Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
Herausforderung gefreut, die Renovierung anzugehen; Projekte wie dieses waren genau nach ihrem Geschmack.
Robert war anfangs nicht erbaut gewesen, als Amber ihm von ihrem Plan berichtete, sich mit dem Entwurf von Stoffen und der Seidenproduktion in Denby Mill zu befassen. Es schicke sich nicht, dass seine Frau kaufmännische Aktivitäten entwickele, hatte er gesagt, doch Amber war fest entschlossen gewesen und hatte ihm erklärt, sie brauche ein Ventil für ihre überschüssige Energie. Sie hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, was genau sie damit meinte, und zu ihrer Erleichterung hatte Robert nachgegeben.
Nachdem Amber sich seit ihrer Heirat mit großem Eifer dem Studium von Stoff und Design gewidmet hatte, hatte sie sich selbstbewusst und entschlossen der neuen Ausstattung von Osterby zuwenden können.
Sämtliche Papiere, die sich auf Gebäude und Ausstattung in ihrer ursprünglichen Form bezogen, waren zusammengesucht worden, damit Amber sie sich ansehen konnte; und sie hatte Cecil Beaton überredet und beschwatzt, die Räume in ihrem jetzigen Zustand und die verblichenen, zerschlissenen Stoffe zu fotografieren.
Amber war fest entschlossen, bei der Renovierung den Originalplänen für die Inneneinrichtung so genau wie möglich zu folgen, vor allem bei den Prunkräumen. Auf diese Weise konnte sie ein großartiges Haus schaffen, das gleichzeitig ihr Heim war.
Für die Räume der Familie wollte Amber die klassischen Linien des Originaldekors mit etwas verbinden, was eher zum modernen Lebensgefühl passte. Sie hatte sich von den Entwürfen ihres Vaters inspirieren lassen und ihre eigenen Ideen beigesteuert, um neue Seidenstoffe zu entwerfen. Natürlich würde die Seide von der familieneigenen Fabrik in Macclesfield kommen, doch da sie ihre Großmutter kannte, hatte Amber die Entwürfe erst einmal für sich behalten. Auch wenn sie die Anerkennung ihrer Großmutter errungen hatte, indem sie erstens den Erben eines Herzogs geheiratet und diesem zweitens einen Sohn geboren hatte, gab Amber sich keinerlei Illusionen hin, welche Gefühle Blanche ihr in Wahrheit entgegenbrachte.
Inzwischen hatte Amber neue Ambitionen, die sie Robert noch nicht offenbart hatte, weil sie auf den richtigen Moment wartete.
Cecil hatte ihr als Erster vorgeschlagen, sie könnte doch einen eigenen Laden eröffnen. Zuerst hatte sie den Vorschlag kopfschüttelnd belächelt und gesagt, so etwas werde Robert ihr nie erlauben, doch irgendwie hatte sich die Idee ihrer bemächtigt, und nun konnte sie an nichts anderes mehr denken.
Vielleicht wären die Dinge an diesem Punkt zum Stillstand gekommen, wenn sie nicht vor etwa einem Monat zufällig die Walton Street hinuntergegangen wäre und dort einen leeren Laden gesehen hätte, der zum Verkauf angeboten wurde. Sie hatte seine Möglichkeiten sofort erkannt und sich rettungslos in ihn verliebt. Symmetrisch angelegt, mit jeweils einem Erkerfenster zu beiden Seiten der Eingangstür, war das Haus einerseits attraktiv, andererseits aber nicht so hochherrschaftlich, dass es einschüchternd wirkte. Es machte zwar auch einen etwas schäbigen und vernachlässigten Eindruck, doch das reizte Amber nur umso mehr, es zu neuem Leben zu erwecken und ihm ihren Stempel aufzudrücken. Es besaß Potenzial und eine Menge Charme. Für ihre Zwecke war es genau richtig, und sie wusste, dass sie es haben musste.
Jetzt brauchte sie nur noch Robert davon zu überzeugen, dass es eine gute Idee war, einen Laden zu eröffnen. Sie wollte ihn Silks nennen. Amber war versucht, Cecil um Unterstützung zu bitten, aber er konnte eine schreckliche Klatschbase sein, und Robert würde es nicht sehr gut aufnehmen, wenn er den Eindruck bekäme, sie und Cecil hätten hinter seinem Rücken darüber gesprochen, ehe sie sich mit ihm beriet.
Für die großen Fenster hatte Amber schon die herrlichsten Ideen. Sie wollte sie so gestalten, wie sie es sich damals in Paris vorgestellt hatte. Die Räume hinter den Fenstern waren holzgetäfelt. Sie wollte sie in einer hellen, neutralen Farbe streichen lassen, vielleicht in weichem Taubengrau oder schlichtem Steinfarben. Im einen Fenster sollte ein großer Stuhl stehen, im anderen ein Spiegel, beide in irgendeiner auffälligen Farbe gestrichen, vielleicht Schwarz, über die sie einen Ballen Seide drapieren wollte.Vielleicht würde sie auch noch ein oder zwei Kunstobjekte dazunehmen. Auf kleinen Schreibpulten wollte sie Bücher über Geschichte, Herstellung und Entwurf traditioneller Seidenstoffe
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