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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Lydia.«
    »Ja, er liebt mich, und wenn ich ihm sage, wozu du mich gezwungen hast, wird er sehr wütend auf dich werden.«
    Cassandras Miene verfinsterte sich. Das hätte nicht passieren dürfen. Sie war diejenige, die über die Macht verfügte, Drohungen auszustoßen, nicht Lydia. Lydia war verrückt, wenn sie wirklich glaubte, Jay würde sie verteidigen und beschützen.
    Aber Lydia war ja tatsächlich verrückt, vor allem dann, wenn sie – wie jetzt – anfing, sich wie ein störrisches Kind zu verhalten. In dieser Stimmung war nichts mehr mit ihr anzufangen – weder mit Vernunft noch mit Drohungen. In dieser Stimmung betrachtete Lydia Jay als ihren Erlöser, eine Vaterfigur, die nichts falsch machen konnte, während sie, Cassandra, böse und unartig war.
    Mit solchen Stimmungen war sie schon früher fertig geworden, erinnerte Cassandra sich. Sie würden bald vorübergehen. Doch es war das erste Mal, dass Lydia gedroht hatte, Jay von ihrer Beziehung zu erzählen. Wenn Lydias Ehemann irgendjemand anders als Jay gewesen wäre, hätte Cassandra ihn gewiss überzeugen können, dass Lydia verwirrt war und sich täuschte. Doch Jay würde Lydia glauben. Er hatte Cassandra schon immer durchschaut, und das machte ihr Angst.
    »Lydia, meine Süße …«, begann sie schmeichelnd.
    Lydia drehte sich um und öffnete die Schlafzimmertür.
    »Lydia«, drohte Cassandra weniger süß, aber es war zu spät. Lydia war gegangen. Leise fluchend und zornrot im Gesicht zog Cassandra sich an.
    Das war nur Greg Pickfords Schuld.Wenn er sich nicht zwischen sie gedrängt hätte, wäre Caroline noch am Leben.
    Caroline. Ihre einzig wahre Liebe.
    Cassandra setzte sich aufs Bett. Sie hatte Caroline so sehr geliebt. Warum hatte Caro nicht getan, worum sie sie so flehentlich gebeten hatte? Sie könnte immer noch am Leben sein.
    Nachts, kurz vor dem Einschlafen, konnte Cassandra manchmal Carolines Stimme hören, die nach ihr rief, die sie anflehte, ihr doch zu helfen, während der Schlamm im See sie in die Tiefe zog, je mehr sie dagegen ankämpfte. Dabei hätte sie ihr, um zu überleben, nur versprechen müssen, es wegzumachen – dieses Ding, das Greg Pickford in sie gepflanzt hatte. Das war alles. Sie hatte Caroline angefleht, es zu tun. Sie hatte ihr gesagt, damit bewiese sie ihr ihre Liebe, doch Caroline hatte sich geweigert. Und nun war Caroline tot, und sie war allein. Wie dumm von ihr zu glauben, jemand wie Lydia könnte jemals Carolines Platz einnehmen. Sie spielte mit den Handschellen, die Lydia partout nicht hatte tragen wollen und mit denen der ganze Streit angefangen hatte.
    Lass sie doch zu Jay laufen und ihm alles erzählen.Was konnte er schon tun? Nichts. Sie war nicht schnell genug gewesen. Sie hätte Lydia sagen sollen, dass sie gesehen hatte, wie Jay Amber geküsst hatte, und sie dann fragen sollen, wie sehr Jay sie wohl noch liebte. Wenn das nicht funktioniert hätte, hätte sie Lydia an die Fotos erinnern können, die sie von ihr gemacht hatte. Lächelnd zog Cassandra sich fertig an. Aus dem Fenster sah sie, dass der Chauffeur den Wagen vorfuhr und Lydia einstieg. Die schlaue Lydia, dass sie daran gedacht hatte. Sie durfte nicht vergessen, sie für ihre Schlauheit zu belohnen – beim nächsten Mal.
    Und Cassandra war fest entschlossen, dass es ein nächstes Mal geben würde.

42
     
    Das Erste, was Amber hörte, als der zweite Butler sie in die Halle ließ, war das Lachen eines Mannes, das aus dem kleinen Raum im Erdgeschoss kam, in dem Robert sich eingerichtet hatte.
    Die Tür ging auf, und Robert und Otto kamen heraus. Robert hatte Otto den Arm um die Schulter gelegt, beide waren offensichtlich gut gelaunt.
    Otto, korrekt wie immer, verbeugte sich leicht vor ihr und sagte zu Robert: »Du bist wirklich zu freundlich und zu großzügig.«
    »Unsinn, zu dir kann ich gar nicht freundlich oder großzügig genug sein, Otto. Das weißt du doch.« Robert hatte Ottos Hand genommen, und das Lächeln, mit dem sie einander ansahen, schloss Amber vollkommen aus.
    »Du bist so gut zu mir.«
    »Mein liebster Junge.«
    In der Stille knisterte Unausgesprochenes. Robert glühte förmlich vor Glück, es strahlte von innen heraus und vertrieb alle Schatten. Er sah um Jahre jünger aus, wenn auch natürlich nicht so jung wie Otto.
    Beide waren in Hemdsärmeln, und Robert fuhr, als könnte er nicht anders, in einer Geste hilfloser Bewunderung mit der Hand Ottos Arm hinauf, bevor er ihn an der Schulter packte. Otto hob die freie Hand, um Roberts

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