Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
Assistenten bereits entführt. Ich habe ihn im Foyer entdeckt und dort vor einem Rudel junger Damen errettet. Bryan und ich planen eine Party, für die Zeit nach dem Baby.«
Amber konnte den Blick nicht von ihr losreißen. Sie trug Abendgarderobe, eine Robe aus Goldlamé, darunter Spitze und darunter Crêpe Satin. Darüber trug sie einen Abendmantel aus braunem Samt, der mit pfirsichfarbenem Glanzsatin gefüttert war. Ihre Füßen steckten in Schuhen aus goldgeflecktem Silberflitter. In ihrem hübsch gewellten goldblonden Haar blinkten im Licht der Kronleuchter Diamantsterne auf. Noch mehr Diamanten funkelten an Fingern und Handgelenken, und ihre Lippen waren passend zu Kleid und Mantel braunrosa geschminkt.
»Was, schon wieder eine Party?«, fragte Lord Robert, während er einem Kellner winkte und sagte: »Mrs Guinness nimmt mit uns den Tee.«
Amber war sich schmerzhaft bewusst, wie wenig sie dieser Situation gewachsen war.
Lord Robert plauderte immer noch mit Mrs Guinness.
»Dein Glück, dass du die Guinness-Millionen geheiratet hast und Bryan dich heiß und innig liebt«, neckte er sie, bevor er sich an den jungen Mann wandte, der neben ihr stand. »Saville, du musst dich dort neben Cecil setzen. Wenn du es nicht tust, schmollt er wieder mit mir.«
Während der junge Mann sich zu dem angewiesenen Platz begab, lachte Mrs Guinness auf, nicht im Mindesten beleidigt über Lord Roberts Spöttelei, und erwiderte: »Nun, das sollte er auch, schließlich hoffe ich, ihm demnächst einen Erben zu schenken.«
Amber errötete ob dieser unverblümten Anspielung auf Mrs Guinness’ Zustand.
»Lass uns hoffen, dass es tatsächlich ein Junge wird und dass du ihn rechtzeitig auf die Welt bringst, vorzugsweise mit etwas weniger Theater, als der arme Evelyn Waugh um sein neuestes Buch veranstaltet«, meinte Lord Robert grinsend.
Mrs Guinness schüttelte den Kopf. »Das ist jetzt aber sehr boshaft von dir, Robert.«
»Boshaft vielleicht, aber auch wahr«, beharrte Lord Robert. »Harold Acton hat mir erzählt, dass er Evelyn gefragt hat, worum es denn in seinem neuen Buch ginge, und Eve hat ihm zur Antwort gegeben, das Ganze wäre ein einziges Chaos aus Sex und Snobismus.«
Mrs Guinness lachte perlend auf. »Ach, wie unartig von ihm. Er und Nancy lassen schon Wetten darauf abschließen, welchen ihrer Romane Farve als Erstes als Bockmist bezeichnet.«
Wie hübsch und fröhlich sie ist, dachte Amber neidisch. Kein Wunder, dass die Männer sie alle bewundernd ansahen.
»Und jetzt, Robert, möchte ich, dass du mir zuhörst«, sagte sie gerade entschieden.
»Na schön«, stimmte er zu, »aber zuerst, Diana, schönste aller schönen Mitford-Schwestern, gestatte, dass ich dir meinen Schützling vorstelle.«
»Deinen was?«, rief sie lachend aus.
Ambers Gesicht brannte, sowohl vor Befangenheit, weil sie sich in Gesellschaft einer Dame befand, über die sie schon in der Vogue und den Klatschspalten gelesen hatte, als auch bei der Vorstellung, Lord Roberts Schützling zu sein.
Cecil Beaton war es, der Diana Guinness’ Frage schließlich beantwortete. »Miss Amber Vrontsky«, erklärte er gut aufgelegt. »Robert hat das Kind in der National Gallery aufgelesen und ihm den Hofknicks beigebracht.«
Die blauen Augen weiteten sich, als sie den Blick auf Ambers erhitztes Gesicht richtete. »Oh, der Hofknicks. Ja, der ist allerdings schrecklich. Muv hat gedroht, meine Schwester Nancy zu bitten, ihn mir beizubringen, aber zum Glück hat Nancy Muv mit irgendeiner Eskapade verärgert, und so bin ich stattdessen zu Miss Vacani gegangen. Sie armes Kind«, wandte sie sich zum ersten Mal direkt an Amber, »und so hübsch. Die Verehrer werden Ihnen zu Füßen liegen. Kommen Sie doch zu einer meiner Partys. Ich schicke Ihnen eine Einladung.«
»Wie gefällt Ihnen London denn bis jetzt, Miss Vrontsky?«, erkundigte sich Cecil Beaton.
»Wenn ich in einer Kunstgalerie bin oder mir die wunderbare Architektur ansehe, halte ich London für die herrlichste Stadt, die man sich nur denken kann, und dann bin ich sehr stolz.« Ambers Stimme schwankte leicht, als sie fortfuhr: »Aber wenn ich die armen Bettler auf den Straßen sehe und in der Zeitung lese, dass es keine Arbeit für sie gibt, dann schäme ich mich.«
Ein kurzes Schweigen trat ein, und dann sagte Cecil Beaton: »Kindermund …«
Sie hatte zu offen gesprochen, erkannte Amber schuldbewusst. Greg zog sie deswegen immer auf, doch ihre Eltern hatten sie Respekt vor Ehrlichkeit und
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