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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinald Koch
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Sonnenaufgang die Stadt verlassen haben. Ich setze dich wieder in dein Amt als Aufseher ein.«
    Unbewusst muss ich den Kopf geschüttelt haben, oder vielleicht habe ich auch durch meine Körperhaltung Unglauben und Ablehnung ausgedrückt, jedenfalls sagt der Fürst: »Doch, Tolt, es ist, wie ich sage. Du hast mein Wort, du bist frei und kannst gehen – wenn du willst!« Nach einer längeren Pause fügt er hinzu: »Wenn du nicht willst, kannst du auch bleiben und versuchen, deinen Fehler wieder gutzumachen.«
    »Ja!« bricht es aus mir heraus. »Ja, wohlgeborener Vater, erhabener Fürst von Zaina!«
    Der Fürst beginnt laut zu lachen; der hinter ihm stehende Offizier und tha Barga fallen in das Gelächter ein. Dann sagt der Offizier mit beißender Ironie: »Verehrter Tolt der Nägar, bei allem schuldigen Respekt vor deiner Priesterwürde, du scheinst in deiner begreiflichen Verwirrung die hervorragenden Attribute der Anrede unseres ›wohlgeborenen Fürsten, des erhabenen Vaters der Stadt, Ämars von Zaina‹ ein wenig durcheinander gebracht zu haben.«
    »Ich wollte nur …« Doch der Fürst unterbricht mich lächelnd:
    »Du willst also bleiben und in meinem Dienst deine Verfehlung sühnen? Gut, du bist Aufseher und verstehst dich auf das Treiben der Sammler. Ich brauche einen geeigneten Mann für eine schwierige und gefährliche Aufgabe!«
     
    Kommandant Lubar starrte noch auf das Telegramm, als sich die Tür schon hinter der Ordonnanz schloss. Wie ein hilfloser Kloß hing er in seinen Dreipunktgurten, doch trotz der sonst so angenehmen Schwerelosigkeit war ihm elend.
    Das Telegramm war nur das letzte einer ganzen Serie ähnlicher Mitteilungen. Sie alle besagten, dass die Beiboote gut gelandet waren, dass aber keine Bewegungen der Eingeborenen in der Nähe der Boote festzustellen wären. Seit zehn Standardstunden herrschte dieser Zustand, obwohl sie an den gleichen Plätzen gelandet waren wie früher. Die Eingeborenen ließen sich nicht sehen, die Händler kamen nicht. Das brachte alle Pläne durcheinander.
    Lubar brach der Schweiß aus. – Er wusste, dass er in seinem Alter und Gesundheitszustand ein so wichtiges Kommando nicht mehr hätte übernehmen dürfen; aber dieser Mohalja war wie der Gezeitensturm hinter ihm her gewesen.
    Er drehte seinen Sessel zu den beiden auf Stahlfolien geätzten Hemisphärenkarten des Planeten Ne Par. Zwölf kleine, rote Magnetkugeln bezeichneten die Landeplätze der Beiboote. Drei davon waren an der Meeresbucht von Zaina niedergegangen, die übrigen neun Schiffe waren bei anderen Städten und Ortschaften gelandet. Ein reiner Wahnsinn war dieses ganze Unternehmen! Die Streitmacht Adapors mochte für begrenzte Polizeiaktionen reichen, aber wie sollte man mit so wenigen Männern einen Planeten kontrollieren, einen Planeten, dessen Bevölkerung man nicht ausrotten durfte, weil man sie dringend brauchte.
    »Arbeiten Sie mit den Laserkanonen! Setzen Sie höchstens taktische Atomwaffen ein!« hatte ihm Admiral Mohalja befohlen, denn niemand auf Adapor wusste, wie strahlungsempfindlich die Pflanze war, von der das Proferment phi stammte. Alles Schlamperei, dachte der Kommandant, sie wussten zu wenig über die Welt dort unten. Wie sollte er aufgrund dieser mangelhaften Informationen einen Krieg führen?
    Sorgfältig pflückte er die roten Markierungen von der Hemisphärenkarte und ordnete sie alle kreisförmig um die Hauptstadt der Monarchie Zaina. Glücklich über seinen Entschluss, begann er wieder zu hoffen und meinte, dass er sie schon in die Enge treiben würde, diese Barbaren.
    Er schaltete die Bordsprechanlage ein:
    »Kommandant an Funkstation! Geben Sie folgenden Spruch an die Beiboote 4-12: Sofort starten und auf Parkbahn weitere Instruktionen abwarten! Lubar, Kommandant. – Ende.«
    Er wollte schon die Verbindung zur Funkstation abbrechen, besann sich aber und sagte:
    »Ein zweiter Spruch an Admiral Mohalja. Höchste Dringlichkeit, muss auf Memorsystem verschlüsselt werden. Wie ist die Verbindung nach Adapor?«
    »Schlecht, Kommandant. Hier spricht Leutnant Drosto. Wir müssen über Satellitenrelais gehen. Der Spruch kann frühestens in zehn Stunden ankommen und auch wahrscheinlich nur sehr verstümmelt. Wir haben eben von zu Hause eine verschlüsselte Meldung hereinbekommen. Sie ist zu Ihnen unterwegs. Ich schlage vor, Sie warten ab, wie lesbar die Nachricht ist.«
    »Gut, danke, ich werde warten!« Lubar lehnte sich in seinem Sessel zurück und betrachtete die Tür. Wie er

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