Der gläserne Drache
ist. Dann wird uns eine ausreichende Frist bleiben, das Buch zurückzubringen.“
„Und außerdem bleibt uns gar keine andere Möglichkeit, als dieses Risiko einzugehen“, sagte Tanis, der gerade hinzugekommen war und die letzte Bemerkung seines Bruders gehört hatte, „da wir nicht wissen, wie oft wir noch Gelegenheit haben, uns ungesehen in Romandos Räume zu schleichen.
Wenn wir uns gegen Romando wappnen wollen, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als es auf diese Weise zu versuchen.
Doch sag, Wigo, was hast du über die Prophezeiung herausgefunden?“
„Eine Menge!“ sagte Wigo. „Und daher haben wir auch jetzt keine Zeit, dass ich euch alles erklären kann, denn als ich hinausging, waren die Mägde schon dabei, den Tisch zu decken.
Wir werden das alles heute Nachmittag besprechen, wenn wir mit Malux ausreiten. Dann brauche ich auch nicht alles zweimal zu erzählen.“
*****
Als sie nach dem Essen zu Malux kamen, standen ihre Pferde bereits gesattelt vor dem Stall. Das ließ darauf schließen, dass auch er begierig war, den Bericht der Zwillinge so schnell wie möglich zu hören.
Im Galopp stürmten sie die Parkwege entlang auf das Wäldchen zu.
Schon während er absprang, fragte Malux: „Nun, wie ist es gelaufen?“
„Sehr gut!“ sagte Wigo und ließ sich unter dem Baum nieder. „Der Schlüssel passt perfekt, und wir haben ein Buch mit Zaubersprüchen mitgehen lassen, damit wir lernen können, uns gegen Romando zu wehren. Und ich konnte alles über die Prophezeiung herausfinden.“ Als Tanis ihn erstaunt ansah, sagte er: „Wann hätte ich es dir sagen sollen? Aber nun gut, jetzt sind wir alle beisammen, also hört:
Warum der Drache zu Glas wurde, wisst ihr alle, und auch das vorhergesagt ist, dass er erlöst werden kann. Ich hatte damals nicht die Zeit, auch noch zu lesen, wie das vonstattengehen kann, nur dass es durch vier eng verbundene Seelen möglich wird, hatte ich herausgefunden.
Diese Vier können den Drachen erneut zum Leben erwecken, wenn sie ihre Kräfte auf eine bestimmte Art verbinden und diese dann auf den Drachen richten. Es gibt eine Zeichnung in dem Buch, die vier Menschen zeigt, die sich im Kreis an den Händen halten und diese nach oben strecken. Das Buch sagt weiter, dass alle vier ihre Gedanken mit dem Wunsch auf den Drachen richten, er möge in seine vorherige Gestalt zurückkehren.
Dazu müssen sie jedoch zuerst in die Höhle gelangen, wo das gläserne Abbild des Drachen seit Jahrhunderten steht. Aber auf dem Weg zur Drachenhöhle gibt es ein riesiges Dornengebüsch, das den Zugang verwehrt. Kein Schwert, kein Zauber kann dieses Gebüsch durchdringen. Nur die magischen Flammen aus den Händen der vier Vereinten kann die gewaltige Dornenhecke zerstören. Doch noch ein weiteres Hindernis liegt auf dem Weg in die Drachenhöhle.
Ein mächtiger Felsbrocken versperrt den Zugang zur Höhle. Auch er ist durch keinen Zauber eines Einzelnen zu bewegen, doch auch hier kann die geeinte Kraft der vier Erwählten bewirken, dass der riesige Stein den Eingang frei gibt.
Dies alles muss jedoch an einem bestimmten Tag geschehen.
Nur am fünfzehnten Tag des ersten Herbstmonats, und auch nur dann, wenn der Mond in seine volle Phase tritt und die drei Planeten Cano, Morros und Veira mit ihm in einer Reihe am Himmel stehen, ist die Erlösung möglich, da der Drache an einem solchen Tag verwandelt wurde.
Doch diese Konstellation ergibt sich nur alle zwölf Jahre einmal.
Doch es ist auch vorhergesagt, dass dem Drachen im Augenblick seiner Verwandlung große Gefahr droht.
Wenn ihn die vier Vereinten nicht schützen, wird er erneut ein Opfer böser Magie. Sie müssen daher alle ihre Kräfte einsetzen, jeden Zauberspruch von ihm abwehren und die Quelle des Bösen unschädlich machen. Doch die Quelle des Bösen ist für die Erlösung unverzichtbar, da sich nur im Beisein dieses Gegenpols die volle Macht der Vier entfalten kann.
Nur wenn das gelingt, werden die Menschen auch weiterhin vor dem Drachen sicher sein.“
Alle hatten Wigos Geschichte mit atemloser Spannung zugehört. Jetzt räusperte sich Malux erregt und sagte:
„Jetzt weiß ich, warum Romando es so eilig hat! Ihr als Bauernkinder müsstet es euch eigentlich fast denken können, eher als ich.
Aber am Hofe von Fürst Prios gab es einen Astronomen, der die Besonderheiten am Himmel beobachtete und genaue Aufzeichnungen machte. Er kannte diese besondere Konstellation der Planeten. Da
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