Der gläserne Wald

hatte, und nickte desinteressiert.
    »Ja, wenn ich an die Vernichtung der Helikopter erinnern darf! Auch da sind durch einen einzigen tollkühnen Überraschungsangriff sämtliche Maschinen verloren gegangen. Und das ging alles mit rechten Dingen zu … ohne Fremdintelligenz! Ich glaube, dass wir diese Eingeborenen einfach weit unterschätzt haben.«
    Nachdenklich lehnte sich Franzik zurück und erwiderte: »In dieser Hinsicht haben Sie sicher recht, Oberst! Unsere Angriffspläne sind so entwickelt worden, als wären die Ne Paresen nur fähig, Dinge zu tun, die sie auch bisher immer getan haben. Eine unrichtige Annahme, wie sich erwiesen hat. Wir haben irgendwie übersehen, dass die Menschen da unten uns prinzipiell gleich sind. Wir haben sie für dekadent gehalten, weil sie ihre gesamte Technologie vergessen haben; aber sie hatten vielleicht plausible Gründe dafür. Wir haben uns nur nie die Mühe gemacht, diese Gründe zu untersuchen. Und noch eins: …«, Franzik wandte sich wieder an die Gesamtheit seiner Offiziere. »Die da unten wussten doch, dass wir angreifen, und nicht nur das, sondern auch wann und wo und wie! – Wer den Verlauf der bisherigen Kampfhandlungen betrachtet, muss zugeben, dass sie uns von Anfang an in die Defensive gedrängt haben.
    Auf Ne Par muss es ein militärisches Genie geben, meine Herren! – Die Räumung Zainas war ein wohlgeordneter Rückzug, und das zu einer Zeit, da Kommandant Lubar selbst wohl noch nicht genau wusste, wo er angreifen würde … oder irre ich mich?«
    Die Offiziere bestätigten die Vermutung des Admirals.
    »Selbst wenn wir von den letzten katastrophalen Ereignissen absehen – was haben wir erreicht? Sie wissen, dass wir in spätestens zehn Stunden starten müssten, die Laderäume voll Proferm-phi-Konzentrat. Wir können zu diesem Zeitpunkt noch nicht starten, soviel ist klar, denn wir haben keinen einzigen Liter. In zehn Dekaden wird die Höhlenpolizei die Sicherheitsschotts schließen, und die Menschen dahinter werden sterben. Die arbeitende Bevölkerung hat dann noch einmal zehn Dekaden Zeit. Dann stirbt eine Kuppel nach der anderen, bis zuletzt nur noch Melars bleibt. – Sie wissen das natürlich so gut wie ich, meine Herren!«
    Franzik blickte wieder den Oberst an.
    »Nein, Oberst, Ihre Theorie fußt auf zuviel Unwahrscheinlichkeiten: Die Flugtiere, die die Helikopter angegriffen haben, könnten ein Landungsboot nicht einmal beschädigen. Schon die Massenverhältnisse schließen das aus. Wenn Sie die Zahlen bitte einmal ansehen wollen! Hinzu kommen Geschwindigkeit, Flughöhe und die Energieschirme.
    Etwas ganz anderes aber ist viel wichtiger. Selbst wenn die Eingeborenen es irgendwie geschafft hätten, die Beiboote zu vernichten. Wie hätten sie ihre Aktionen rund um den Planeten synchronisieren können? Dazu gehört Funkkontakt. Haben wir irgendwelche Kurz- oder Langwellensender ermitteln können? Was ist mit den vier offensichtlich unbeschädigten Beibooten? Sie senden nicht, sie starten nicht. – Was …!«
    Der Admiral war von seinem Sitz aufgesprungen. Erschrocken wichen die dicht vor ihm stehenden Offiziere einige Schritte zurück, wie sie es bei Vizeadmiral Lübars Wutanfällen oft genug geübt hatten. Erstaunt runzelte Franzik die Stirn, als er die Wirkung seiner jähen Bewegung sah. Er riss das Interkommikrofon an sich und befahl: »Hier Admiral Franzik an alle Schiffsobservatorien! Richten Sie alle verfügbaren Spiegelteleskope auf die vier unbeschädigten Beiboote und morsen Sie folgende Botschaft, sobald die Position zur Sonne günstig ist: ›Achtung, morsen Sie mit Spiegeln alle verfügbaren Informationen senkrecht in den Raum!‹ – Dieser Text wird unverändert so lange durchgegeben, bis die Landungsboote antworten. Lassen Sie sich die genauen Positionen durchgeben! Dann schriftliche Bestätigung! Ende!«
    Franzik kreuzte die Arme auf dem Rücken und begann in der Zentrale auf- und abzugehen. Respektvoll wichen ihm die Offiziere aus.
    »Was werden wir unternehmen, wenn Ihre Theorie richtig ist, Hoheit?« unterbrach der Oberst seine Gedankengänge. Franzik blieb stehen und blickte den Oberst geistesabwesend an.
    »Wissen Sie, Oberst, von allem Anfang an gab es nur eine realisierbare Möglichkeit. Diese Möglichkeit haben wir auch jetzt noch, nur, dass sie ungleich komplizierter geworden ist. Wenn sich meine Vermutungen als richtig erweisen, hat keins meiner Beiboote eine Chance, heil auf den Boden zu kommen. Ich werde mit einer