Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
aufzubrechen.«
Wie um alles in der Welt sollte ihr das gelingen? Robert würde doch jede Anweisung von ihr sofort rückgängig machen.
Vielleicht konnte sie Beth und Alistair um Hilfe bitten? Würden sie ihr glauben? Nein, das war zu riskant, außerdem bezweifelte Amber, dass sie ihr helfen würden. An wen konnte sie sich wenden, der die Gefahr, in der Robert schwebte, nicht nur verstand, sondern auch gleich auf Abhilfe sinnen würde?
Sie konnte sich unmöglich offiziell an die Botschaft wenden. Homosexualität war strafbar, egal wie oft ein Auge zugedrückt wurde.
»Wenn du willst, helfe ich dir.«
Amber war erstaunt. »Du? Warum?«
»Weil ich es so will. Ich habe bei dir einiges wiedergutzumachen.«
Amber blickte ihn an und sah, dass es ihm ernst war. Sie konnte es sich nicht leisten, die angebotene Hilfe auszuschlagen.
»Also dann, ja, bitte. Ich möchte, dass du mir hilfst.«
» Bien. Dann lass uns mal überlegen. Je eher wir etwas unternehmen, desto besser.Vermutlich gehst du heute Abend auf die Gesellschaft des Maharadschas von Jaipur?«
Amber nickte.
»Sehr schön. Alors, leider wird es Robert im Verlauf des heutigen Abends dort schwindelig werden, was auf etwas zurückzuführen sein wird, was ich in seinen Drink gebe.«
Als er Ambers Miene sah, versicherte er ihr: »Keine Sorge, es wird ihm nicht weiter schaden. Ihm wird davon nur übel.«
»Aber woher weißt du das? Was willst du ihm denn …«
»Das darfst du getrost mir überlassen. Man bewegt sich nicht jahrelang in meinen Kreisen, ohne zumindest ein wenig von den Schattenseiten des Lebens mitzubekommen. Besteh du nur heute Abend darauf, dass ein Arzt gerufen wird. Zum Glück wird ein anderer Gast sich als genau das präsentieren – ich habe einen Freund in Mougins. Die Details sind nicht wichtig, nur so viel: Manche Künstler brauchen diese Substanzen, um ihre Kreativität zu beflügeln, und manche Ärzte sind bereit, sie ihnen zu besorgen, diskret und zu einem beträchtlichen Preis. Dieser Arzt wird auch die Ursache von Roberts Unwohlsein beisteuern.«
»Drogen?«, protestierte Amber ängstlich. »Ist das nicht gefährlich?«
»Nicht, wenn ein guter Arzt sie verabreicht. Du musst mir da einfach vertrauen, Amber. Der Arzt wird darauf bestehen, dass dein Ehemann in die Villa zurückkehrt, um zu ruhen. Er wird behaupten, dass Robert vermutlich zu viel Sonne abbekommen oder vielleicht etwas Unverträgliches gegessen hat.«
»Und wenn Robert sich weigert mitzukommen?«
»Das wird er nicht«, erwiderte Jean-Phi lippe schlicht und abschließend. »Der Arzt wird euch zum Wagen begleiten, der offiziell auf euch wartet, um euch zurück zur Villa zu bringen. Sobald ihr im Auto sitzt, wird der gute Doktor deinem Ehemann ein Sedativum verabreichen. Auch das wird ihm nicht schaden, er wird einfach nur einschlafen.
Auf der Jacht rufst du dann nach Hilfe, um deinen Mann an Bord tragen zu lassen. Du wirst dem Kapitän sagen, der Arzt hätte Anweisung gegeben, Robert nach Hause zurückzubringen. Während die Mannschaft die Jacht startklar macht, hast du genügend Zeit, zur Villa zu fahren und deinen Sohn zu holen.«
»Bist du dir sicher, dass Robert dabei nichts passiert? Ich will nicht …«
»Wenn er aufwacht, wird er schlimme Kopfschmerzen haben und vermutlich ziemlich wütend sein. Natürlich könntest du ihn auch seinem Schicksal überlassen und einfach allein abreisen.«
»Nein, das könnte ich niemals.« Nach allem, was sie Robert zu verdanken hatte, war das einfach undenkbar; außerdem musste sie an Luc denken, der seinen Vater anbetete. »Die Deutschen werden wissen, dass du uns geholfen hast.«
»Das spielt keine Rolle. Ich habe schon alle Vorkehrungen für meine Abreise nach Spanien getroffen.« Jean-Philippe unterbrach sich und sagte dann düster: »Ich bin überzeugt, dass Hitler sich nicht besänftigen lässt und dass die, die es versuchen, es hinterher bereuen.«
Konnte sie ein solches Ränkespiel einfädeln? Wollte sie das Wagnis eingehen? Es war ein großes Risiko. So viel konnte schiefgehen. Aber wenn sie nichts tat und Jean-Philippe recht hatte, würde es für Robert schreckliche Konsequenzen haben.
»Also schön«, sagte sie zu Jean-Philippe. »Du wirst Geld brauchen – für den Arzt.«
Jetzt, da sie sich entschieden hatte, konzentrierte sie sich ganz auf die praktischen Aspekte. Sie würde dafür sorgen müssen, dass die Jacht genügend Vorräte mitführte – vielleicht konnte sie sowohl Robert als auch dem Kapitän
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