Der gläserne Drache
etwas geschehen, was Magritta aus dem Zimmer laufen lässt. Du wirst dann Zeit genug haben, deine Aufgabe auszuführen, ohne dass dich jemand dabei sieht. Wir werden dir heute Abend noch genau sagen, was du machen musst. Aber nun müssen wir hinuntergehen, um mit den Jungen zu besprechen, wie wir Magritta in ihre Schranken weisen und das Leben des Gesindes wieder erträglicher machen können.“
Maya sagte nichts, aber der Ausdruck in ihren Augen zeigte nur zu deutlich, dass sie an Tamiras Worten zweifelte.
Die Jungen saßen bereits am Tisch, als Anina und Tamira ins Speisezimmer kamen. Da keiner der Diener zu sehen war und auch Magritta durch Abwesenheit glänzte, erzählten die Mädchen sofort, was sie durch Maya erfahren hatten.
„Wir müssen irgendetwas tun, das Magritta davon abhält, ihre Wut an den anderen auszulassen, weil sie sich nicht traut, sich an uns zu rächen. Ich hätte da auch schon eine Idee!“ sagte Tamira verschmitzt.
„ Anina, Tanis, eure größte Fähigkeit ist das Bewegen von Gegenständen. Traut ihr euch zu, Magritta samt einem Sessel durch die Gegend zu befördern?“
Tanis sah Anina an, dann nickte er. „Ja, das dürfte kein Problem sein, wenn wir sie dabei sehen können. In ihren Räumen jedoch dürfte das schwierig sein, da wir die genauen Gegebenheiten nicht kennen.“
„Ich denke, es sollte hier am Tisch geschehen“, sagte Tamira. „Wir sollten sie zu uns bitten, weil wir etwas Dringendes mit ihr zu besprechen haben. Sie wird nicht wagen, uns das abzuschlagen.
Sitzt sie dann hier am Tisch, werden wir sie freundlich bitten, ihr Benehmen den Bediensteten gegenüber zu ändern, da wir ansonsten leider etwas gegen ihre Ungerechtigkeit unternehmen müssten. Wir kennen Magritta ja mittlerweile so gut, dass wir wissen, dass sie sich unsere Einmischung sofort verbitten wird.
Das ist der Augenblick, in dem ihr sie mitsamt ihrem Sessel – so heftig wie es euch möglich ist – durch den Saal befördern sollt.
Ich wette, das wird ausreichen, sie ganz schnell gefügig zu machen, da sie ja nicht weiß, was wir sonst noch alles mit ihr anstellen könnten.
Was haltet ihr davon? Traut ihr euch das zu?“
„Fantastisch!“ grinste Wigo. „Dieser Plan hätte glatt von mir stammen können!“
Auch Anina und Tanis lachten. „Ja, das wird Spaß machen!“ sagte Anina. „Es wird ihr nicht wehtun, aber es wird ihr einen so gehörigen Schrecken einjagen, dass sie sich in Zukunft wohl besser benehmen wird.
Wir können ganz einfach nicht zulassen, dass alle hier im Haus für uns leiden müssen.“
„Gut! Dann wollen wir Magritta rufen lassen.“ Tamira klatschte in die Hände, und kurze Zeit darauf trat einer der Diener ein und verbeugte sich.
„Bitte Magritta, sie möge hierher kommen, da wir gern etwas Wichtiges mit ihr besprechen möchten“, sagte sie zu dem Mann, der daraufhin sofort wieder hinauseilte.
Nach ein paar Minuten war er wieder da und sagte: „Magritta bittet Euch um ein wenig Geduld, da sie noch mit unaufschiebbaren Dingen beschäftigt ist. Sie wird sich jedoch bemühen, sich noch vor Beendigung Eures Mahles hier einzufinden.“
Als der Mann die Tür hinter sich geschlossen hatte, lachten die vier Freunde los.
„Das war doch klar, dass sie nicht sofort hier erscheint!“ feixte Tanis. „Uns warten zu lassen soll bezwecken, dass wir uns nur ja nicht einbilden, dass sie sich von uns etwas befehlen lässt.“
„Aber sie wird kommen“, sagte Wigo, „da sie ja nicht weiß, was wir sonst mit ihr anstellen! Also lasst uns in Ruhe zu Ende essen.“
Die Freunde hatten gerade ihre Mahlzeit beendet, als die Tür aufging und Magritta hereinkam. Höflich erhoben sich die vier jungen Leute und wünschten ihr einen guten Abend. Tanis stand auf und rückte auffordernd den Lehnsessel am Kopfende für sie zurecht. Dann stellte er sich hinter Anina.
Zögernd setzte Magritta sich nieder. Man sah ihr an, dass es ihr äußerst unangenehm war, bei den Vieren am Tisch Platz nehmen zu müssen.
„Nun, was gibt es so Wichtiges, das euch veranlasst, mich von meinen Aufgaben abzuhalten?“ sagte sie hoheitsvoll.
„Uns ist zu Ohren gekommen, dass Ihr Eurem Unmut über uns damit Ausdruck verleiht, dass Ihr das Gesinde misshandelt und schikaniert“, sagte Wigo in freundlichem Ton. „Das jedoch ist etwas, das wir nicht zulassen wollen.
Es erscheint uns ungerecht, dass Ihr andere für uns leiden lasst. Eine so gefestigte
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