Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
weiß, du langweilst dich mit mir.« Ihre Stimme war gereizt, schraubte sich gefährlich in hysterische Höhen.
Greg wünschte, er wäre nicht gekommen, sondern hätte die Einladung nach Manchester in einen neuen Nachtclub, der eben erst eröffnet hatte, angenommen.
»Natürlich nicht.«
»Doch. Du hast mich nicht mal deinen liebsten Schatz genannt wie sonst.« Sie zog einen Flunsch, und in ihren großen blauen Augen standen Tränen.
Greg spürte, dass ihm der Mut so schnell sank, wie seine Gereiztheit wuchs.
Das Schlafzimmer roch nach Parfüm und Sex, das eine so widerlich wie das andere. Seit Wochen war in ihm das Gefühl gewachsen, in einer Situation gefangen zu sein, die er nicht länger wollte. Es wurde noch stärker. In der ersten lustvollen Erregung war ihm nicht bewusst gewesen, dass sich hinter ihrer außerordentlichen Schönheit eine anhängliche und besitzergreifende Persönlichkeit verbarg. Sein Verlangen nach ihr hatte ihn gefährlich blind sein lassen.
Eine Affäre mit einer verheirateten Frau war in Gregs Augen etwas, das jungen Männern in seiner gesellschaftlichen Stellung zustand. Zu Anfang war er wie besessen gewesen von seiner Lust, das stimmte wohl, und hatte ihr vielleicht übereilte Versprechungen gemacht, doch jetzt langweilte er sich und wollte weiter. Doch sie war noch nicht bereit, ihn ziehen zu lassen.
Irgendwie war ihre beiläufige Affäre in ihren Augen – und Worten – zu etwas ganz anderem geworden. Zu etwas, das Greg so nie gewollt hatte und gewiss nicht fortsetzen wollte.
»Du hast gesagt, du liebst mich, aber das war gelogen«, beschuldigte sie ihn. »Wie kannst du so grausam sein? Habe ich nicht schon genug zu ertragen? Muss ich noch mehr gestraft werden, indem man mir mit falschen Liebesschwüren das Herz stiehlt?«
Sie ging jetzt im Schlafzimmer auf und ab und geriet mit jeder Minute mehr in Rage. Der weiße Seidenmorgenrock mit Marabubesatz, den sie angezogen hatte, als sie das Bett verließen, wirbelte um sie herum. Die Seide klebte an ihrem nackten Körper, doch das erregte ihn längst nicht mehr.
Sie machte Greg nervös. Anfangs war sie unterkühlt gewesen, hatte ihn geneckt und ihn zappeln lassen. Er hätte sich nie träumen lassen, dass sie ihn irgendwann einmal so anflehen würde.
Sie blieb vor ihm stehen, griff nach dem Martini, den er ihr hatte mixen müssen – sie hatte sogar nach ihrem Mädchen gerufen, und er hatte sich in ihrem Bad verstecken müssen, während das Mädchen die Zutaten und einen Cocktailshaker hochgebracht hatte.
Greg hatte sie gewarnt, dass sie zu viele Risiken einginge, doch da war sie in hysterische Tränen ausgebrochen und hatte ihn beschuldigt, sie nicht mehr zu lieben, und ihn daran erinnert, dass er einst alles für sie riskiert hätte.
Jetzt trank sie gierig aus dem Glas, das sie in der Hand hielt. Ihr Gesicht war gerötet, ihr Blick unstet.
»Ich weiß etwas«, sagte sie strahlend, »ich läute nach dem Kindermädchen, damit es das Baby hereinbringt.«
»Nein!« Greg konnte sein Entsetzen nicht leugnen. »Nein. Ich glaube, das ist keine gute Idee.«
»Warum nicht? Er ist schließlich …« Sie unterbrach sich und warf sich auf die von ihrem Liebesspiel zerknitterten Laken. Das erinnerte sie daran, dass sie beim ersten Mal so leidenschaftlich übereinander hergefallen waren, dass sie es nicht einmal bis ins Bett geschafft hatten. Sie hatte gewusst, dass er vorbeikommen würde, und war unglaublich nervös gewesen. Sie hatte ein weich fallendes Kleid von Chanel getragen und darunter ein Unterkleid aus Seidensatin und ein passendes Höschen, die Strümpfe von einem seidenen Strumpfband gehalten – jedes einzelne Kleidungsstück hatte sie sorgfältig danach ausgewählt, wie schnell man sich seiner entledigen konnte, obwohl sie das Greg nicht verraten hatte.
Er hatte sie in die Arme genommen, sobald sie im Zimmer waren, sich mit dem Rücken an die Tür gelehnt, um sie zu schließen, hatte sie an sich gedrückt, sie mit den Händen gestreichelt und geknetet und sie mit einem leidenschaftlichen Hunger erforscht, der ihrem Verlangen entsprochen hatte. Er hatte laut gestöhnt, als sie durch den Stoff der Hose seine Erektion befingert hatte und dann mit den Fingerspitzen die ganze Länge hinuntergestrichen war, als wollte sie sie messen, und ihn dabei schmollend angesehen hatte, um ihn zu erregen und zu quälen.
Er hatte sich gerächt, indem er an der Haut direkt unter ihrem Ohr geknabbert und die weichen Rundungen ihrer Brüste
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