Der gläserne Drache
vorüber ist.
Ich schlage darum vor, dass wir, wenn wir die Hauptstadt erreichen, auf direktem Wege zum König reiten und um Audienz ersuchen.
König Mendor muss endlich von Romandos Untaten und seinem Verrat erfahren! Wir haben nun genug Beweise, um ihn der schwarzen Magie anzuklagen.
Und außerdem müssen wir ihm die wahre Herkunft von Tanis und Wigo entdecken und sie müssen Anspruch auf ihr Erbe erheben.“
„Aber wird der König nicht genau wie du zuerst Beweise für unsere Abstammung verlangen?“ fragte Tanis zweifelnd.
„Das wird er sicherlich“, bestätigte Malux. „Ich werde ihm daher vorschlagen, einen Boten zu euren Pflegeeltern zu senden, um entweder die Sachen zu holen, in denen ihr gefunden wurdet, oder die beiden zur Befragung an den Hof kommen zu lassen.
Es würde zu lange dauern, wollten wir das zunächst selbst tun, denn die Bedrohung durch Romando wird größer, je mehr Zeit ihm für die Pläne seiner Rache bleibt.
Wir müssen daher so schnell wie möglich das Schloss erreichen! Zwar wird es geraume Zeit gedauert haben, bis Romando sich von seinen schweren Verletzungen erholt hat, aber er wird natürlich versucht haben, seine Heilung durch Magie zu beschleunigen, sobald er wieder dazu in der Lage war.“
„Aber können Anina und ich nicht schon von der Hauptstadt aus nachhause reiten?“ fragte Tamira. „Der Vater wird sich schon sorgen, weil er solange nichts von uns gehört hat – und ich habe Sehnsucht nach unserer Familie!“ schloss sie leise.
Malux sah sie mitleidig an. „Leider wird das noch etwas warten müssen, mein Kind“, sagte er. „Wir müssen zunächst beim König erreichen, dass er etwas gegen den Magier unternimmt.
Denn solange Romando nicht unschädlich gemacht ist, wäret ihr bei eurem Vater nicht vor ihm sicher, zumal euer Verbund nicht mehr vollständig wäre, wenn ihr von Tanis und Wigo getrennt seid.“
„So wollen wir hoffen, dass der König Romando bald zu fassen bekommt!“ seufzte Anina. „Denn auch ich würde den Vater und die Brüder gern bald wiedersehen.“
Sie schlugen nun ein rascheres Tempo an, um die Hauptstadt so schnell wie möglich zu erreichen.
Am Mittag des dritten Tages nach ihrem Aufbruch von Buchhain erreichten sie die Hauptstadt.
Auch Malux führte sie nicht durch die Stadt, sondern nahm den Umweg, wie Romando es getan hatte. Bald hatten sie den Kreuzweg erreicht, von dem die Straße zum Schloss hinaufführte.
Als sie vor dem Schlosstor hielten, wurden sie von den Wachen angerufen:
„Halt! Wer seid ihr und was ist euer Begehr?“
„Mein Name ist Herward von Walland. Ich bin ein Vasall des Fürstentums Torgard und ein getreuer Untertan des Königs.
Wir kommen, um König Mendor vor einer Gefahr zu warnen, die unserem Land droht. Darum eilt euch und bittet den König, uns schnell zu empfangen.“
Eine der Wachen eilte davon. Kurze Zeit später war er zurück und sagte:
„Ihr dürft passieren, der König wird euch empfangen! Im Hof wird man sich um eure Pferde kümmern.“
Sie ritten durch das Tor, das die Wachen hinter ihnen wieder schlossen. Im Hof standen Knechte bereit, um die Pferde zu versorgen. Einer der Männer bat sie, ihm zu folgen.
Er führte sie durch die große Halle und dann zu den Gemächern des Königs. Auch hier standen vor der Tür zwei Wachen, die jedoch sofort öffneten, um sie einzulassen.
Dann standen sie im Arbeitszimmer des Königs, die Zwillinge und Porgan aufgeregt und mit klopfenden Herzen.
Mendor saß hinter seinem riesigen Schreibtisch in einem bequemen Lehnsessel. Als sie eintraten, hob er den Blick von einigen Papieren, an denen er gearbeitet hatte.
Die Männer verbeugten sich und Tamira und Anina versuchten einen Knicks, der jedoch mangels Übung etwas linkisch ausfiel.
In den warmen braunen Augen Mendors unter den buschigen grauen Augenbrauen zuckte für einen Augenblick ein belustigtes Lächeln auf, doch dann wurde sein Blick wieder ernst.
„Herward von Walland! Es ist lange Zeit her, dass ich etwas von Euch hörte, das letzte Mal nach der Ermordung von Prios, als man mir berichtete, ihr wäret aufgebrochen, um die vermissten Söhne des Fürsten zu suchen.
Seit dieser Zeit galtet Ihr als verschollen und ich wähnte Euch längst tot. Es freut mich, Euch nun doch lebend wiederzusehen! Wo habt Ihr nur solange gesteckt?“
„Das ist eine lange Geschichte, Herr, aber ich werde sie Euch natürlich gern berichten.
Aber ich
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