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Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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meinen eigenen Mangel an Wissen und Erfahrung, halb erstaunt, dass meine Männer dennoch am ersten Abend unseres Feldzugs gut versorgt waren. Ich sprach mit den Wachtposten, die Kahei aufgestellt hatte, und dann mit Jo-An und den Ausgestoßenen, die sich neben ihnen niedergelassen hatten. Zwischen den beiden Gruppen schien ein verhaltenes Bündnis entstanden zu sein.
    Ich tendierte dazu, ebenfalls die ganze Nacht über zu wachen - schließlich hätte ich eine sich nähernde Armee früher gehört als jeder andere -, aber Makoto überredete mich schließlich, zurückzugehen und zumindest einen Teil der Nacht auszuruhen. Jiro führte Shun und den Fuchs hinüber zu Niwas Stallungen, dann suchten wir die Unterkünfte auf.
    Kaede war bereits dorthin geführt worden und hatte einen Raum zugewiesen bekommen, den sie mit Niwas Frau und den anderen Frauen des Hauses teilte. Ich sehnte mich danach, mit ihr allein zu sein, aber dazu bestand offensichtlich kaum eine Chance. Man erwartete von ihr, im Frauenzimmer zu schlafen, und ich würde zusammen mit Makoto, Kahei und einigen Wachen übernachten, wahrscheinlich Tür an Tür mit Niwa und seinen Wachtposten.
    Eine alte Frau, die sich uns als ehemalige Amme von Niwas Frau vorstellte, geleitete uns in den Gästeraum. Er war groß und gut geschnitten, die Matten waren jedoch alt und fleckig und die Wände stark mit Schimmel bedeckt. Die Wandschirme waren noch nicht zugezogen, die Abendbrise wehte Blütenduft und den Geruch von frischer feuchter Erde herein, auch wenn der Garten verwildert und ungepflegt aussah.
    »Ein Bad erwartet Sie, Lord«, sagte die Amme und führte mich zu dem hölzernen Badehaus am anderen Ende der Veranda. Ich bat Makoto Wache zu halten und schickte die Alte fort. Niemand hätte einen harmloseren Eindruck machen können als sie, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Ich war von den Stammesleuten geflüchtet und sie hatten das Todesurteil über mich verhängt - ich wusste nur zu gut, dass ihre Attentäter in jeder nur erdenklichen Verkleidung auftauchen konnten.
    Sie entschuldigte sich dafür, dass das Wasser nicht sehr heiß sei, und beklagte sich über die Knappheit von Feuerholz und Essensvorräten. Es war in der Tat nur lauwarm, aber die Nacht erschien mir nicht kalt und allein die Möglichkeit, mir den Schlamm und das Blut vom Körper zu schrubben, war schon ein Segen. Ich ließ mich in den Bottich sinken und zog die Schadensbilanz des Tages. Ich war nicht verwundet, hatte mir aber Prellungen zugezogen, ohne es zu merken. Meine Oberarme trugen Male von Jin-emons Stahlhänden - an die erinnerte ich mich sehr wohl -, aber auf meinem Oberschenkel hatte ich einen großen blauen Fleck, der sich bereits dunkel färbte; ich war ratlos, wie ich ihn mir zugezogen hatte. Das Handgelenk, das Akio mir vor so langer Zeit in Inuyama umgebogen hatte und von dem ich eigentlich dachte, es wäre geheilt, schmerzte wieder, wahrscheinlich durch die Begegnung mit Jin-emons steinharten Knochen. Am folgenden Tag würde ich es mit einem Lederband umwickeln. Ich gab mich für einen Moment der Entspannung hin und war gerade kurz davor einzuschlafen, als ich draußen die Schritte einer Frau wahrnahm; die Tür glitt beiseite und Kaede trat ein.
    Ich hatte sie längst an ihrem Gang, an ihrem Duft erkannt. »Ich bringe Lampen«, sagte sie. »Die alte Frau meinte, du hättest sie wohl fortgeschickt, weil sie zu hässlich sei. Sie hat mich überredet, sie zu vertreten.«
    Das Licht im Badehaus veränderte sich, als sie die Lampen auf dem Boden abstellte. Dann waren ihre Hände plötzlich in meinem Nacken und massierten die Verspannung weg.
    »Ich habe mich für dein abweisendes Verhalten entschuldigt, aber sie meinte, dort, wo sie herkäme, würden sich die Frauen immer um ihre Männer im Bad kümmern und dass ich dasselbe für dich tun solle.«
    »Eine wunderbare alte Tradition.« Ich bemühte mich, nicht laut aufzustöhnen. Ihre Hände glitten zu meinen Schultern. Die übermächtige Begierde, die ich empfunden hatte, durchflutete mich erneut. Ihre Hände verließen mich für einen kurzen Moment und ich hörte das verheißungsvolle Geräusch der Seide, als sie ihre Schärpe löste und sie zu Boden fallen ließ. Sie beugte sich vor, ließ ihre Finger über meine Schläfen gleiten und ich spürte, wie ihre Brüste meinen Nacken streiften.
    Ich sprang aus dem Bad und schloss sie in meine Arme. Sie war ebenso erregt wie ich. Ich wollte sie nicht auf den Boden des Badehauses legen, sondern

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