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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Holzvertäfelung wunderschön; sie würde einen phantastischen Hintergrund für die kostbaren Seidenstoffe abgeben. Widerstrebend verabschiedete sie sich. Robert war im Augenblick so zerbrechlich, so verletzlich. Der arme Robert. Er hätte gut etwas von der Geborgenheit und dem Trost gebrauchen können, die sie in ihrem Laden und ihrer Seide fand.
    »O Gott, beinahe hätte ich vergessen, es dir zu sagen, Amber. Gestern ist mir Lord Beaverbrook über den Weg gelaufen. Er war in Begleitung von Chips Channon, und Chips hat uns zu einem Dinner eingeladen, das er für den König gibt.«
    Auch wenn Robert sich bemühte, fröhlich zu wirken – die Wintersonne, die durch die Fenster des Frühstückszimmers fiel, verriet die Wahrheit. Wie grau und eingefallen er immer noch aussah, obwohl seine Rückkehr aus Frankreich nun schon über einen Monat zurücklag.
    »Wie geht es Max?«, erkundigte sich Amber beflissen nach Lord Beaverbrook. »Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hat er wegen des Winterwetters sehr unter seinem Asthma gelitten.«
    »Nun, du kennst doch Max. Er gefällt sich einfach in der Rolle des leidenden Kranken. Ach, ich soll dir übrigens ausrichten, dass er die Muster, die du ihm geschickt hast, sehr hübsch findet.«
    »Er will sein Privatkino mit silberner Seide ausschlagen lassen«, erklärte Amber.
    Inzwischen hatte sie gelernt, wie verschwenderisch die Schwerreichen mit ihrem Geld umgingen und zu welch ausgefallenen Aktionen sie sich verstiegen, nur um jede Laune zu befriedigen. So hatte sie eine Anfrage für die Ausstattung eines Boudoirs bekommen, mit der Auflage, es müsse exakt in demselben Blau gehalten sein wie die Augenfarbe ihrer potenziellen Kundin, einer Dame der Gesellschaft. Eine andere Anfrage stammte von einem inzwischen schon etwas in die Jahre gekommenen Revuemädchen, das sich extrem vorteilhaft verheiratet hatte und nun ihre Räume im Herrenhaus ihres Gatten komplett renovieren lassen wollte, einschließlich eines Himmelbetts und einer Liege – für ihren Pekinesen.
    Inzwischen zuckte Amber nicht einmal mehr mit der Wimper, wenn sie derartige Anfragen bekam.
    Gesellschaftlich waren sie seit Roberts Rückkehr aus Paris sehr aktiv. Amber vermutete, dass Robert sich beschäftigen wollte, um nur nicht der Versuchung zu erliegen, sich womöglich wieder mit Otto zu versöhnen. Robert verbrachte viel Zeit mit Luc, stellte ihre alte Vertrautheit wieder her. Lucs Gesellschaft schien das einzige Mittel, das den Ausdruck trostloser Verzweiflung aus Roberts Blick zu vertreiben vermochte.
    Von Greg und seinem möglichen Verbleib gab es immer noch keine Neuigkeiten. Amber weigerte sich, das Wort »Schicksal« zu benutzen, selbst in Gedanken, obwohl Robert sie gewarnt hatte, man werde Greg wohl nicht lebend aus Hongkong herauslassen, wenn er tatsächlich hohe Schulden bei einer chinesischen Verbrecherbande hatte. Sie war entsetzt gewesen. Sie ertrug den Gedanken nicht, was Greg wohl alles durchmachte, und konnte nur beten, dass er allen Gefahren entkam und sicher nach Hause zurückkehrte.

32
     
    Das Abendessen, das Henry und Honor Channon für den König gaben, war zu Ambers Erleichterung eine überraschend fröhliche Angelegenheit.
    Sie und Robert saßen mit den Duff Coopers an einem Tisch. Duff und Chips waren Politiker, und Robert kannte beide seit Jahren. Robert hatte Amber erklärt, obwohl sie Freunde seien, teile er Chips’ Ansicht, dass Duff in seinen politischen Ansichten aggressiver geworden sei, seit er Kriegsminister geworden war, was angesichts der gegenwärtigen politischen Macht Adolf Hitlers womöglich unklug war.
    Der Herzog und die Herzogin von Kent kamen kurz nach Amber und Robert, und die Channons stellten ihnen ihre Gäste offiziell vor.
    Amber hatte Prinzessin Marina schon in Paris kennengelernt und lachte, als die Prinzessin, die genau wie sie ein Paar der neuerdings so modernen großen Perlenohrringe trug, sich zu ihr herüberbeugte und verschwörerisch flüsterte: »Mussten Sie sich auch die Ohrläppchen durchstechen lassen?«
    »Ja«, gab Amber zu.
    Es war bis in die Klatschspalten vorgedrungen, dass selbst junge Damen der Gesellschaft sich dieser unangenehmen Prozedur unterzogen, weil sie Angst hatten, ihre großen Perlenohrringe würden herunterfallen, wenn sie sie nur an die Ohrläppchen klemmten. Es war sehr schmerzhaft gewesen, und es hatte sechs Wochen gedauert, bevor Ambers Ohrläppchen so weit geheilt waren, dass sie richtige Ohrringe tragen konnte. Selbst

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