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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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derjenige würde aus deinem Leben verschwinden.«
    Robert schauderte, als er aufstand und zum Fenster ging. »Unglücklich!« Er lachte auf. »Zwischen bloßem Unglück und dem, was von meinem Herzen Besitz ergriffen hat, liegen Welten. Das verstehst du nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, als wäre ich wahnsinnig geworden. Und wenn ich es noch nicht sein sollte, wird der Schmerz mich in den Wahnsinn treiben. Es ist unerträglich, schlimmer als alles, was ich mir je vorgestellt habe, ertragen zu können, und doch tut es mir um keine einzige Sekunde leid, die wir zusammen waren.«
    »Aber er hat dir wehgetan, Robert. Ich glaube nicht, dass das ein Unfall war.« Amber konnte die Worte nicht mehr zurückhalten.
    »Es war nicht seine Schuld«, erwiderte Robert sofort. »Ich habe ihn verärgert, ihn wütend gemacht. Es war meine Schuld, dass er die Geduld mit mir verloren hat. Ich habe ihn mit meiner Selbstsucht und … und mit meinem Verlangen nach ihm dazu getrieben.«
    »Oh, Robert.« Mitleid schnürte ihr die Kehle zu und zerriss ihr das Herz.
    »Ich liebe ihn so sehr, Amber. O Gott, das zerstört mich noch. Ich kann nicht ohne ihn leben und muss es doch, um seinetwillen. Er ist so jung. Zu jung, um die Last meiner Gefühle für ihn zu tragen. Er wirft mir vor, ich wollte ihn an mich ketten, und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass er recht hat. Gleichzeitig möchte ich aus Liebe zu ihm doch so stark sein, ihm die Freiheit zu geben, die er braucht.«
    Der heftige Schmerz, den sie in Roberts Stimme hörte, quälte Amber. Otto hatte Robert offensichtlich grausam und schlecht behandelt. Das Herz wurde ihr schwer vor Trauer um ihren Mann und das Wissen, dass sie nichts tun konnte, um ihm zu helfen, und keine Worte hatte, um seine Qualen zu lindern.
    Erst als sie sich spät am Abend an ihre Frisierkommode setzte und ihre Zofe ihr half, sich zum Schlafengehen fertig zu machen, ging ihr auf, dass sie Robert nichts von Greg erzählt hatte, doch daran war jetzt nichts mehr zu ändern. Der arme Robert, sie konnte nicht von ihm erwarten, dass er sich ihre Probleme anhörte, wo er doch wegen Otto in einem derart desolaten Zustand war.

31
     
    »Ich muss zurück zum Eaton Square, Richard«, sagte Amber zu dem jungen Dekorateur, den Cecil Beaton ihr für die Arbeiten in ihrem Laden empfohlen hatte.
    Sie hatte nicht vorgehabt, in der Walton Street vorbeizugehen, doch die Versuchung war einfach zu groß gewesen. Es wollte ihr einfach nicht gelingen, sich fernzuhalten, jetzt, da alles, was sie so lange geplant hatte, endlich Gestalt annahm.
    In der Fabrik hatte sie die Seidenstoffe geordert, die sie brauchte; alle sorgfältig danach ausgewählt, die Stimmung zu verbreiten, die sie mit ihren Fenstern schaffen wollte. Sie hatte viele Stunden harter Arbeit an ihrem Schreibtisch verbracht, hatte sich mit Zahlen und Plänen herumgeschlagen, um sicherzugehen, dass die Fabrik ihre künftigen Bestellungen auch ausführen konnte. Die nötigen Rohstoffe waren geordert und spezielle Absprachen mit den Färbereien getroffen, die mit Denby Mill zusammenarbeiteten, damit sie auch sicher Zugang zu genügend Färbemitteln hatten, um die Bestellungen ihrer Kunden termingerecht auszuführen. Stoffmuster waren gedruckt worden, in vier verschiedenen Farbstellungen – eine Idee, die Amber beim Anblick der heraldischen Trachten gekommen war.
    Zusätzlich zu der Versicherung, sämtliche Rohmaterialien seien vorhanden, um die Seidenstoffe zu produzieren, wenn sie gebraucht wurden, hatte Amber auch viel Zeit darauf verwendet, bis auf die letzte Stecknadel und die Garnstärke in den Nähmaschinen alles durchzukalkulieren. Kein Detail war zu gering gewesen, um ihrer Aufmerksamkeit zu entgehen. Einen ganzen Tag hatte sie mit dem Vertreter des Garnherstellers Coats verbracht, bevor sie zufrieden war, dass das gewählte Garn auch wirklich genau passte – nicht nur farblich, sondern auch preislich. Vermutlich war der Vertreter, ein geradliniger Mann aus Yorkshire, ziemlich überrascht gewesen von ihrer Entschlossenheit, ihn herunterzuhandeln – und dass sie in der Lage gewesen war, die Sache durchzuziehen. Sie war selbst überrascht gewesen; das gute Geschäft hatte sie mit dem Gefühl erfüllt, etwas geleistet zu haben – und mit der Entschlossenheit, auch weiterhin hart zu verhandeln.
    Sie sah sich noch einmal um. Die weiche taubengraue Wandfarbe sah wunderschön aus. Amber wäre gern geblieben. Sie fand die betonte Schlichtheit der lackierten

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