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Der gläserne Schrein (German Edition)

Der gläserne Schrein (German Edition)

Titel: Der gläserne Schrein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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die rechte Hand. «Kein Wort darüber, Leynhard. Das gilt auch für dich, Heyn. Ich will nicht, dass Ihr unseren Verdacht nach außen tragt, verstanden? Immerhin könnten wir uns ja auch irren.» Sie schluckte. «Ich hoffe es jedenfalls.»
    Christophorus kratzte die Grütze auf seinem Teller zusammen und schob sie sich in den Mund. Dann spülte er ebenfalls mit Apfelsaft nach. «Hat Euer Stiefvater sich vielleicht in letzter Zeit Feinde gemacht?»
    Marysa setzte gerade zu einer heftigen Verneinung an, als ein lautes Pochen an der Haustür erklang, dann Jolándas aufgeregte Stimme. Schritte wurden laut, und Augenblicke später flog die Stubentür auf.
    «Marysa! Etwas Furchtbares ist geschehen!» Mit tränenüberströmtem Gesicht stürzte Jolánda auf Marysa zu. Diese erhob sich erschrocken von ihrem Stuhl.
    «Mutter! Um Gottes willen, was ist passiert?»
    «Unfassbar!», schluchzte Jolánda. «Bardolf ist verhaftet worden. Der Büttel hat ihn ins Gefängnis gebracht.»
***
    «Mein Schwiegersohn im Gefängnis? Das ist ja unerhört!», polterte Bernát Kozarac wenig später, als er bei Marysa eintraf. «Was wirft man ihm vor?»
    Jolánda tupfte sich ein ums andere Mal mit dem weiten Ärmel ihres Kleides über die Augen. «Sie behaupten, er habe Meister Hyldeshagen vergiftet.»
    «Hyldeshagen ist tot?», rief Marysa entsetzt.
    Jolánda schüttelte den Kopf. «Er lebt, aber es geht ihm schlecht. Es heißt, ihm sei Gift in seinen Wein getan worden. Aber er hat fast alles erbrochen, deshalb glaubt Magister Bertolff, dass er überleben wird.»
    «Wie kommen sie ausgerechnet auf Bardolf?», fragte Marysa verständnislos.
    Jolánda schluchzte wieder. «Jemand aus Hyldeshagens Werkstatt hat ihn gesehen.»
    Christophorus trat nun auch zu Marysas Mutter. «Man hat Meister Goldschläger dabei beobachtet, wie er das Gift verabreichte?»
    «Nein!» Heftig schüttelte Jolánda den Kopf. «Zwei Gesellen, die bei Hyldeshagen arbeiten, sahen Bardolf aus dem Haus kommen. Als sie selbst hineingingen, fanden sie ihren Meister am Boden liegend und sich in Krämpfen windend.»
    «Niemand sonst war dort?», hakte Christophorus nach.
    Jolánda schüttelte den Kopf. «Niemand. Bardolf erzählte mir gestern Abend, dass er als Letzter von dort fortgegangen sei. Da ging es Hyldeshagen aber noch gut.»
    Christophorus verschränkte die Arme vor der Brust. «Als Letzter bedeutet, dass vorher noch mehr Leute dort waren. Wer?»
    «Ich weiß es nicht.» Verzagt ließ Jolánda den Kopf hängen.
    «Wir müssen es herausfinden», beschloss Meister Kozarac und legte seiner Tochter einen Arm um die Schultern. «Ich werde dafür sorgen, dass diese Sache aufgeklärt wird.»
    «Ihr seid kein Bürger Aachens», warf Christophorus ein. «Mag sein, man wird Euch nicht gestatten, Euch einzumischen. Aber ich könnte vielleicht …»
    «Was? Ich soll ruhig hier sitzen und nichts tun?», polterte Kozarac erneut los. «Kommt nicht in Frage!» Er kniff die Augen zusammen. «Wer seid Ihr überhaupt? Ein Pfaffe?»
    «Bruder Christophorus ist ein Freund unserer Familie», beeilte sich Marysa zu erklären.
    «Reliquienhändler?», fragte ihr Großvater etwas ruhiger nach.
    Christophorus schüttelte den Kopf. «Ich handele nicht mit Heiltümern, sondern mit Ablassbriefen.»
    « Isten őrizz ! Ein Ablasskrämer!» Kozarac schüttelte sich. «Und Ihr stammt von hier?»
    «Nein. Aber aufgrund meiner Verbindungen dürfte es mir leichter fallen, an Informationen zu gelangen.»
    Kozarac wandte sich an Marysa. «Von was für Verbindungen spricht er?»
    Marysa nahm ihre Mutter am Arm und führte sie zu einem Stuhl. «Bruder Christophorus kennt einige Kanoniker im Marienstift, auch ein paar Schöffen. Er war bis vor …» Sie warf Christophorus einen fragenden Blick zu, auf den er jedoch nicht reagierte. «… bis vor kurzem noch ein Inquisitor und hat …»
    «Moment!», unterbrach ihr Großvater sie und musterte Christophorus erstaunt. «Ihr habt damals Marysa geholfen, als man sie eingekerkert hatte? Jetzt erinnere ich mich. Worauf wartet Ihr dann noch? Geht und schaut, was Ihr ausrichten könnt!»
    «Das hatte ich vor.» Christophorus nickte Marysas Großvater zu und verließ die Stube.
    Meister Kozarac sah ihm grimmig nach. «Ein fähiger Mann?»
    Marysa hob den Kopf. «Das ist er.»

13. KAPITEL
    «Was soll das heißen, er ist nicht in der Acht?» Marysa starrte den schmächtigen Schöffenschreiber Thys Hantsen entsetzt an.
    Dieser hob beschwichtigend die Hände. «Ich

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