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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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könne demnächst vielleicht ein Artikel über den Laden erscheinen.
    Auch Robert war kurz aufgetaucht und hatte dabei so umwerfend gut ausgesehen, dass Amber das Herz wehtat. Für einen winzigen Augenblick hatte sie in ihm den Robert der National Gallery wiedergesehen. Cecils Assistenten übertrafen sich gegenseitig in ihren Bemühungen, ihm ein Lächeln zu entlocken, doch Amber konnte deutlich erkennen, wie unerträglich traurig er im Herzen war.
    »Amber, für Isleworth muss ich einfach etwas von den neuen Entwürfen haben.«
    »James.« Sie begrüßte James Lees-Milne mit einem warmen Lächeln und fragte dann besorgt: »Was meinst du? Werde ich mit meinem Laden Erfolg haben?«
    »Zweifellos«, versicherte er ihr. »Aber ich könnte mir denken, dass Gordon Selfridge versuchen wird, dir sowohl die Stoffe als auch den Geschäftsführer abspenstig zu machen.«
    »Was für ein Kompliment! Cecil hat Percy für mich gefunden.«
    »Typisch Cecil«, grinste James und fuhr dann energisch fort: »Wenn du Zeit hast, würde ich gern etwas mit dir besprechen.«
    »Oh, das ist nicht fair. Du musst es mir gleich erzählen.«
    »Also schön. Ich will den National Trust dazu bewegen, einige seiner Häuser zu renovieren – und wo es möglich ist, würde ich gern auf authentische Stoffe zurückgreifen, und Denby Mill soll die Seide dafür produzieren.«
    »James!«
    »Freu dich nicht zu früh. Noch ist nichts unter Dach und Fach, und selbst wenn, wird der Profit nicht allzu groß ausfallen.«
    »Aber für uns wird es eine hervorragende Werbung sein.«
    »Genau, und da dies der Fall ist, erwarte ich einen beträchtlichen Preisnachlass.«
    »Das wird davon abhängen, wie viel du bestellst«, erklärte Amber entschieden.
    Sie hatte zu ihrer Überraschung bereits festgestellt, wie sehr sie das Handeln genoss – wieder etwas, das ihre Großmutter sicher nicht billigen würde. So geschäftstüchtig ihre Großmutter auch sein mochte, Amber wusste, dass sie alles Kaufmännische verachtete, und dazu zählte wohl auch das Feilschen um einen guten Preis.
    Die Gäste brachen allmählich auf; die Speiselieferanten begannen aufzuräumen. Die morgigen Klatschspalten würden in Text und Bild von der Geschäftseinweihung und den anwesenden Gästen berichten.
    Alle, die dabei gewesen waren und sich auf diesem Gebiet auskannten, hatten ihr versichert, ihr Laden werde Erfolg haben. Eigentlich sollte sie überglücklich sein. Es gab so vieles, wofür sie dankbar sein konnte. Warum also fühlte sie sich so unglücklich?

Dritter Teil
     

38
     
    Weihnachten 1936
     
    Weihnachten war fast vorbei. Ihre Hausgäste – Großmutter, Greg und die kleine Rose – würden am nächsten Tag von Osterby nach Macclesfield zurückkehren. Weihnachten. Wie konnte es ohne Jay überhaupt ein richtiges Weihnachten sein? Doch sie hatten es gefeiert, und irgendwie war es Amber gelungen, die Festtage zu überstehen, wie sie den Rest ihres Lebens überstehen musste, ohne Jay und ohne das wunderbare Gefühl, das sie in den schwierigen Zeiten getröstet hatte, dass es ein besonderes Band zwischen ihr und Jay gab, selbst wenn er ihr körperlich nicht nah sein durfte. In Gedanken waren sie sich nah, und sie konnte sich immer Hilfe suchend an ihn wenden, wenn sie ihn brauchte. Jetzt war es ihr natürlich unmöglich, sich diesen Trost zu erlauben – das war eine Sache der Ehre. Ich sollte dankbar sein für das, was ich habe, sagte Amber sich kritisch, statt mich wegen dem, was ich nicht habe, zu bemitleiden.
    Sie hatte ein wunderbares Leben, ein Leben, um das sie viele beneideten. Sie hatte einen netten, reichen adeligen Ehemann. Sie hatte einen liebenswerten Sohn, der zu seinen ersten Ferien vom Internat nach Hause gekommen war und sie einen herzergreifenden kurzen Blick auf den Mann hatte werfen lassen, der er einst werden würde – beherzt, treu, an anderen interessiert, stolz darauf, was er war, ohne jegliche Arroganz – und der zugleich immer noch ihr kleiner Junge sein konnte, wenn sie allein waren, sich ihr in die Arme warf und ihr offen erzählte, er würde die Schule zwar lieben und sie um nichts in der Welt versäumen wollen, und doch: »Ich vermisse deinen Gutenachtkuss, Mummy, aber wenn ich die Augen schließe und an dich denke, ist es, als wärst du bei mir.«
    Er würde ein rechter Herzensbrecher werden, und natürlich wäre ihr keine junge Frau gut genug für ihn, gestand Amber sich reuig ein.
    Ja, sie hatte Glück. Sie hatte nicht nur Robert und Luc, ein

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