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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Herr versuchte, ein Gespräch mit ihnen anzuknüpfen, und gab ihm recht frostig zu verstehen, dass seine Avancen unerwünscht waren. Amber wagte es nicht, Beth anzusehen, denn sie fürchtete, einen fürchterlichen Kicheranfall zu bekommen. Monsieur war sehr dick, und es knarrte ominös, als er sich weit über Lady Levingtons Hand beugte, was darauf schließen ließ, dass er ein Korsett trug.
    Als einige Gentlemen nach dem Essen in den Raucherwagen gingen, bestand Lady Levington darauf, dass Amber und Beth sich in ihre Schlafabteile zurückzogen, um früh zu Bett zu gehen.
    Amber holte ihren Notizblock heraus, denn sie war viel zu aufgeregt zum Schlafen. Sie konnte es kaum fassen, dass sie tatsächlich unterwegs nach Südfrankreich war. Es kam ihr zu phantastisch vor, um wahr zu sein. Sie wünschte sich nur, sie könne diese Aufregung mit jemandem teilen, der sie wirklich verstand. Beth war ein Schatz, doch sie besaß nicht Ambers Leidenschaft für die künstlerische Seite des Lebens. Lord Robert hätte sie verstanden, genau wie Jay.
    Jay! Sie würde ihm schreiben, jetzt sofort. Dann hätte sie wenigstens das Gefühl, sie erzählte jemandem von ihrer Aufregung, der sie nachvollziehen konnte.
    Sie schrieb so viel, dass ihr irgendwann das Handgelenk wehtat. Die einzige Enttäuschung, schrieb sie Jay, war, dass sie Lyon nicht sehen würde, denn sie durchfuhren es nachts. Wegen der historischen Bedeutung der Stadt für die Seidenherstellung hätte es sie interessiert, sie zu erkunden.
    Der liebe Jay. Anders als Louise, die ebenfalls aus vornehmer, aber verarmter Familie stammte, hatte Jay nie Verbitterung darüber erkennen lassen. Amber hatte während ihres Aufenthalts in London gelernt, dass viele Mitglieder der vornehmen Gesellschaft, die ihr Geld nach dem Krieg hauptsächlich aufgrund der Erbschaftssteuer verloren hatten, es als unter ihrer Würde betrachteten, sich ihren Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen. War Jay je verärgert über seine Situation? Er hatte es verneint, erinnerte sich Amber, und er war zumindest frei, seinen Lebensweg selbst zu wählen. Er konnte die Frau heiraten, die er wollte und die er liebte.
    Wie sehr sie sich diese Freiheit doch wünschte. Wenn Blanche nicht so reich wäre, hätte sie sie vielleicht gehabt. Doch der Preis für eine so wohlhabende Großmutter bestand darin, dass Blanche diesen Wohlstand dazu benutzen wollte, Amber den Ehemann und den Titel zu erkaufen, den man ihr verweigert hatte, auch wenn das nicht Ambers Wünschen entsprach.

15
     
    »Immer noch bei der Arbeit, Jay?«
    Jay sah von den Rechnungsbüchern auf, mit denen er sich gerade befasste. Er saß im Zimmer des Gutsverwalters von Denham Place, einem geräumigen, gemütlichen Raum, in dem er sich sehr heimisch fühlte. Er war Blanche dankbar, dass sie ihm gestattet hatte, es als Büro zu nutzen. An den Fenstern hingen warme, dunkelgrüne Vorhänge, und neben dem ausladenden Schreibtisch und Stuhl war das Zimmer mit einem schönen, lederbezogenen Kaminsessel und einem gemütlichen grünen Samtsofa mit herunterklappbaren Seitenlehnen möbliert.
    »Freiwillig, Mrs Pickford. Ich wollte mir die Jahreserträge des Ackerlands von Denham Place noch einmal ansehen.«
    Blanche kam nicht oft zu ihm; wenn sie etwas mit ihm zu besprechen hatte, schickte sie normalerweise nach ihm oder ließ ihm einen Zeitpunkt mitteilen, zu dem sie ihn in ihrem Arbeitszimmer erwartete.
    »Wir wirtschaften hoffentlich profitabel?«
    Jay lächelte. »Ja, allerdings. Der letztjährige Ertrag war höher als der vom Jahr davor, und ich hoffe, dass wir ihn dieses Jahr noch einmal steigern können. Außerdem habe ich überlegt, ob wir nicht vielleicht darüber nachdenken sollten, unseren Zuchtbetrieb zu optimieren. Ein Zuchtbulle würde zwar in der Anschaffung teuer kommen, aber auf lange Sicht würde sich der Kauf rentieren.«
    »Bereiten Sie ein paar Zahlen für mich vor, dann schaue ich mir die Sache einmal an«, sagte Blanche.
    Jay hielt in seinem Büro peinlich Ordnung. Blanche blieb stehen und bückte sich zu dem alten Spaniel hinunter, der in seinem Korb schlief.
    »Wie ich sehe, haben wir einen neuen Mitbewohner.«
    »Der alte Hühnerhund meines Großvaters«, erklärte Jay ihr ruhig. »Zum Arbeiten ist er mittlerweile natürlich viel zu alt, und er lahmt auch. Mein Großvater wollte ihn schon töten lassen, aber ich habe den Tierarzt gebeten, sich den Hund einmal anzusehen, und er meinte, es wäre nur ein Anflug von Rheuma. Da kann man dem

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