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Der gläserne Drache

Der gläserne Drache

Titel: Der gläserne Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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sie in ihr Bett und waren Sekunden später eingeschlafen.
     
    *****
     
    Der nächste Tag verlief völlig ereignislos.
    Am Abend vorher hatten die Jungen keinen Bannspruch gefunden, der ihnen Schutz vor Romandos Zwang bieten würde. So saßen sie den ganzen Vormittag bei den Blumenbeeten und setzten den Unterricht Tamiras und Aninas im Lesen und Schreiben fort.
    Unterstützt durch die enge Gedankenverbindung der Vier waren die Mädchen mittlerweile in der Lage, fast jedes Wort zu buchstabieren und auch zu schreiben.
     
    Um Magritta nicht unnötig zu ärgern, verzichteten sie an diesem Nachmittag auf den Austritt mit Malux. Wigo hatte jedoch in einem unbeobachteten Augenblick eines der Bücher aus der Bibliothek entwendet und brachte es nun mit in den Pavillon, da es nach Regen aussah.
     
    Da die Laube auf einem Sockel mit zwei Stufen stand, konnte jede Annäherung sofort bemerkt werden. Vom Haus aus jedoch war sie durch eine Gruppe großer Büsche nicht einsehbar.
     
    Als Wigo das Buch unter seiner Jacke hervorzog, sagte Anina:
     
    „Bist du sicher, dass Magritta das Fehlen des Buches nicht bemerken wird? Du weißt, sie hat Augen wie ein Raubvogel!“
     
    Wigo lachte. „Sie müsste schon alle Bücher zählen, um festzustellen, dass eins fehlt, denn ich habe natürlich in der Reihe, aus der ich es heraus nahm, die anderen Bücher so verschoben, dass es keine Lücke gibt.
    Aber ich denke, dass ihr versuchen müsst, etwas aus einem Buch zu lesen. Die Handschrift dort ist zwar klarer als unser Gekrakel in der Erde, aber dafür ist alles richtig geschrieben.
    Also dann: Fang an, uns etwas vorzulesen!“
     
    Bis zum Abendessen bemühten sich die Mädchen abwechselnd, den Text des Buches vorzulesen. Das Ganze ging mit viel Stottern und Gekicher vor sich, denn Wigo hatte sich nicht die Mühe gemacht, auf den Inhalt zu achten, sondern nur ein Buch herausgegriffen, was ihm von Größe und Form unauffällig erschien.
     
    So hatte er ausgerechnet einen Band mit Liebesgedichten erwischt, was die Mädchen ständig verlegen erröten ließ und die Jungen zu kleinen Theatereinlagen veranlasste, indem sie die Mädchen auf Knien um ihre Liebe anflehten.
     
    Wigo hatte gerade wieder den liebeskranken Verehrer gespielt, und damit alle zum Lachen gebracht, als sie Schritte auf dem Kiesweg hörten. Entsetzt klappte Tanis das Buch zu und schob es hastig unter seine Jacke.
    Doch da sahen sie, dass Malux auf den Pavillon zukam. Mit einem Seufzer der Erleichterung quittierten alle sein Erscheinen.
     
    „Na, du hast uns jetzt vielleicht in Panik versetzt!“ sagte Tamira. „Mein Herz klopft immer noch wie ein Schmiedehammer.“
     
    „Seid froh, dass ich es war, der euch lachen hörte, und nicht Aldo!“ schmunzelte Malux. „Was meint ihr, was er gedacht hätte, wenn er eure Liebesschwüre gehört hätte? Dann hättet ihr wohl heute Abend von Magritta eine gewaltige Moralpredigt über Sitte und Anstand zu hören bekommen!
    Wenn du nochmal Bücher klaust, Wigo, solltest du vielleicht besser auf den Titel achten.“ Er griff unter Tanis‘ Jacke und zog das Buch hervor.
    „Der Leitfaden für höfische Verführung dürfte nicht gerade die richtige Lektüre für junge, unbescholtene Mädchen darstellen.“
     
    „Woher weißt du, dass ich das Buch nahm und was es für einen Titel hat?“ fragte Wigo verblüfft.
     
    „Das zu erraten, war nicht schwer, denn von euch beiden bist du der Wagemutigere“, lächelte Malux. „Und was den Titel des Buches betrifft: Ich bin ein Mann, ein Edelmann und habe genügend Zeit an Prios‘ Hof verbracht. Was glaubst denn du, womit ich mir als junger Mann die freie Zeit vertrieben habe? Natürlich kenne ich das Buch! Die Damen waren schon in meiner Jugend von diesen Dingen sehr angetan, und ich glaube nicht, dass sich das bis heute geändert hat, wie man unschwer an der Reaktion unserer beiden hier erkennen kann.“
     
    Die vier Freunde sahen Malux erstaunt an. Sie vergaßen immer, wer er in Wirklichkeit war. Und mit der Überheblichkeit der Jugend war ihnen gar nicht in den Sinn gekommen, dass ein Mann in Malux‘ Alter Erfahrung in Liebesdingen haben könnte.
     
    Malux sah es ihren Gesichtern an und lächelte belustigt. „Auch wenn es euch noch so absurd vorkommt – auch Menschen in meinem Alter beschäftigen sich noch mit der Liebe. Das ist, den Göttern sei Dank, kein Vorrecht der Jugend!
    Aber nun lauft ins Haus, und seid vorsichtig, wenn ihr es zurückstellt! Da es auch entsprechende

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