Der Gladiator
flüsterte: »Zehn Purpurträger würde ich geben für einen Gladiator wie dich!« Und dabei suchte sie mit ihrer Zunge seinen Mund. Vitellius, der fürchtete, sie könnten gesehen werden, zog Antonia in einen der zahlreichen muschelförmigen Pavillons. Kaum hatten sie sich in der Kühle des grottenartigen Raumes auf einer weißen Marmorbank niedergelassen, begann Antonia sich sitzend der Kleider zu entledigen, sie schälte sich langsam aus ihren duftenden Hüllen, und Vitellius sah das, was er bisher nur erfühlt und geahnt hatte, plötzlich vor seinen Augen. Welche Brüste hingen da pfirsichweich vor ihm, schwangen in jeder Bewegung ihres rosigen Körpers mit, und dort, wo ihre langen Beine unter zartem Flaum zusammenwuchsen, leuchteten rosige Lippen.
»Nimm mich«, bat Antonia flehentlich und öffnete die Schenkel, und als sie das Zögern des Gladiators bemerkte, stöhnte sie leise: »Seit Jahren habe ich keinen Mann in mir gespürt, seit Jahren zeigt mein Gemahl an mir kein Interesse mehr, nimm mich!« Mit zitternder Hand griff sie unter die Tunika von Vitellius und liebkoste mit ihren langen schmalen Fingern sein Glied. Der schloß die Augen und genoß die Sinnlichkeit der Frau in vollen Zügen. Schließlich vergaß er alles um sich her und gab Antonia, wonach sie sich sehnte …
»Was bist du für ein Mann!« flüsterte Antonia, als sie im Dämmerschein aus ihrer Ekstase erwachten, und der gab zurück: »Wie gut du bist, Antonia.« Sie lagen sich eine Weile in den Armen.
»Du haßt deinen Mann?« fragte Vitellius plötzlich.
»Ich hasse ihn nicht«, antwortete Antonia, »aber ich liebe ihn auch nicht. Als Hüter der Staatskasse ist er mit seinem Amt verheiratet. Mir fehlen die Beweise, aber ich glaube, er hält sich irgendwelche Frauen, mit denen er seine Bedürfnisse befriedigt. Jedenfalls kann ich mir es anders nicht vorstellen.«
»Das muß nicht sein!« sagte Vitellius. »Meine Frau Tertulla ist so geartet, daß sie jegliche Freuden der Venus ablehnt. Sie würde auch keinen anderen Mann ansehen. Das ist ein schwacher Trost.«
»Du als Mann hast es aber leichter. Ein Mann geht ins Lupanar, hält sich eine heimliche Geliebte und bezahlt ihr vielleicht sogar eine Wohnung in einer Insula; und wenn er es gar nicht mehr aushält, schickt er der Ehefrau den Scheidebrief. Eine Frau muß warten, bis der Mann sie entläßt, und hat sie nicht Vermögen mit in die Ehe gebracht, dann bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich in die Arme eines anderen Mannes zu werfen.«
»Du willst dich von deinem Mann trennen?«
Antonia schwieg.
»Wäre es nicht besser, wir würden deinem Mann unser Verhältnis eingestehen?« fragte Vitellius. »Er ist immerhin Prätor.«
Das aber lehnte Antonia ab. Schließlich hätten sie genug Möglichkeiten, sich heimlich zu treffen. »Oder läßt dir dein Beruf nur jeden Monat einmal Zeit, dich mit mir zu treffen?«
»Sprich nicht vom Geschäft«, bat Vitellius, »beim Merkur, es gibt Erfreulicheres! Du hast mich jüngst sehr getroffen, als du sagtest, ich sei für meine Rolle nicht geschaffen. Du hattest recht. Ich bin in eine Rolle gedrängt worden, die mir nicht liegt und für die mir jeder Antrieb fehlt.«
»Ich kenne deinen Beruf«, sagte Antonia zum erstaunt aufhorchenden Vitellius. »Domitius, mein Mann, redet viel über seine Geldgeschäfte. Dabei fiel oft auch dein Name. Domitius zählt übrigens zu deinen Bewunderern. Er findet es fabelhaft, wie du dich vom Gladiator zum Bankier gewandelt hast; aber Domitius kennt nur Zahlen. Neulich sprach er über dein Angebot zur Finanzierung der neuen Getreideflotte.« Antonia begann ihre Kleider anzuziehen.
»Und wie stehen meine Chancen?« Vitellius war mit einem Mal hellwach, vergessen war das erregende Liebesspiel mit dieser Frau, jetzt war er wieder der Bankier Vitellius.
»Dein Angebot ist mir nicht mehr gegenwärtig«, sagte Antonia, »wie lauteten deine Bedingungen?«
»Ich fordere für hundert Millionen Sesterze neun Prozent Zins und eine fünfprozentige Tilgung nach fünf Jahren.«
»Richtig, so war es. Deine heftigste Konkurrenz kommt von einem Bankenkonsortium, das ein ähnlich günstiges Angebot abgegeben hat. Nun wird es wohl darauf ankommen, die wichtigsten Beamten und Berater des Kaisers zu bestechen …«
»Wenn Domitius von unserem Verhältnis erfährt, bin ich verloren, dann kann ich die Getreideflotte in den Wind schreiben!«
»Er wird es nicht erfahren, und außerdem zahlst du ihm ein angemessenes
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