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Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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niederlegten, sich umwandten und zu mir herüberstarrten.
    Ihr stiller brennender Blick fiel auf mich, genauso wie die Menschen damals Shigeru angestarrt hatten, als wir von Terayama nach Yamagata zurückgeritten waren - was die uns begleitenden Tohan in Wut und Unruhe versetzte. Und so war auch ich schon von den Ausgestoßenen angestarrt worden.
    Ich schaute reglos geradeaus. Ich wollte Akita nicht erzürnen. Schließlich war ich ein Gefangener. Aber ich hörte, wie mein Name von Mund zu Mund ging, wie das Summen von Insekten um die Blütenpollen.
    »Jeder hier kennt Lord Otori«, flüsterte Hiroshi.
    »Sag nichts«, erwiderte ich und hoffte, dass man die Männer deswegen nicht bestrafte. Ich fragte mich, weshalb Shiro hier war, ob er nach Shigerus Tod aus dem Mittleren Land vertrieben worden war und ob er wohl Neuigkeiten aus Hagi hatte.
    Arai hatte sein Hauptquartier in einem kleinen Tempel auf dem Hügel über der Stadt aufgeschlagen. Natürlich war er nicht in Begleitung seiner gesamten Armee; später erfuhr ich, dass ein Teil sich immer noch in Inuyama befand und die restlichen Streitkräfte ihr Lager auf halbem Wege zwischen Hagi und Kumamoto aufgeschlagen hatten.
    Wir saßen ab und ich wies Hiroshi an, bei den Pferden zu bleiben und dafür zu sorgen, dass sie Futter erhielten. Er machte erst Anstalten zu protestieren, senkte dann aber den Kopf, das Gesicht plötzlich voller Traurigkeit.
    Sakai legte dem Jungen seine Hand auf die Schulter und Hiroshi übernahm Shuns Zügel. Es versetzte mir einen Stich mitanzusehen, wie der kleine Braune, seinen Kopf an Hiroshis Arm reibend, folgsam neben ihm hertrottete. Er hatte mir viele Male das Leben gerettet und ich wollte mich nicht von ihm trennen. Zum ersten Mal traf mich der Gedanke, dass ich mein Pferd vielleicht nicht wieder sehen würde, und ich merkte, wie sich alles in mir dagegen sträubte, sterben zu müssen. Für einen Moment erlaubte ich mir diesen Ansturm der Gefühle, dann verschanzte ich mich hinter dem Schutzwall meines Kikutawesens, dankbar für die dunkle Energie des Stamms, die mich nun stützen würde.
    »Hier entlang«, sagte Akita. »Lord Arai wünscht Sie sofort zu sehen.«
    Von drinnen hörte ich bereits seine Stimme, zornig und kraftvoll.
    Vor der Veranda näherte sich ein Diener mit Wasser und wusch mir die Füße. Viel mehr konnte ich im Moment nicht tun; meine Rüstung und Kleidung waren verschmutzt, bedeckt von Schlamm und Blut. Ich war erstaunt, dass Akita nach der Schlacht und der Verfolgungsjagd im Regen so sauber und gepflegt wirkte, doch als er mich in den Raum führte, in dem Arai und seine ältesten Gefolgsleute sich versammelt hatten, sah ich, dass sie alle ebenso sauber und gut gekleidet waren.
    Selbst aus dieser Gruppe wichtiger Männer stach Arai hervor. Seit unserer letzten Begegnung in Terayama schien er noch mehr an Autorität gewonnen zu haben. Seine Siege hatten ihm die Gewichtigkeit von Macht verliehen. Sowohl nach Iidas als auch nach Shigerus Tod hatte er die für ihn typische Entschiedenheit gezeigt, die Herrschaft an sich zu reißen; er besaß Körpereinsatz und Mut, traf rasche Entscheidungen und kannte keine Skrupel. Und er besaß die Fähigkeit, andere Männer in Treue an sich zu binden. Seine Schwächen waren unüberlegte Eile und Verbohrtheit; er war weder flexibel noch geduldig und ich spürte seine Machtgier. Während Shigeru nach Macht gestrebt hatte, um mit ihrer Hilfe gerecht und im Einklang mit dem Himmel zu herrschen, strebte Arai sie um ihrer selbst willen an.
    All diese Dinge schossen mir durch den Kopf, als ich einen Blick auf jenen Mann warf, der dort auf der erhöhten Ebene des Raumes saß, flankiert von seinen Gefolgsleuten. Er trug eine edle Rüstung, die in Rot und Gold erstrahlte, aber keine Kopfbedeckung. Er hatte sich den Bart wachsen lassen und ich roch seine Parfümierung. Unsere Blicke begegneten sich für einen Moment, doch ich konnte in seinen Augen nichts anderes lesen als seinen Zorn.
    Der Raum diente wohl als Audienzsaal des Tempels; hinter den halb geöffneten Innentüren hörte ich die Schritte und das Flüstern der Mönche und Priester, und der Geruch von Weihrauch hing in der Luft.
    Ich sank in die Knie und warf mich zu Boden.
    Es folgte eine lange Stille, lediglich unterbrochen durch das ungeduldige Klopfen von Arais Fächer. Ich konnte hören, dass der Atem der Männer um mich herum schneller ging, dass ihre Herzen wie Trommeln schlugen, und aus der Ferne tönte das Lied der Stadt beim

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