Der Glanz des Mondes
Ich habe bereits eine weitere anfertigen lassen. Sie funktionierte nicht ganz richtig - der Mann, der sie ausprobierte, wurde dabei getötet -, aber ich glaube, ich weiß inzwischen, was der Fehler war.« Seine Augen glühten, sein Gesicht strahlte.
»Was kann sie denn?«
»Ich zeige es dir. Hast du jemanden, den du gern loswerden würdest?«
Die beiden gefangenen Banditen fielen mir ein. Sie waren am Strand festgepflockt worden, als Warnung für jeden, der sich vielleicht mit dem Gedanken trug, ihnen nacheifern zu wollen. Man gab ihnen gerade so viel Wasser, um sie am Leben zu erhalten. Ich hatte ihr Stöhnen gehört, während wir auf Fumio warteten, und bereits gedacht, dass ich mir für sie eine Lösung überlegen musste, ehe wir aufbrachen.
Fumio rief seinen Begleiter herbei, der eine Pfanne mit heißen Kohlen brachte. Wir ließen die flehenden und fluchenden Banditen aufrecht an zwei Bäumen festbinden. Fumio ging fünfzig bis sechzig Schritt den Strand hinunter und bedeutete mir, ihm zu folgen. Er entzündete ein Stück Schnur an den Kohlen und hielt das glimmende Ende an das eine Ende des Rohrs. Es hatte eine Art Haken, wie eine Feder. Er hob das Rohr und zielte, daran entlangblinzelnd, auf den Gefangenen. Es gab einen plötzlichen Knall, der mich zur Seite springen ließ, und eine verpuffende Rauchwolke. Der Bandit schrie gellend auf. Blut floss aus einer Wunde an seinem Hals. Innerhalb von Sekunden war er tot.
»Ah«, sagte Fumio zufrieden. »Allmählich weiß ich, wie es geht.«
»Wie lange dauert es, bis man den nächsten Schuss abgeben kann?«, fragte ich. Die Waffe wirkte ordinär und war hässlich. Sie hatte nichts von der Schönheit des Schwertes, von der Erhabenheit des Bogens, aber ich begriff, dass sie effektiver sein würde als beide.
Er wiederholte das Ganze und ich zählte meine Atemzüge: über hundert, eine lange Zeit inmitten einer Schlacht. Der zweite Schuss traf den anderen Banditen in den Bauch und riss ein beachtliches Loch. Ich schätzte, dass die Kugeln in der Lage sein würden, die meisten Rüstungen zu durchschlagen. Die Möglichkeiten der Waffe faszinierten und stießen mich gleichermaßen ab.
»Die Krieger werden es als Waffe der Feiglinge bezeichnen«, sagte ich zu Fumio.
Er lachte. »Es macht mir nichts aus, wie ein Feigling zu kämpfen, wenn es bedeutet, dass ich überlebe!«
»Du wirst sie also mitnehmen?«
»Wenn du versprichst, sie zu zerstören, falls wir unterliegen.« Er grinste. »Kein anderer darf in der Lage sein, sie herzustellen.«
»Wir werden nicht unterliegen. Wie nennst du sie?«
»Feuerwaffe«, antwortete er.
Wir gingen wieder hinein und Fumio wickelte sie sorgfältig in das Tuch. Der abscheuliche Kopf starrte leer vor sich hin. Fliegen hatten sich auf ihm niedergelassen, und der Gestank schien den ganzen Raum zu verpesten, er betäubte mich.
»Nimm ihn fort«, befahl ich dem Piraten. Er blickte seinen Herren fragend an.
»Ich zeige dir nur noch rasch seine anderen Sachen.« Fumio nahm das dritte Bündel und öffnete es. »Das trug er um seinen Hals.«
»Gebetsperlen?«, sagte ich erstaunt und nahm die weiße Schnur in die Hand. Die Perlen schienen aus Elfenbein zu sein. Die Kette entwirrte sich und das Zeichen der Verborgenen, das Kreuz, baumelte plötzlich vor meinen Augen in der Luft. Es schockierte mich, etwas, das für mich immer das geheimste aller Dinge gewesen war, so öffentlich ausgestellt zu sehen. Im Haus unseres Priesters in Mino waren die Fenster so angeordnet gewesen, dass das Sonnenlicht zu bestimmten Tageszeiten ein goldenes Kreuz an die Wand geworfen hatte, doch dieses flüchtige Bild war das einzige gewesen, das ich bislang gesehen hatte.
Ohne eine Miene zu verziehen, warf ich Fumio die Perlenkette wieder hin. »Seltsam, irgendeine barbarische Religion?«
»Du bist wirklich unbescholten, Takeo. Das ist das Zeichen, das die Verborgenen anbeten.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß alle möglichen Dinge«, entgegnete er ungeduldig. »Ich fürchte mich nicht vor Wissen. Ich war auf dem Festland und weiß, dass die Welt sehr viel größer ist als unsere Inselkette. Die Barbaren haben denselben Glauben wie die Verborgenen. Ich finde das faszinierend.«
»Doch in der Schlacht nutzt uns das nichts!« Auf mich wirkte es eher beängstigend als faszinierend, wie die unheimliche Botschaft eines Gottes, an den ich nicht mehr glaubte.
»Aber was haben sie sonst noch, die Barbaren? Takeo, wenn du in Hagi herrschst, schicke mich zu
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