Der Gladiator
geschlafen. Das ist ein Unterschied.«
»Jedenfalls habe ich sie mehr geliebt als dich; denn dich kann man nicht lieben, du hast ein Herz aus Stein.«
Tertulla tobte: »Warum gibst du mir nicht den Scheidebrief? Ich kann auch ohne dich leben. Ich werde es dir sagen: Du hängst an meinem Geld.«
»Ich brauche dein Geld nicht. Ich war zwar kein Krösus, als ich dich zur Frau nahm, aber arm war ich gewiß nicht. Mein Beruf als Gladiator ist einträglich und – er schafft mir Befriedigung. Jeder Sieg, den ich errungen hatte, machte mich stolz. Aber nicht ein einziges Geschäft, das ich abgeschlossen habe, hat mich wirklich befriedigt. Im Gegenteil. Es widert mich an, die trägen Beamten des Staates zu bestechen, sich ihre Gewogenheit erkaufen zu müssen, und Leute, die um Kredite betteln, auf ihre Kreditwürdigkeit auszuforschen.«
»Dann gehe doch zurück in den Staub der Arena, laß dich erschlagen, erstechen oder von wilden Tieren zerfleischen, laß dich meinetwegen von den Weibern als Held verehren, aber laß die Finger von Geldgeschäften.«
In ihrer Erregung hatten die beiden nicht bemerkt, daß der Schreiber Cornelius Ponticus den Raum betreten hatte und unfreiwilliger Zeuge der Auseinandersetzung geworden war. »Verzeiht, Herr«, unterbrach er schließlich den harten Wortwechsel, »ich habe Euch eine wichtige Mitteilung zu machen!« Vitellius blickte sich um. »Es geht um den Bau der Getreideflotte. Ich komme soeben vom Forum und habe erfahren, daß der Auftrag vergeben sei.«
»Und?« fragte Vitellius sichtlich aufgebracht.
»Wir sind leer ausgegangen.«
Tertulla brach in ein hämisches Gelächter aus. Ihre Lachkrämpfe wirkten widerlich, und Vitellius mußte an sich halten, um seiner Frau nicht ins Gesicht zu schlagen.
»Da hast du's, du Versager!«
Vitellius tat, als hörte er Tertullas Worte nicht. »Woher hast du diese Nachricht?«
Cornelius Ponticus antwortete: »Der Prätor Domitius erzählte es auf dem Forum. Er sagte, er habe bei der Entscheidung mitgewirkt. Die drei Geldverleiher, die das Amphitheater finanzieren, hätten den Zuschlag erhalten.«
Vitellius warf sich einen Umhang über. Er war wütend. »Komm!« sagte er zu seinem Schreiber, und als der fragte: »Wohin gehen wir?« war die Antwort: »Zu Domitius, dem Prätor!«
Domitius residierte in einem vornehmen Stadtpalais.
»Melde deinem Herrn, Vitellius wünsche ihn zu sprechen!« sagte er dem Türstehersklaven. Der verschwand sich verbeugend, kehrte kurz darauf zurück und geleitete die beiden in das Atrium.
Domitius erschien freundlich verlegen lächelnd, angetan mit der Purpurtoga, wie es seinem Rang entsprach. »Sei gegrüßt, Vitellius!«
Der kam sogleich zum Thema und erzählte, was ihm zu Ohren gekommen sei. Vitellius erwartete von Domitius eine beschwichtigende Erklärung, eine entrüstete Beteuerung, das alles sei gar nicht wahr, aber nichts dergleichen geschah. Mit einem unverschämten Grinsen antwortete Domitius: »In der Tat, so ist es.«
Dem Gladiator verschlug es die Sprache, und es dauerte eine ganze Weile, bis er seine Worte wiederfand. »Domitius«, begann er, »ich zahle dir seit geraumer Zeit allmonatlich tausend Sesterze, weil ich glaube, daß mir dein Einfluß bei den Staatsgeschäften nützlich ist. Und wie du weißt, bist du nicht der einzige, der sich einer solchen Gunst erfreut. Nahezu jeder höhere Beamte in Rom erhält von mir irgendwelche Zuwendungen. Ich gebe dieses Geld nicht aus, weil ich nichts Besseres damit anzufangen wüßte, ich fand es im Gegenteil bisher gut angelegt, weil es in Form hoher Staatsaufträge zurückfloß. Nun bin ich zweimal leer ausgegangen. Man verlacht mich bereits öffentlich, weil mir drei Zwerge das Geschäft wegnehmen. Was hast du dazu zu sagen?«
Der Prätor ging unruhig auf und ab. Vitellius beobachtete, wie er nach einer Antwort suchte. Unwillkürlich mußte er an Antonia denken, die von diesem Mann so stiefmütterlich behandelt wurde. Daß er mit seiner Frau ein Verhältnis hatte, erschien ihm jetzt beinahe wie eine Genugtuung.
»Gewiß«, begann Domitius umständlich, »tausend Sesterze sind viel Geld …«
»Es ist viel mehr, als dir dein Amt als Prätor einbringt«, unterbrach ihn Vitellius.
»… aber«, fuhr Domitius fort, »eintausendfünfhundert sind mehr, ich meine, du bist nicht der einzige, dem meine Gunst teuer ist.«
Vitellius wurde aschfahl im Gesicht. »Willst du damit sagen, daß andere dir mehr geboten haben?«
Im selben Augenblick betrat eine
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