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Der gläserne Schrein (German Edition)

Der gläserne Schrein (German Edition)

Titel: Der gläserne Schrein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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freien Schnitzer.» Als er Marysas enttäuschte Miene sah, schlug er vor: «Wenn wir vielleicht jemanden für den Zusammenbau bekommen könnten und ich die Schnitzarbeiten übernähme, könnte es gehen. In diesem Fall würde ein Kistnergeselle oder ein Sargbauer ausreichen.»
    «Ich werde darüber nachdenken», antwortete Marysa skeptisch. «Am Montag spreche ich bei der Schreinerzunft vor und frage, ob ein Geselle frei ist oder ob eine der Werkstätten jemanden ausleihen kann. Am Dienstag will ich Herrn Scheiffart Bescheid geben.»
    Sie ging kurz zurück in die Küche und kam mit ihrem und Christophorus’ Mantel zurück. «Begleitet Ihr mich in die Kockerellstraße?»
    Christophorus nahm seinen Mantel und warf ihn sich über. Natürlich trug er heute wieder sein Habit, welches dank des Herdfeuers schnell getrocknet war. Fast bedauerte Marysa den Wechsel, obgleich sie natürlich wusste, dass ein Mönch gewissen Kleiderregeln unterworfen war. Das weiße Habit erinnerte sie wieder daran, dass dieser Mann etwas an sich hatte, was ihr zutiefst suspekt war.
    Gemeinsam schlugen sie den Weg in Richtung Kaxhof ein. Noch immer wehte ein kräftiger Wind, der an Marysas Haube und Mantel zerrte. Sie schlug die Kapuze hoch und hielt sie mit einer Hand unter dem Kinn zusammen. Die Luft war eisig. Sie hatte das Gefühl, unzählige Eiskristalle würden sich in ihr Gesicht bohren.
    Obwohl Marysa das Haus ihrer Mutter als Ziel angegeben hatte, steuerten sie in stummem Einverständnis den Holzlagerplatz des Marienstifts an. Dort kamen sie jedoch nicht sehr weit, denn der Sturm hatte den Holzhaufen in der Nacht auseinandergerissen und weit über den Platz verteilt. Mehrere Augustinermönche sowie Knechte des Klosters waren bereits dabei, die Bretter und Stangen zusammenzusammeln.
    Marysa blieb am Rand des Lagerplatzes stehen und starrte fassungslos auf das Chaos, dass das Unwetter hinterlassen hatte. Einige der Hölzer waren sogar bis zu den entlegensten Ecken des angrenzenden Friedhofs geweht worden.
    «Hier dürften wir kein Glück haben», befand Christophorus enttäuscht. «Selbst wenn wir weitere manipulierte Stangen finden, könnten wir nicht mehr sagen, zu welchem Gerüst sie einmal gehört haben.»
    Marysa machte noch einen Schritt auf den Holzplatz zu, doch dann wandte sie sich um und stapfte davon.
    «Wartet!» Mit wenigen Schritten war Christophorus wieder an ihrer Seite. «Wohin wollt Ihr? Die Kockerellstraße liegt in der entgegengesetzten Richtung.»
    Abrupt blieb Marysa stehen und blickte ihn verärgert an. «Das weiß ich selbst.» Ihre Stimmung war inzwischen wieder auf dem Tiefpunkt angelangt. Erst das Gespräch mit ihren Gesellen und dann die Verwüstung auf dem Holzplatz. Nichts schien heute zu gelingen. «Ich gehe gleich zu Bardolf, damit ich Mutter berichten kann, dass es ihm gut geht. Hoffentlich», setzte sie dumpf hinzu.

18. KAPITEL
    «Es interessiert mich einen feuchten Kehricht, was der neue Baumeister zu bemäkeln hat», wetterte Ansem Hyldeshagen in seiner Werkstatt.
    Sein Altgeselle Ludwig zog den Kopf ein. «Aber Meister, er sagt, der Christusstein und das Bild von Kaiser Karl müssen nochmal neu vergoldet werden, weil in der obersten Schicht kleine Fehler …»
    «So ein verdammichter Unsinn. Da sind keine Fehler!», schimpfte Ansem und kratzte unwirsch an seiner Wange herum. Der Ausschlag in seinem Gesicht zwang ihn dazu, seinen Bart jeden Tag bis auf die Haut abzurasieren. Fluchend wischte er die blutigen Fingerspitzen an seinem Wams ab und brüllte nach seiner Gemahlin, die ihm ein sauberes Tuch bringen sollte. Dann wandte er sich wieder an Ludwig. «Ich habe gestern Abend die Witwe Markwardt am Holzplatz beim Friedhof gesehen. Sie hatte diesen Bengel dabei, den sie von der Straße aufgelesen hat. Möchte mal wissen, wie sie dazu kommt, ausgerechnet so einen als Knecht zu beschäftigen.» Er zuckte mit den Schultern und riss seiner Frau beinahe das Tuch aus der Hand, das sie ihm reichte. Stöhnend presste er es auf den nässenden Ausschlag und scheuchte sie mit einer Handbewegung wieder fort. «Mach mir diesen stinkenden Kräutersud heiß, den Magister Bertolff dagelassen hat. Ich brauche einen Umschlag.» Er ließ sich auf einen der Arbeitshocker sinken. «Was hat sie bei den zerstörten Gerüsten gesucht?»
    Ludwig zuckte ratlos mit den Achseln. «Vielleicht ist sie nur zufällig da vorbeigekommen.»
    «Und schleicht dann um die Hölzer herum wie eine Katze, die nach einer Maus sucht?» Ansem

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