Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
für die Tochter von König Midas geschnitzt hatte, damit sie ihre Lust damit befriedigte.
Wie sehr Cassandra Vita und Violet beneidet hatte. Vor ihrer Hochzeit hatte sie viele Stunden damit zugebracht, sich vorzustellen, wie sie die beiden bei ihren Vergnügungen beobachtete. Wie dumm sie damals gewesen war.Viel besser war es doch, die Vergnügungen selbst zu erleben, obwohl zuzeiten auch die Rolle der Voyeurin sehr vergnüglich war – wie damals, als sie John mit einem Dienstmädchen erwischt hatte. Damals waren sie noch nicht verheiratet gewesen. Der arme Mann hatte sich so abgemüht, aber sein Glied war schon schlaff, bevor er ihre Anwesenheit bemerkt hatte. Wie dumm von ihm, an einem Ort über das Mädchen herzufallen, wo er so leicht überrascht werden konnte. Natürlich hatte er sie angefleht, ihn nicht zu verraten. Und sie hatte sich einverstanden erklärt, nichts zu sagen … wenn er sie heiratete.
Er hatte ihr gesagt, er könne ihr kein richtiger Ehemann sein, Dienstmädchen seien eher nach seinem Geschmack. Cassandra hatte ihm versichert, das spiele keine Rolle. Sie wollte die Ehe, keinen Mann. Er hatte gezögert, doch sie hatte ihn rasch umgestimmt, und als Belohnung hatte sie ihm in der Hochzeitsnacht erlaubt, ihr zuzuschauen, wie sie dem armen Dienstmädchen das Vergnügen bereitete, das er ihm nicht hatte verschaffen können. Wie schockiert er zuerst gewesen war, und dann so erregt.
Im Laufe der Jahre hatten sie mehrere ähnlich ergötzliche Episoden genossen. Natürlich weit weg von zu Hause; Dienstboten klatschten, und dieses erste Dienstmädchen war ausbezahlt worden, damit es seinen Traum verwirklichen und Karriere am Theater machen konnte.
Er würde natürlich nie erfahren, welches Triumphgefühl es ihr verschaffte, ihn erregt und hilflos auf den nackten Körper einer Frau starren zu sehen, der sie gerade Lust bereitete, und zu wissen, dass er nicht an dem Liebesakt teilnehmen konnte.
In den wenigen Monaten, die sie jedes Jahr in London verbrachten, machten sie viele neue Bekanntschaften. Eine Affäre mit einer anderen Frau war eindeutig modern, und Cassandra lernte rasch, diejenigen fallen zu lassen, die nur so taten, als wollten sie sie, und sich an die zu halten, die ihre Aufmerksamkeiten entsprechend würdigten.
Ein Londoner Flirt, gefolgt von einer Einladung nach Fitton Hall, hatte ihr mehrere außergewöhnlich köstliche Phasen der Wollust beschert, doch keines dieser Vergnügen kam dem nahe, das sie jetzt mit ihrer neuen Geliebten hatte. Wie aufregend es gewesen war, sie zu verführen und dabei genau zu wissen, wer sie war. Cassandra hatte gleich am Anfang beschlossen, ihr nachzustellen. Anfangs hatte sie jedoch sämtliche Hinweise auf die sapphischen Freuden, die sie zusammen genießen konnten, geflissentlich überhört.
Doch Cassandra war bereit gewesen zu warten. Und jetzt war ihre Geduld belohnt worden, die Falle war zugeschnappt, und Lydia gehörte ihr.
DieVerschlechterung von Lydias geistiger Gesundheit bedeutete, dass sie verletzlich und leicht erregbar war; sie war problemlos in einen wütenden Zorn gegen Jay zu treiben, den Cassandra geschickt in körperliche Leidenschaft und Hingabe umlenkte.
Langsam, vorsichtig und mit großem Ergötzen hatte sie Lydia mit ihren besonderen Vergnügungen bekannt gemacht.
Besondere Freude hatte Cassandra daran, ihre Geliebte für jeden Ungehorsam zu bestrafen, zuweilen recht gewalttätig, obwohl sie sich bei Lydia ein wenig zurückhalten musste, da diese gelegentlich in Hysterie verfiel. Trotzdem war es Cassandra gelungen, von leichten Schlägen auf Lydias nackten Hintern zu energischeren Schlägen mit einer weichen Peitsche aus geknoteten Bändern überzugehen, die die Haut nicht verletzten, die Geschlagene aber trotzdem um Gnade winseln ließen, was Cassandra noch mehr erregte.
Cassandra konnte sich noch sehr lebhaft daran erinnern, wie sie das erste Mal gemerkt hatte, dass körperliche Gewalt diese Wirkung auf sie hatte. Sie war zwölf gewesen und hatte die Ferien vom Internat zu Hause verbracht. Ihre Mutter hatte sie zu den Misses Barnett geschickt – zwei unverheirateten Schwestern, die still in vornehmer Armut in einem kleinen Haus im Ort lebten und sich im Turnus abwechselnd mit anderen um den Blumenschmuck in der Kirche kümmerten -, um ihnen ein wenig Honig von ihren Bienen zu bringen.
Cassandra hatte an die Haustür geklopft, und als niemand auf ihr Klopfen reagiert hatte, war sie ums Haus herum zur Hintertür gegangen, um
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