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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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er entdeckt hatte und nun vorsichtig in der hohlen Hand trug, um ihn in der kleinen Wasserlache an dem Felsen, auf dem seine Mutter saß, auszusetzen.
    So sieht vollkommenes, reines Glück aus, dachte Amber träge: der warme Sonnenschein, die reichen Geschenke der Natur, einschließlich des reichsten von allen, des Gelächters eines geliebten Kindes.
    »Dein Sohn?«
    Jean-Philippes Stimme, die sich in ihre Gedanken stahl, schreckte sie auf. Als sie sich zum letzten Mal umgesehen hatte, war der Strand noch verlassen gewesen, und dennoch hatte er sich irgendwie an sie heranschleichen können, ohne dass sie sich seiner Nähe bewusst gewesen war.
    »Ja, ja«, stimmte sie zu. Es hatte schließlich keinen Sinn, Lucs Existenz zu leugnen.
    »Du scheinst dich nicht sehr zu freuen, mich zu sehen«, zog er sie auf.
    »Warum sollte ich, wenn du dich anschleichst und mich so erschreckst?«, verteidigte sich Amber. Die Erkenntnis, dass er sie beobachtet hatte, stimmte sie unbehaglich.
    Jean-Philippe zuckte die Schultern. »Ich habe euch vorhin durchs Wasser planschen sehen«, sagte er und fügte zusammenhanglos hinzu: »Er gerät wirklich ganz nach dir.«
    Nach mir ? Vor Erleichterung und Dankbarkeit wurde ihr ganz schwach.
    »Die meisten Leute finden, dass er mehr nach Robert kommt.«
    »Er hat dieselben kleinen Eigenheiten wie dein Mann und seine Haar- und Augenfarbe, aber den Körperbau hat er von dir.«
    Amber sah zu Luc hinüber und beschwor ihn wortlos, zu ihr zurückzukommen, doch er kehrte ihr den Rücken zu und hockte sich gerade hin, um dem hübschen kleinen Mädchen in dem rosa Strandanzug, das ihm die letzte halbe Stunde bewundernd hinterhergetappt war, etwas zu zeigen.
    »Ich habe dich wirklich geliebt, weißt du.«
    Ihr Herz tat einen mächtigen Satz. Irgendwie war es Jean-Philippe gelungen, sich ihrer Hand zu bemächtigen, und er hielt sie fest und setzte sich so zu ihr, dass sie vom Strand aus nicht mehr zu sehen war.
    »Doch, das ist die Wahrheit.«
    »Du solltest nicht so mit mir reden«, protestierte Amber.
    »Warum nicht? Was kann es denn schaden?«
    Der sanfte Spott in Jean-Phi lippes Stimme warnte Amber, dass er genau wusste, welchen Schaden seine Worte anzurichten vermochten.
    »Ich muss gehen. Robert wird sich schon wundern, wo wir stecken.«
    Jean-Philippes Lachen war weich. »Ah, ma pauvre Amber, ich habe dich erschreckt, fürchte ich. Das wollte ich nicht.«
    Er hielt ihre Hand immer noch in der seinen, und nun hob er sie an die Lippen.
    Das Ziehen der altvertrauten Sehnsucht untergrub ihre Abwehr so gewiss, wie die Brandung den Sand unter ihren Zehen weggesogen hatte. Und das Gefühl war genauso sinnlich und angenehm. Würde er ihre Fingerspitzen küssen, so wie früher einmal? Würde er …
    »Mummy, schau, ich hab noch einen Fisch gefunden.«
    Sie spürte, wie seine Lippen flüchtig über ihre Knöchel streiften, dann gab er sie frei, und sie konnte sich ganz ihrer Erleichterung hingeben – oder ihrer Enttäuschung?
    Luc betrachtete Jean-Phi lippe mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen, was Amber unter anderen Umständen mit zärtlicher Belustigung erfüllt hätte.
    So ruhig, wie sie konnte, stellte sie die beiden einander vor, und dann beobachtete sie die faszinierte und begeisterte Reaktion ihres Sohnes, als Jean-Phi lippe ihn als Gleichrangigen behandelte und ihm dann einen Zaubertrick mit einer kleinen Münze zeigte, die er geschickt hinter Lucs Ohr auftauchen und wieder verschwinden ließ.
    Mit derselben Fingerfertigkeit, mit der er vor Jahren ihr Herz gestohlen hatte? Sie durfte nicht zulassen, dass er Luc ebenso gefangennahm, wie er es damals mit ihr getan hatte. Sie wollte wirklich nicht, dass sich zwischen Luc und dem Mann, der ihn gezeugt hatte, ein zartes Band entwickelte. Vor Sorge schlug ihr das Herz heftig gegen die Rippen.
     
    Sehnsucht reckte sich in ihr, erwachte zu neuem Leben, rekelte sich so träge in ihr, dass sie sie vielleicht nicht einmal wahrgenommen hätte, wenn sich ihre Brustwarzen nicht aufgerichtet hätten und sie nicht diese köstliche Mischung aus Erregung und Vorfreude verspürt hätte, die ihr ein Lächeln des Willkommens entlockte. Doch dann schwoll sie zu rasch an, wurde zu einem beharrlichen Lärm, der ihren Kopf mit gefährlichen Bildern erfüllte, Bildern von einem abgedunkelten Raum und männlichen Händen auf ihrem nackten Körper, die ihre Sehnsucht nur noch heißer brennen ließen, sie mit ihrer leichten, wissenden Berührung quälten, die in ihr nur

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