem Leben Deines Glückes nagt,« erwiederte ich seinen Gruß, da nicht einmal der Arzt nach dem Weibe eines Muselmannes fragen kann, ohne den größesten Verstoß gegen die Höflichkeit und Sitte zu begehen.
    »Du bist ein weiser Arzt und Deine Hand ist mit Erfolg begabt, als hätte sie der Prophet gesegnet. Du wirst die Krankheit finden und besiegen.«
    »Der Herr ist allmächtig; er kann retten und verderben; nur ihm gebührt die Ehre. Doch wenn ich helfen soll, so sprich!«
    Diese directe Aufforderung, ein, und wenn auch unbedeutendes Geheimniß seines Harems preiszugeben, schien ihn unangenehm zu berühren, trotzdem er darauf vorbereitet sein mußte; doch versuchte er sofort diese Schwäche zu verbergen und befolgte meine Aufforderung.
    »Du bist aus dem Lande der Ungläubigen, wo es keine Schande ist, von Der zu sprechen, welche die Tochter einer Mutter ist?«
    Ich nickte zustimmend, innerlich sehr amüsirt über die Art und Weise, mit welcher er es umgehen wollte, von seinem Weibe zu sprechen.
    »Auch der Gläubige darf ohne Aergerniß von den Frauen in Frankhistan sprechen. Erlaube, daß ich es thue!«
    Ein zweites Neigen des Kopfes war meine Antwort.
    »Wenn das Weib

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