Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
ziemlich egal.«
Lady Rutland reagierte darauf nicht so erfreut, wie Amber gehofft hatte. Sie wirkte sogar äußerst verärgert.
»Es kann keine Rede davon sein, dich nach Hause zu schicken, Amber. Ich warne dich nur vor den Folgen, wenn man Lügenmärchen erzählt. Ich bin bereit, dir in diesem Fall noch eine zweite Chance zu geben. Ich war sogar schon für dich tätig und habe eine meiner besten Freundinnen angefleht, mir einen persönlichen Gefallen zu erweisen und dich auf ihre Gästeliste zu setzen, und ich hoffe, ich kann deiner Großmutter in einigen Tagen schreiben und ihr eine Liste der Einladungen schicken, die ich in deinem Namen angenommen habe.«
Lady Rutlands unerwartete Kehrtwende verwirrte Amber zuerst. Sie war davon ausgegangen, man werde sie in Ungnade nach Hause schicken, doch stattdessen wollte Lady Rutland sie jetzt genau zu den Partys mitnehmen, von denen man sie bis dato ausgeschlossen hatte. Es sieht fast so aus, dachte Amber, als hätte Lady Rutland Angst vor meiner Großmutter.
»Endlich. Ich war vor Sorge schon ganz außer mir. Vor über einer Stunde habe ich dich angerufen und gesagt, dass ich dich sofort sehen muss. Wie grausam du zu mir bist, Greg.«
Sie war ihm entgegengelaufen und hatte sich ihm in die Arme werfen wollen, doch Greg hielt sie auf Armeslänge von sich, erfüllt von Zorn, der aus Gereiztheit und Angst geboren war.
»Caroline, du weißt, dass wir verabredet hatten, uns nie anzurufen. Zum Glück war es bloß Jay, der den Hörer abgehoben hat, und ich konnte ihm ein Märchen auftischen, von wegen, du hättest eine Nachricht für mich von Lord Fitton Legh.«
Es hatte ihr offensichtlich nicht gefallen, weggeschubst zu werden, denn jetzt zog sie einen kindischen Schmollmund, was ihm einst gefallen hatte, ihn inzwischen aber eher abstieß. Sie war dreiundzwanzig, um Gottes willen, nicht siebzehn.
»Also, was zum Teufel ist so wichtig, dass du das Risiko eingegangen bist, mich herzubeordern?«
»Du hast noch nicht gesagt, dass du mich liebst.« Jetzt war sie kokett, und das war ihm genauso zuwider.
»Caroline …«
»Sag’s.«
»Jetzt hör mir zu …«
»Sag’s, Greg. Du musst es sagen, sonst bringe ich es nicht über mich, es dir zu erzählen.«
Sie weinte jetzt, und ihre Stimme wurde immer schriller. Greg schaute ängstlich zu ihrer Schlafzimmertür.
Es war das eine, mit ihr hier im Zimmer zu sein, wenn sie sich vorher verabredet hatten und kaum die Gefahr einer Störung bestand, und solange ihre Beziehung ein Geheimnis zwischen ihnen beiden war. Doch Cassandra, die draußen in der Einfahrt auf ihn gewartet und ihn durch einen Nebeneingang mit ins Haus genommen hatte, wusste offensichtlich genau, was los war. Und genauso offensichtlich war sie nicht begeistert darüber, falls die zornige Geringschätzung in ihrem Blick etwas zu bedeuten hatte. Nun, er war nicht auf eigenen Wunsch hier. Wenn es nach Greg ginge, wäre er glücklich, Caroline Fitton Legh nie mehr wiederzusehen. Sehr glücklich sogar.
Verflixt, was musste ein Mann noch tun, um deutlich zu machen, dass er nicht länger interessiert war? Caroline war kein unschuldiges junges Mädchen mehr, sie kannte die Spielregeln. Schließlich war sie mit einem Mann verheiratet, der alt genug war, um ihr Vater zu sein, und mit dem, wie Caro ihm erklärt hatte, im Bett nicht mehr allzu viel los war.
»Sag’s«, beharrte sie.
Wenn es eines gab, was Greg verabscheute, dann, zu etwas gezwungen zu werden. Er war ein umgänglicher Kerl, doch mit einem sturen Kern. Er liebte sie nicht mehr, und er wollte verdammt sein, wenn er ihr das Gegenteil schwor.
»Ich spiele keine Spielchen«, sagte er. »Außerdem habe ich zu tun.« Damit wandte er sich zur Tür.
Er hatte die Hand am Türknauf, als Caroline leise sagte: »Früher hast du recht gern Spielchen mit mir gespielt, Greg, und wenn zu den Dingen, die du so dringend zu tun hast, auch diese dämliche politische Karriere gehört, dann solltest du besser noch einmal nachdenken. Ich bekomme nämlich ein Kind.«
Seine Hand war jetzt klamm, und der Türknauf rutschte aus seinem Griff.
»Ich fühle mich geehrt, dass du es mir sagst, aber das ist doch eher eine Angelegenheit zwischen Ehemann und Ehefrau«, brauste er auf.
»Oder zwischen der Mutter und dem Vater des Kindes?«, entgegnete Caroline.
Jetzt bekam Greg Panik. »Schau, Caroline, die Sache ist weit genug gegangen.Wir hatten viel Spaß zusammen, und ich werde immer voller Zuneigung und … und Zärtlichkeit
Weitere Kostenlose Bücher