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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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war genauso deutsch-monumental, wie Amber es sich vorgestellt hatte. Die Uniformen, die hohen Stiefel, die im Gleichschritt marschierten, und das zackige Salutieren zerrten an ihren Nerven; besonders unerträglich fand sie aber die blinde Heldenverehrung, die ein paar ihrer Landsleute Hitler entgegenbrachten. Zu diesem faschistisch gesinnten Grüppchen zählten auch Unity Mitford und ihre Schwester Diana. Zu Ambers Erleichterung neigte Robert inzwischen wieder dazu, Adolf Hitler mit Spott und Verachtung zu begegnen. Er hatte sich von seinem jungen Liebhaber also doch nicht so in seiner politischen Haltung beeinflussen lassen, wie sie befürchtet hatte.
    Oberflächlich betrachtet, kamen sie so gut miteinander aus wie immer, doch bei genauerem Hinsehen offenbarten sich Spannungen, an denen teilweise auch Amber schuld war, wie sie genau wusste. Sie war nicht mehr das naive junge Mädchen, das Robert in allem gefolgt war, auf seinen Rat und seine Führung angewiesen und bereit, zu ihm aufzublicken und ihn auf ein Podest zu erheben. Nein, sie war eine Frau, die ihr Leben und ihre Geschäfte selbstständig führte. Und obwohl Amber es nicht aussprach, hegte sie manchmal den Verdacht, dass Robert ihr das verübelte. Auch wenn er bei dem Laden nachgegeben hatte, war Amber klar, dass er eigentlich nicht wollte, dass sie ihn führte. Einen Laden – ein Geschäft – zu besitzen und zu führen war für ein Mitglied der Aristokratie einfach undenkbar. Es trotzdem zu tun bedeutete eine Überschreitung der engen gesellschaftlichen Grenzen, die einer Frau in ihrer Stellung gesetzt waren.
    Doch sie war keine Aristokratin, sie war die Tochter eines talentierten Künstlers und die Urenkelin eines erfolgreichen Kaufmanns, und darauf war sie stolz. Natürlich wollte sie Robert eine gute Frau sein, doch wollte sie dabei sich selbst treu bleiben, statt sich vereinnahmen und verbiegen zu lassen, um etwas aus sich zu machen, was sie gar nicht war – nur um Leuten zu gefallen, die sie ohnehin verachteten, egal was sie tat, um sie zu besänftigen.
    Doch sie vermisste die offenen politischen Diskussionen, die sie früher mit Robert geführt hatte. Robert war gut informiert, und sie achtete seine Meinung – wenn sie denn von ihm kam und nicht von seinem gegenwärtigen Liebhaber. Die Situation mit den Mitfords war ein typisches Beispiel dafür.
    »Ich würde mir da keine Gedanken machen«, hatte Robert gesagt, als sie die Mitfords erwähnt hatte. »Nach dem, was ich gehört habe, betrachtet selbst ihr verehrter Führer Unity als Dummkopf. Diana muss die Nazis natürlich wegen Tom Mosley unterstützen.«
    »Unity mag ja ein Dummkopf sein, Robert, aber das macht es den Nazis nur umso leichter, ihre Ergebenheit für Hitler als Propaganda zu nutzen«, hatte Amber erwidert. »Ich meine, schau dir doch an, wie freundschaftlich sie mit den Goebbels verkehrt. Ach, mir wäre es wirklich lieber, wir wären gar nicht erst hergekommen. Mir kommt es falsch vor, und ich fühle mich nicht wohl dabei.«
    »Du musst doch zugeben, dass die Eröffnung der Spiele einfach großartig war und makellos geplant«, meinte Robert jetzt, da ihm bewusst war, wie sehr ihr die Reise nach Deutschland widerstrebt hatte.
    »Mit militärischer Präzision«, stimmte Amber trocken zu. »All diese schrecklich arischen jungen Frauen …« Sie war immer noch nicht glücklich darüber, wie Robert Lucs unschuldige Begeisterung ausgenutzt hatte, um sie dazu zu bringen, der Reise zuzustimmen; sie könne ja zu Hause bleiben, er und Luc würden allein fahren, hatte er gemeint. Dabei hatte er ganz genau gewusst, dass sie dem niemals zustimmen würde.
    »Wie ich sehe, bist du fest entschlossen, an Berlin, dem Führer und den Spielen kein gutes Haar zu lassen«, neckte Robert sie leichthin.
    »Hast du das etwa erwartet?«, fragte Amber. »Tut mir leid, Robert, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hinter all dieser zur Schau gestellten Volksgesundheit etwas grässlich Ungesundes liegt. Denk doch nur daran, wie die Nazis die Juden behandeln! Manche Kommentare, die Herr Göring gestern beim Abendessen abgegeben hat, waren widerlich und unverzeihlich. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich aufgestanden und gegangen. Unity hat tatsächlich damit angegeben, dass sie in München jetzt in einer Wohnung lebt, die einmal einer jüdischen Familie gehörte.«
    »Da stimme ich dir zu, aber wir können nichts dagegen tun, und ich möchte dir raten, Amber, dich in der Öffentlichkeit nicht so

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