Der gläserne Drache
Herold der Sieg zugesprochen.
Auch beim Waffengang mit der Lanze geschah das Gleiche: Kurz bevor meine Lanze auf Romando traf, entfiel die Waffe meinem plötzlich steif gewordenen Arm, und wiederum wurde er zum Sieger erklärt.
Da ich nun bereits zwei der drei angesetzten Kämpfe verloren hatte, wurde ich von den weiteren Prüfungen ausgeschlossen. Somit war mir die Schwertleite versagt und ich hätte erst zwei Jahre später wieder zur Prüfung antreten können.
Erugal war enttäuscht. Er hatte fest damit gerechnet, dass ich den Ritterschlag erhalten würde. Doch als ich ihm die seltsamen Umstände meines Versagens mitteilte, horchte er auf. Auch er hatte bereits Gerüchte gehört, dass Romandos Vater Wordan sich der dunklen Mächte bediente, und so wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn auch der Sohn gelernt hätte, Zauberei einzusetzen.
Doch was hätte Erugal unternehmen können? Hätte er die beiden öffentlich der Zauberei angeklagt, hätte man es als Verleumdung angesehen, weil er sich über die Niederlage seines Schützlings ärgerte. Aber er versprach mir, im Geheimen mit seinem Onkel darüber zu reden.“
„Wenn Romando dir so übel mitgespielt hat, wieso stehst du dann in seinen Diensten?“ fragte Wigo verständnislos.
Tanis war ärgerlich, dass der Bruder Malux‘ Erzählung unterbrochen hatte. „Kannst du es wieder nicht abwarten? Malux wird uns schon sagen, warum!“ fuhr er Wigo an.
„Ja, das werde ich, wenn ich nicht ständig unterbrochen werde“, lächelte Malux. „Dann schaffe ich es vielleicht auch, meine Erzählung zu beenden, bevor wir zum Abendessen hinein müssen.
Also hört weiter!
Als Erugal seinem Onkel von seiner Vermutung berichtete, machte dieser ein besorgtes Gesicht.
„Deine Geschichte bestätigt den Argwohn, den ich und einige meiner Freunde schon lange hegen“, sagte Prios. „Doch wir konnten bisher keine unwiderlegbaren Beweise für die Umtriebe der beiden finden. Und nur mit dem bloßen Verdacht, dass Vater und Sohn schwarze Magie betreiben, können wir keine Anklage beim König erheben. Leider reicht auch die Vermutung deines Knappen dazu nicht aus, obwohl es offensichtlich ist, dass das nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.
Da ich selbst den Knappen zur Prüfung zugelassen habe, weiß ich, wie gut er im Umgang mit den Waffen ist. Er hätte Romando auf jeden Fall besiegen müssen.
Es bleibt uns aber nichts anderes übrig, als abzuwarten, dass uns Wordan irgendwann den Beweis für seine dunklen Umtriebe gibt. Dann können wir auch diese Turnierentscheidung anfechten.“
Hätten wir nur schon gewusst, was Wordan und Romando zu dieser Zeit bereits im Schilde führten! Aber so nahm das Verhängnis seinen Lauf!
Drei Tage später war das Turnier zu Ende und das große Abschlussfest wurde gefeiert. Als alles in der Nacht in tiefem Schlaf lag, berauscht vom Festwein, drang eine große Schar vermummter Gestalten in die Burg ein.
Die wenigen Wachen waren schnell niedergemacht. Dann drangen die Mörder in das Schlafgemach von Prios und seiner Gemahlin ein und töteten beide. In der Nachbarstube hörte die Amme der vor wenigen Wochen geborenen Zwillinge des Fürstenpaares den Lärm. Geistesgegenwärtig ergriff sie die beiden Säuglinge und flüchtete mit ihnen aus der anderen Tür.
Dort kam ihr Erugal mit gezogenem Schwert entgegen, der bisher den Klingen der Mörder entgangen und herbeigeeilt war, um seinen Verwandten zu schützen.
„ Rette die Kinder!“ flüsterte er der Amme rasch zu. „Du kennst den Geheimgang aus dem Schloss! Bring sie zum Heiligtum der Göttin Gasmira, dort sind sie in Sicherheit. Wenn es mir gelingt, hier lebend herauszukommen, werde ich mich um sie kümmern.“
Dann stü rzte er in das Schlafgemach des Fürsten. Doch die Übermacht war zu groß! Der edle junge Ritter wurde ebenfalls niedergemacht. Dann verschwanden die Mordbuben genauso plötzlich, wie sie gekommen waren.
Ich fand Erugal wenige Minuten später. Er lebte noch, und als ich mich zu ihm niederbeugte, flüsterte er mir zu: Die Amme hat die Zwillingsknaben gerettet! Du findest sie in Gasmiras Tempel. Bring sie zum König, er wird sich Ihrer annehmen!“
Ich schwor ihm einen heiligen Eid, sein Vermächtnis zu erfüllen. Noch einmal drückte er meine Hand, d ann starb er in meinen Armen.
Mittlerweile war das ganze Schloss auf den Beinen. Die Ritter und Gäste suchten die ganze Gegend ab, aber die Mörder waren verschwunden. Auch Wordan und
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