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Der Glanz der Welt

Der Glanz der Welt

Titel: Der Glanz der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Amon
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Blatt abdrucken.“
    „Warum nicht?“, blieb Himmel hartnäckig.
    Pirchmoser nestelte in seiner Mantelinnentasche herum, zog ein Bild heraus und hielt es uns vor die Nasen: „Da, bitte sehr. Viel Vergnügen!“
    Wir schauten ein Mal, ein zweites Mal, ein drittes Mal. Unsere Gesichter nahmen einen immer ungläubigeren Ausdruck an.
    „Schwarzer Hut mit Krempe, dunkle Brillen, breites, rundes Gesicht, schwarze Haare, Koteletten. Das ist der John Belushi in den ,Blues Brothers‘. Ist der von den Toten auferstanden?“ Ich fasste es nicht.
    „Man glaubt es nicht. Entweder ist er wirklich auferstanden, woran ich nicht glaube, weil ich prinzipiell nicht an Auferstehungen glaube, oder er hat einen Doppelgänger. Auch möglich, dass wir verarscht werden, und da hat einer sich auf Belushi hingetrimmt.“ Pirchmoser steckte das Bild wieder ein.
    „Das werde ich eher nicht drucken“, sagte Himmel, „und wenn doch, nehme ich ein Original vom Belushi aus dem Archiv.“
    „Schöne Scheiße“, sagte ich, „ich gehe davon aus, dass die Polizei verarscht wird.“
    „Du musst das nicht so rücksichtsvoll formulieren, ich bin die Polizei, also werde ich verarscht.“ Pirchmoser war grantig.
    „Es ist früh am Morgen“, sagte ich, „für mich ist Winter, und daher eigentlich noch Nacht, es ist saukalt. Die Lösung liegt auch nicht gerade auf der Hand oder wenigstens vor uns auf dem Pflaster. Wenn ihr mich fragt: Das wird heute ohnedies nichts mehr. Der commissario macht seine Arbeit auchohne uns. Ich schaue, dass ich wieder ins Bett komme, bevor ich mir hier in der Kälte den Tod hole oder vor Müdigkeit ohnmächtig umfalle.“
    „Ins Bett?“, fragte Himmel. „Ich tippe auf Rouge Allure Excessive, da zieht es dich hin.“
    „Tipp, worauf immer du Lust hast“, sagte ich, „ich schweige wie ein Grab, gehe jetzt heim und werde bald wieder schlummern wie ein Bär.“
    „Den Bären zieht’s zur Bärin.“ Himmel konnte es nicht lassen.
    „Du hast es gut“, brummte Pirchmoser, „aber ich, ich muss das alles aufnehmen, überwachen, einen Bericht schreiben.“
    „Dafür kann man dich nicht rausschmeißen, höchstens versetzen, und eine Pension wird dir auch noch garantiert. Aber ein Freischaffender wie ich …“ Ich hatte nur diesen schwachen Trost für ihn.
    „Von wegen“, sagte Himmel, „ich mach mir keine Sorgen um dich, dass du im Alter verhungern könntest.“
    „Ich schon“, antwortete ich trocken, „ich mache mir große Sorgen um mich. Du hast nämlich einen tollen Kollektivvertrag, ausgiebige Gehaltssprünge und noch dazu eine sichere Pension. Ich habe nur ein paar Ersparnisse, und die sind, wie man weiß, ohne mein Wollen in die Hände von Leuten wie Grapschmann und Schnittling geraten. Wenn ich mir die Leute anschaue, die mit meinem Geld für die private Rentenvorsorge sorgen sollen, dann wird mir schlecht. Wäre ich nur in den Staatsdienst gegangen. Kein Staat kann so darniederliegen, dass er es nicht mehr zusammenbringt, die paar Scheinchen zu drucken, die er braucht, um die Renten auszuzahlen. Die korrupteste Regierung ist noch immer besser als diese gierigen Halsabschneider, die sich Anlage- oderVermögensberater nennen. Hedgefonds, wenn ich das schon höre. Subprime Credits. Ich glaube, ich spinne. Ich wollte mein Geld nur ganz schlicht auf ein Sparbuch legen. Da nehmen sie die Kohle gleich gar nicht. Wann erwischt du den Grapschmann oder den Schnittling endlich?“ Ich war ziemlich gereizt. Es musste an der frühen Stunde, an der Kälte und an der reizvollen Alternative liegen. Was tat ich eigentlich hier, in dunkler Nacht vor einer Leiche?
    „Wenn ich die Kerle erwische, ist dein Geld erst recht weg, so es sich denn derzeit beim Schnittling aufhält“, sagte Pirchmoser.
    „Kein Mensch weiß heute, wo sein Geld sich aufhält. Im Gegensatz zu Menschen braucht es nämlich kein Visum, keine Aufenthaltsgenehmigung, nichts. Das Geld ist frei. Du bringst es zu einer kleinen Sparkasse in einem kleinen Ort, und schon wachsen dem Geld Flügerln, und es rauscht ab, irgendwohin auf dieser Welt. Scheißglobalisierung. Früher hast den Volksbankdirektor an der Krawatte gepackt und ordentlich durchgebeutelt, wenn dein Geld weg war, aber heute? Vor lauter Gangstern rundherum weißt du gar nicht mehr, wen du eigentlich beuteln sollst.“
    Mag sein, dass dieses Gespräch pietätlos war angesichts der vierten Leiche innerhalb weniger Tage. Aber es hatte sich so ergeben, und irgendwie passte es auch. Vielleicht

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