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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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müssen …«
    »Ja, allerdings.«
    Sie sahen einander an. Amber stellte ihre Teetasse ab, stand auf und trat ans Fenster. Ein paar Nebelstreifen hingen noch in den kahlen Bäumen auf dem Eaton Square. »Was ist, wenn die Chinesen ihn erwischt haben, Jay?«
    Als sie sich umdrehte, sah Amber, dass Jay sich ebenfalls erhoben hatte und näher kam.
    »Ach, Jay.«
    Er ergriff ihre Hand und hielt sie tröstend in der seinen.
    Sie spürte die Wärme seiner Berührung am ganzen Arm. Seine Finger waren so männlich, die Haut fühlte sich so anders an – rauer, maskulin. Ihr stockte der Atem, ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihr Herz klopfte viel zu heftig. Es war lange her, seit sie von einem Mann berührt worden war, seit ihr Körper erfahren hatte, wie es war, in den Armen eines Mannes zu liegen.
    Sehnsucht erfüllte sie wie ein Fluss, dessen Damm gebrochen war, sie sprudelte, wirbelte, donnerte in all die Winkel, von denen sie geglaubt hatte, sie wären davor sicher. Die Wildheit, die ihr doch eigentlich hätte fremd sein sollen, fühlte sich stattdessen so wohlvertraut an, als hätte sie schon seit langem tagtäglich damit gelebt. Wenn das stimmt, dann habe ich es nicht gewusst, wollte sie sich verteidigen. Sie hatte wirklich gedacht, sie sei in Sicherheit.
    Jay!
    Wenn sie ihn nun bei der Hand nehmen und ihn führen und es ihm zeigen würde? Er war ihr Freund, er würde ihr Bedürfnis und die Gründe dafür verstehen. Sie bräuchte ihm nichts zu erklären, sich nicht zu entschuldigen.
    Jay war ein Mann, kraftvoll – schon bei dem Gedanken begann ihr Puls zu rasen, und ihr Körper zog sich vor schmerzlicher Sehnsucht zusammen. Sie müsste weder flirten noch diskutieren, keine Zeit auf irgendwelche vorbereitenden Maßnahmen verschwenden, die ihrer drängenden Begierde nur im Weg gestanden hätten. Sie kannte ihn. Es gab nichts zu befürchten, nichts, wovor sie Angst zu haben brauchte, nur die Gewissheit, dass er, weil er Jay war, alles tun würde, sie zu befriedigen, und dass sie bei ihm in Sicherheit war.
    Die Versuchung untergrub ihre Willenskraft mit der Macht einer Flutwelle, unterhöhlte sie und hielt sie fest, während sie mit ihr spielte, sie liebkoste und neckte. Und ihre Begierde nährte.
    Jay konnte sie von dieser Begierde erlösen, er konnte sie befriedigen und ihre innere Leere erfüllen. Niemand brauchte je davon zu erfahren.
    Immer noch hielt Jay ihre Hand. Vermutlich waren nur ein paar Sekunden vergangen, obwohl es sich viel länger anfühlte, lange genug, um jenen Ort zu betreten, der ihr verboten war und verboten bleiben sollte. Ihre Gedanken schweiften in verbotene Regionen. Es war lange her, dass sie diese beruhigende, zärtlich fürsorgliche Unterstützung, die Jay ihr jetzt gab, zum letzten Mal erfahren hatte. Und nie so wie jetzt. Robert war der letzte Mann, der ihr etwas Derartiges geboten hatte, und … Robert war ihr Ehemann, mahnte Amber sich scharf, entzog Jay rasch die Hand und trat einen Schritt zurück.
    »Wir können Greg zuliebe nur hoffen, dass sie ihn nicht gefunden haben«, meinte Jay. Er unterbrach sich und fügte dann ruhig hinzu: »Deine Großmutter regt sich furchtbar auf, obwohl sie natürlich fest entschlossen ist, sich nichts anmerken zu lassen.«
    »Die Schande wird für sie schwer zu ertragen sein«, erwiderte Amber.
    »Das natürlich auch, aber sie liebt Greg, wie du weißt, und sie vermisst ihn. Dich liebt sie auch, Amber. Ich weiß, wie viel Freude es ihr bereitet hat, dich an Weihnachten zu besuchen.«
    Weihnachten war tatsächlich wunderbar gewesen. Blanche betete sowohl Robert als auch Luc an, und dafür, dass sie Luc liebte, konnte Amber ihrer Großmutter eine Menge vergeben. Die beiden verband eine besondere Beziehung, und Amber besaß genug mütterliche Weisheit, um zu erkennen, dass dies gut für Luc war. Er war ein Einzelkind, und Familienbande waren wichtig. Auch wenn Blanche verächtlich die Nase rümpfte über Roberts Familientradition, an Weihnachten einen Ball für die Pächter und Dienstboten und dazu eine Weihnachtsgesellschaft für die Kinder der Pächter und Angestellten zu geben, hatte Amber den Verdacht, dass sie den ganzen Prunk und das Brauchtum, die mit Roberts Rolle als Herzog einhergingen, insgeheim sehr liebte. Als Roberts Schwiegermutter wurde Blanche jener ehrfürchtige Respekt zuteil, den die vornehme Gesellschaft von Cheshire der einfachen Mrs Pickford verweigerte; außerdem verfügte Blanche über die richtige Haltung, um als grande dame

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