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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Lafayette, wo sie ihnen seidene, mit zarter Spitze gesäumte Unterwäschegarnituren, Strümpfe, Strumpfhaltergürtel und Taschentücher kaufte, bevor sie meinte, jetzt sei es aber Zeit, ins Hotel zurückzukehren.
    Von allen Einkäufen war die Chanel-Tasche Ambers Lieblingsstück. Ihre erste selbstständige modische Anschaffung.
     
    Der Aufenthalt in Paris verflog in einem wilden Einkaufstrubel, rasch gefolgt von der Anlieferung exquisiter Schachteln mit in Seidenpapier eingeschlagenen Kleidern, Schuhen und Hüten. Bei Louis Vuitton mussten zusätzliche Koffer bestellt werden, und als der Tag der Abreise näher rückte, hatten die Dienstmädchen alle Hände voll damit zu tun, die neu erstandenen Dinge darin unterzubringen.
    Sie hatten gerade noch Zeit, um rasch mit der Kutsche durch den Bois de Boulogne zu fahren und Versailles einen ebenso flüchtigen Besuch abzustatten, wo man sie durchs Schloss führte, das nur noch ein Schatten seines einstigen Glanzes war und ganz anders, als Amber es sich vorgestellt hatte. Das Schloss war während der Französischen Revolution geplündert worden und verströmte jetzt die schäbige Aura eines verlassenen, ungeliebten Ortes.
    Doch mit etwas Phantasie konnte man sich seine einstige Pracht vorstellen: die von Hunderten von Kerzen erleuchtete Spiegelgalerie, die Höflinge beim formalen Tanz, während die, die nicht tanzten, ihnen dabei zusahen und plauderten. Doch selbst diese Phantasie wurde für Amber von dem Gedanken an das Schicksal der armen, dummen Marie Antoinette überschattet, die, als man ihr berichtet hatte, das hungrige Volk ihres Mannes könne sich kein Brot leisten, gesagt hatte, es solle doch Kuchen essen.
    Der Gedanke an Marie Antoinette erinnerte Amber an die Notlage der Armen zu Hause, und sie bekam Schuldgefühle ob ihrer eigenen glücklichen Lage. Ihre Großmutter betonte immer, wie wichtig es sei, sich seiner Verantwortung für diejenigen bewusst zu sein, die weniger gut gestellt waren, und Amber schwor sich, genau das zu tun.
     
    Am Vorabend ihrer Weiterreise nach Juan-les-Pins war Amber so aufgeregt, dass sie nicht schlafen konnte. Wieder schlug sie den Skizzenblock ihres Vaters auf, die Augen tränenverschleiert, denn auf den Seiten waren nicht nur Skizzen seiner Entwürfe, sondern auch von ihrer Mutter und Amber – rasch hingeworfene Kohlezeichnungen aus wenigen Strichen, mehr nicht, doch genug, um ihr Wesen einzufangen.
    So groß ihre Bewunderung für die Stoffe war, die sie in Paris zu sehen bekommen hatte, besaßen die Entwürfe ihres Vaters für Amber doch immer noch eine besondere Frische. Ihre Lieblingsskizzen waren die von römischen Münzen und griechischen Profilen, klassische Themen in kräftigen Farben, geflügelte Pferde, fliegende Mähnen und heraldische Symbole, Ideen, die er hier rasch umrissen hatte, um sie später in elegante Stoffmuster zu übertragen.
    Ihre eigenen Skizzen – minuziöse Triumphbögen und Eiffeltürme, elegante Damen in maßgeschneiderten Kleidern und großen Hüten mit winzigen Pudeln an der Leine, tabac -Verkäufer mit gewichsten Schnurrbärten und makellos weißen Schürzen über runden Bäuchen -, die sie, als sie »Pariser Szenen« daruntergeschrieben hatte, witzig und fröhlich gefunden hatte, wirkten im Vergleich dazu ungelenk. Niedergeschlagen schlug sie den Skizzenblock zu.
    Wie in dieser beliebten Reisezeit zu erwarten war, stammte die Mehrzahl ihrer Mitreisenden im Train Bleu aus England, und die Damen schienen die Gelegenheit zu nutzen, ihre neuen Kleider vorzuführen, wie Amber beim Abendessen im Speisewagen feststellte. Selbst Lady Levington war gegen diese Versuchung nicht immun und trug ein Kleid von Lanvin mit einer passenden Jacke, die sie in Paris gekauft hatte.
    Als sie zu ihrem Tisch geführt wurden und Amber sah, wie elegant die anderen Reisenden gekleidet waren, war sie froh, dass Lady Levington darauf bestanden hatte, dass sie und Beth eines ihrer neuen Kleider trugen – hübsche seidene Abendkleider aus einer der »geschickten kleinen Schneidereien«, deren Namen und Adressen von den Eingeweihten gehütet wurden wie ein kostbares Geheimnis. Lady Levington hatte den Mädchen anvertraut, dass sie ihre Liste von der Frau des britischen Botschafters bekommen hatte, mit der sie weitläufig verwandt war.
    Da sie in Frankreich waren, erlaubte Lady Levington ihnen, zum Abendessen ein Glas Weißwein zu trinken, doch sie zog die Grenze bei der Befolgung französischer Sitten, als ein ziemlich stämmiger

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