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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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»Marcus! Warum tust du das?«, rief er bestürzt.
    »Sie haben meine Mutter im Stich gelassen, als sie Sie brauchte, und jetzt ist das Leben von uns allen kaputt«, schrie Marcus ihm entgegen.
    Lyle war fassungslos. »Deine Mutter im Stich gelassen! Wovon redest du, Marcus?«
    »Das wissen Sie ganz genau«, brüllte der Junge voller Wut.
    Lyle holte ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und tupfte sich das Gesicht ab, er blutete aus der Nase. »Nein, ich habe keine Ahnung«, sagte er verwirrt.
    »Sie haben meine Mutter verlassen, als sie mich erwartete. Wie konnten Sie ihr das antun?«
    » Als sie dich erwartete? Marcus, wie kommst du nur auf so einen Gedanken? Ich bin doch nicht dein Vater.«
    »Sie lügen!«
    Marcus fing an zu weinen. Lyle hatte ihn nicht haben wollen. Und es kränkte ihn zutiefst, dass er das nicht einmal zugeben wollte. Er wandte sich um und lief wieder in Richtung Lieferwagen. Genau dort holte Lyle den Jungen ein. Er packte ihn am Arm und hielt ihn auf.
    »Marcus, bleib stehen! Wir müssen reden«, sagte er.
    »Lassen Sie mich los!« Marcus war rot vor Zorn und versuchte, Lyle abzuschütteln.
    »Nein, Marcus. Erst erzählst du mir, wie du auf so eine Idee kommst«, sagte Lyle und zwang sich zur Geduld.
    Marcus funkelte ihn an, seine Unterlippe zitterte, so aufgeregt war er. »Ich habe gehört, wie sich meine Eltern im Krankenhaus unterhalten haben. Ich habe gehört, wie meine Mutter zugab, dass ich nicht Papàs Sohn bin. Mein Papà hat sie prostituta genannt. Ich bin ja vielleicht noch ein Kind, aber ich weiß, was das bedeutet. Er hat gesagt, Sie seien mein Vater, und sie hat das nicht geleugnet.«
    Lyle war total perplex, er war sicher, dass dies ein Missverständnis war. »Das kann nicht sein, Marcus. Ich habe deine Mutter zum letzten Mal im November 1918 gesehen. Du bist im Jahr darauf im selben Monat geboren. Du kannst also gar nicht mein Sohn sein. Es ist einfach nicht möglich.« Er versuchte, so sanft wie nur möglich mit dem Jungen zu sein, denn er war offensichtlich verwirrt und vielleicht zu jung, um etwas über die Dauer von Schwangerschaften zu wissen. »Du musst dich verhört haben.«
    »Ich bin am 2. August geboren«, erklärte Marcus mit Bestimmtheit. »Und ich weiß, was ich gehört habe.«
    Überrascht riss Lyle die Augen auf. »Das … das kann nicht sein«, sagte er verwundert. »Deine Mutter hat mir doch gesagt, wann du geboren bist …«
    »Ich werde doch wohl noch mein Geburtsdatum kennen, und jetzt lassen Sie mich los«, wütete Marcus.
    Er riss seinen Arm aus Lyles Umklammerung, aber dazu brauchte er nicht viel Kraft. Lyle war vor Erschütterung wie gelähmt. Als zu ihm durchdrang, was Marcus gesagt hatte, begriff er, dass Elena ihn bewusst angelogen hatte. Ungläubig starrte Lyle Marcus an. Auf einmal wurde ihm ganz schwindlig. Er lehnte sich an den Lieferwagen und starrte ins Leere, ohne von der Landschaft irgendetwas wahrzunehmen. In Gedanken war er wieder im Jahr 1918, als er Elena sagte, er wolle Millie heiraten, weil diese ein Kind von ihm erwartete. Wieso hatte ihm Elena nicht gesagt, dass auch sie schwanger war? Die Antwort lag auf der Hand. Entweder hatte sie es noch nicht gewusst oder sie war zu gekränkt, weil er sie wegen einer anderen verließ.
    Marcus war plötzlich verunsichert. Warum reagierte Lyle so geschockt? Er war alt genug, um zu erkennen, dass dies kein vorgetäuschter Schock war. In einer Mischung aus Wut und Faszination darüber, wie hilflos Lyle auf einmal zu sein schien, musterte er ihn schweigend. Schließlich machte er ein paar Schritte auf ihn zu.
    »Sie haben das wirklich nicht gewusst?«, fragte Marcus.
    Lyle schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung. Ich wäre nie nach Schottland zurückgegangen, hätte ich davon gewusst.«
    Marcus wollte ihm glauben, aber er hatte immer noch Bedenken. »Wieso haben Sie meine Mutter verlassen? Haben Sie sie nicht geliebt?«
    »Ich habe sie mehr geliebt, als du je ahnen wirst«, flüsterte Lyle.
    »Dann hat sie also Sie verlassen. Sie hat uns beide betrogen, und dafür hasse ich sie.« Marcus setzte sich in Bewegung. Er hatte das Flugzeug in der Ferne entdeckt, da musste die Straße sein.
    Endlich löste Lyle sich aus seiner Starre. »Warte, Marcus«, sagte er.
    Marcus wartete nicht, aber Lyle holte ihn am Rand der Straße ein. Und gerade in diesem Moment kam Elena mit ihrem Pferdewagen angefahren.
    Elena hatte auf eine Nachricht von Lyle gewartet, und als sie nicht kam, hatte sie gebetet, er

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