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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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schokoladenbraunes Nachmittagskleid. Die Dezembersonne brachte das Muster aus kleinen cremeweißen Rauten zum Leuchten. Obwohl es neu war, wirkte das Kleid mit dem hochgeschlossenen, cremeweiß abgesetzten, eckigen Ausschnitt und dem kurzen Faltenrock noch ziemlich schulmädchenhaft, genau wie die flachen Spangenschuhe aus braunem Lackleder und die passende Handtasche. Ihr cremeweißer Glockenhut war mit einem braunen Ripsband und einer einzelnen schokoladenbraunen Seidenblume aufgeputzt. Amber hatte ihn tief in die Stirn und ein wenig schräg aufgesetzt, so wie die Mannequins in der Vogue ihre Hüte trugen. Cremeweiße Lederhandschuhe vervollständigten das Ensemble.
    Als Amber in die Eingangshalle trat, stellte sie fest, dass Greg dort bereits auf sie wartete und ungeduldig auf und ab ging.
    Er hatte sich ebenfalls umgezogen. Er trug jetzt einen Tweedanzug mit Oxfordhose, die so weit war, dass man nur die Spitzen seiner braunen Budapester sah. Den Hut hatte er in der Hand, sein dichtes blondes Haar, das ihm normalerweise bis in die Augen fiel, war streng mit Brillantine zurückgekämmt. Er sah sehr attraktiv aus.
    »Fertig, altes Mädchen?«
    Amber nickte und legte ihm die Hand auf den Arm, den er ihr mit schelmischem Lächeln entgegenstreckte, während Wilson, der Butler ihrer Großmutter, einem Dienstmädchen bedeutete, ihnen die Tür zu öffnen. Sie fühlte sich furchtbar erwachsen und stolz, dass sie mit Greg ausging, um einen Nachmittagsbesuch zu machen.
    Gregs knallroter Roadster, der Bugatti, den er seiner Großmutter bei seiner Rückkehr aus Oxford abgeschmeichelt hatte, parkte auf der gekiesten Einfahrt.
    Fitton Hall lag im Osten von Macclesfield, Denham Place im Westen. Die beiden Landsitze wurden nicht nur durch die Stadt Macclesfield getrennt, sondern auch durch das hübsche Dorf Alderley Edge, wo ursprünglich die Eisenbahnlinie geendet hatte und wo nun alle reichen Eisenbahnbarone wohnten. Es gab eine Abkürzung über eine schmale, gewundene, steil abfallende Landstraße, auf der oft bäuerliche Fuhrwerke unterwegs waren, doch Greg nahm die längere Strecke, die über bessere Straßen führte. Als sie an Stanley Hall vorüberkamen und dann den Hügel hinter Alderley zur eigentlichen »Edge« erklommen, einem Steilhang, der sich über dem Ort erhob, hielt Amber den Atem an. Über diese Felsklippe und ihre magischen Eigenschaften waren viele Geschichten in Umlauf. Es hieß, dort sei nie ein Vogel zu hören; manche behaupteten auch, in den Höhlen tief unter dem Felsen habe Merlin gelebt. Er schlafe immer noch dort und wache über Artus’ Schwert.
    Als sie sich Macclesfield näherten, berührte Amber Greg am Arm.
    »Greg, könnten wir an der Fabrik vorbeifahren, bitte?«
    »Ich verstehe nicht, was du in dieser langweiligen Fabrik siehst«, beschwerte er sich.
    Denby Mill war im neopalladianischen Stil erbaut worden, der unter den Fabrikbesitzern damals sehr beliebt gewesen war. In der Stadt gab es mehrere Fabriken in diesem Stil, doch Denby Mill war die bei weitem größte und auch profitabelste.
    Ambers Mutter hatte ihr erklärt, der Wohlstand ihrer Familie liege in der Ehe eines Vorfahren mit der einzigen Tochter eines wohlhabenden Reeders aus Liverpool begründet. Vom Erbe seiner Frau hatte dieser Vorfahr nicht nur die Fabrik errichtet, sondern auch in den Bau von Eisenbahnen und Kanälen investiert.
    Blanche Pickford hatte zusätzlich zu dem Vermögen, das sie nach dem Tod ihres Vaters erhalten hatte, ein zweites Vermögen von einem unverheirateten Onkel mütterlicherseits geerbt.
    Ambers Mutter hatte ihr außerdem erzählt, dass ihr Vorfahr sich durch die Familie seiner Frau für den Fernen Osten zu interessieren begann. Auf seine Seide ließ er die Kopie eines Gemäldes drucken, das ursprünglich aus China stammte. Daraus war die berühmte chinesische Seide von Denby Mill entstanden, die zum ersten Mal bei der Weltausstellung vorgeführt worden war, wo Queen Victoria höchstpersönlich sie bewundert hatte.
    Wie andere in seiner Stellung hatte auch ihr Vorfahr Josiah Denby einen kleinen Teil seines Reichtums für philanthropische Zwecke gespendet, um den Armen in der Stadt zu helfen. Damit hatte er eine Familientradition begründet, die seit Generationen befolgt wurde.
    Als Kind hatte Amber immer furchtbar gerne zugehört, wenn ihre Mutter von ihrer Familie erzählte.
    In dem von einem schmiedeeisernen Zaun umgebenen Garten neben der Fabrik stand eine Statue von Denby. Als sie jetzt daran

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