Der gläserne Drache
schlecht bei dem Gedanken, Romando könne uns auf die Schliche kommen. Denn mir ist noch nicht klar, wie wir unsere Kräfte zur Vollendung bringen sollen.
Wir können hier nicht versuchen, ein Ding zu bewegen, dass die Größe eines solchen Felsbrockens haben könnte, da es so etwas hier nicht gibt. Und wenn wir den Pavillon von seinem Platz rücken, würde das wohl kaum ohne Aufsehen möglich sein. Und wollten wir ein Feuer entfachen, wie es wohl für die Vernichtung des Dornengestrüpps nötig sein wird, müssten wir den Wald in Brand setzen.
Ich möchte nicht sehen, was Romando dazu sagen würde!“
Tamira lachte. „Ich stelle mir gerade das Gesicht des Zauberers vor, wenn sein Pavillon durch die Luft fliegen und sein Wald brennen würde! Und Magritta würde vor Entsetzen in Ohnmacht fallen.“
Auch die anderen fanden diese Vorstellung ausgesprochen erheiternd. Doch dann wurde Tamira wieder ernst. „Aber wir könnten das tun, was wir bisher noch nicht versucht haben, die Prophezeiung aber von uns verlangt: Wir können uns im Kreis zusammenschließen und sehen, was sich daraus ergibt.“
Sie stand auf und zog ihre Schwester mit hoch. Die Jungen traten hinzu, fassten sich an den Händen und schlossen dann den Kreis mit den beiden Mädchen. Sie streckten die zusammengelegten Hände nach oben.
Ein seltsames Gefühl der Einheit durchströmte die Vier, aber außer, dass sie sich alle sehr nahe fühlten, geschah gar nichts.
Eine Weile standen sie so da und versuchten, ihre Kräfte zu sammeln.
Dann löste sich Wigo ärgerlich aus dem Verband. „Irgendetwas stimmt hier nicht, wir machen irgendetwas falsch!“ knurrte er. „Aber was nur?“
„Wie sah denn die Zeichnung aus, die du in dem Buch gefunden hattest? Versuche dich zu erinnern, ob irgendetwas anders war, als wir es gerade gemacht haben.“
Wigo rief sich das Bild im Buch vor sein geistiges Auge. „Hm, das sah auch nicht anders aus“, brummte er. „Die vier Personen hielten sich an den Händen gefasst, die sie gemeinsam erhoben hatten. Genau das haben wir getan.“ Er schüttelte ratlos den Kopf und ließ sich niedergeschlagen im Gras nieder.
Mit einmal jedoch fuhr er hoch.
„Das ist es! Jetzt weiß ich es!
Über den Köpfen der Gestalten war ein Kreuz gemalt. Wir dürfen also nicht in der Reihenfolge stehen wie eben. Die jeweiligen Zwillinge dürfen sich nicht berühren, sondern müssen sich gegenüberstehen, erst dann wird die Energie fließen. Kommt, lasst es uns sofort noch einmal versuchen!“
Nochmal stellten sie sich im Kreis auf, doch diesmal in der von Wigo angegebenen Reihenfolge. Als sich der Kreis schloss und die jungen Leute, die Köpfe weit in den Nacken gelegt, ihre Hände gen Himmel hoben, erstarrte Malux mit vor Staunen weit geöffneten Mund.
Um die kleine Gruppe bildete sich eine gleißende Aura, die bis zu den erhobenen Händen stieg. Als sich die acht Hände nun im Mittelpunkt trafen, stieg von ihnen ein blendender Strahl in den Himmel, vor dessen Helligkeit Malux die Augen schließen musste.
Es schien ihm, als schwebten die vier in der glitzernden Aura ein Stück über dem Boden.
Als sie nun die Hände senkten, erlosch der Strahl und die Aura verblasste.
„Oh ihr Götter!“ murmelte Malux. „Was für ein erhabener Anblick!“
Als sich die vier nun voneinander lösten, vermeinte Malux, in ihren Augen noch einen Rest der schimmernden Aura zu sehen. Einen Augenblick standen sie still, dann sanken sie ermattet auf den Boden nieder.
Wigo, der von den Vieren die robusteste Natur hatte, erholte sich am schnellsten. Er erhob sich, ging zu Malux und fasste ihn bei den Schultern.
„Malux, Malux, was war das? Was ist da mit uns geschehen?“ Der junge Mann war so überwältigt und fassungslos, dass er kaum sprechen konnte.
Nun kamen auch die anderen drei heran und drängten sich an Malux. Es war als suchten sie bei dem väterlichen Freund einen festen Halt, weil sie durch das unfassbare Erlebnis im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen verloren hatten.
„Ihr seid wahrhaft von den Göttern auserwählt!“ sagte Malux noch immer erschüttert.
„Ja, und somit müssen wir unseren Weg weitergehen, wie schwer er auch werden mag“, sagte Anina leise. „Die Götter würden uns zürnen, wenn wir unsere Gaben nicht der Vorbestimmung entsprechend einsetzen würden.
Aber lasst uns noch eine Runde durch den Park reiten! Es macht den Kopf klar, und außerdem
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