Der gläserne Drache
denke, dass das zurückstehen muss, wenn Ihr erlaubt, denn es gibt etwas viel Wichtigeres, das wir Euch mitteilen müssen und das Euer umgehendes Handeln erfordert.“
„Nun so sprecht, Herward! Was ist das für eine Gefahr, vor der Ihr mich zu warnen kamt?“ sagte der König.
„Ihr werdet Euch erinnern, dass man den Fürsten Wordan und seinen Sohn Romando immer schon der Ausübung von schwarzer Magie verdächtigte.
Doch die beiden hatten ihr Treiben stets so geheim ausgeführt, dass ihnen nie etwas nachzuweisen war.
Auch dass sie Prios und sein Weib töten ließen, war immer nur meine Vermutung, die ich jedoch nie beweisen konnte.
Aber jetzt habe ich fünf Zeugen dafür, dass Romando plante, die Macht über unser Land und unsere Nachbarn mit schwarzer Magie und Gewalt an sich zu reißen. Den Göttern sei Dank, dass das durch diese vier jungen Menschen hier verhindert werden konnte, denn ansonsten hätten schon Gemetzel und Feuersbrunst unser Land in ihrem Würgegriff und Ihr wäret tot.“
„Wie das?“ In des Königs Gesicht malte sich Schrecken ab. „Doch kommt, wir gehen nach nebenan, denn Solches sollt ihr mir nicht im Stehen berichten.“
Er erhob sich und ging zu einer Tür, die in einen Nebenraum führte. Die anderen wollten ihm folgten, als Porgan Malux am Ärmel zupfte.
„Muss ich dabei sein, Malux?“ fragte er ängstlich. „Ich weiß so gut wie gar nichts über diese Sache und könnte daher nicht viel dazu sagen. Aber ich fühle mich hier sehr unbehaglich.“
„Nein, Porgan, du musst nicht dabei sein. Geh zurück und melde dich bei den Wachen“, sagte Malux. „Man wird sich um dich kümmern.“
Erleichtert schlich Porgan sich davon, und Malux betrat hinter den Zwillingen den Nebenraum.
Dort stand ein langer Tisch mit zwölf Stühlen, an dem der König mit seinen Ratgebern die Angelegenheiten des Reiches zu besprechen pflegte.
Der König ließ sich auf seinem Stuhl am Kopf des Tisches nieder und bedeutete den anderen, sich ihm zur Seite niederzulassen. Dann sagte er:
„Nun, Herward, berichtet mir, was sich zugetragen hat. Aber nennt mir zunächst die Namen dieser jungen Leute, damit ich weiß, wer sie sind.“
„Die beiden Mädchen heißen Tamira und Anina und sind die Töchter eines Witwers aus einem kleinen Dorf, das vier Tagesreisen von hier entfernt liegt. Wie Ihr seht, sind sie eineiige Zwillinge, genau wie die beiden Jungen, Tanis und Wigo. Doch ich denke, dass diese beiden jungen Männer die Söhne von Prios sind und dass ich das auch beweisen kann!“
„Was sagst du da?“ Der König schaute mit grenzenlosem Erstaunen auf die beiden jungen Männer, die verlegen den Blick senkten. „Ich habe damals, als ich vom Verschwinden der beiden Jungen hörte, überall nach ihnen forschen lassen, doch ihre Spur war nicht aufzufinden.
Und du hast sie nun gefunden! Ist das sicher?“
„Sendet einen Boten zu den Pflegeeltern der beiden und befragt sie, wie sie an die beiden Findelkinder gekommen sind“, schlug Malux vor. „Und lasst die Windeln mitbringen, in denen man sie fand. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen.
Aber nun hört weiter, damit ihr schnell etwas unternehmen könnt, um weiteres Übel durch Romando zu verhindern!“
Er berichtete dem König nun von der Prophezeiung und von Romandos und seines Vaters Suche nach geeigneten Zwillingen, um sich mit deren Hilfe die Macht über den Drachen und somit über das gesamte Reich aneignen zu können. Dann erzählte er von den Geschehnissen der Reise und der geglückten Erlösung Cosmars.
„Leider ist es mir nicht gelungen, den Unhold zu töten, und ist es ihm geglückt, sich schwer verletzt mithilfe seiner Magie in sein Haus hier in der Hauptstadt zu retten.
Wahrscheinlich befindet er sich jetzt dort und brütet über seinen Racheplänen.
Wenn er es schafft, seine schwarze Zauberkraft zu stärken, seid auch Ihr in Gefahr, denn er wird nicht aufhören, nach der Macht zu streben“, schloss Malux nun.
Mendor war der Erzählung gefolgt, ohne ihn zu unterbrechen. Doch immer wieder warf er den Zwillingen erstaunte Blicke zu, wenn von den Kräften der jungen Leute die Rede war.
„Das ist eine kaum glaubliche Geschichte“, sagte der König nun. „Aber da ich sowohl Wordan gut kannte und auch Romando nie getraut habe, würde eine solche Verschwörung zu ihnen beiden passen.
Aber dennoch möchte ich, dass mir die jungen Leute zur Bestätigung eine Kostprobe
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