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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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möge Marcus gefunden haben. Sie machte sich so große Sorgen, dass sie nicht länger zu Hause sitzen konnte, sondern wieder losfuhr, um erneut ihren Sohn zu suchen.
    »Marcus«, rief sie und sprang vom Wagen. »Du lebst.« Sie war so erleichtert, dass ihr schwindlig wurde.
    Elena rannte auf Marcus zu, doch ehe sie ihn in die Arme nehmen konnte, fing er an, sie wütend anzuschreien. »Du hast mich mein ganzes Leben lang angelogen«, rief er anklagend. »Ich hasse dich, ich hasse dich so sehr!« Elena blieb wie angewurzelt stehen. So hatte ihr Sohn noch nie in seinem Leben mit ihr gesprochen. »Wie konntest du mir das antun, wie konntest du Papà das antun?«
    »Marcus«, fragte Elena leise. »Was meinst du denn?« Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, hatte sie tief in ihrem Innern ein seltsames Gefühl.
    »Papà ist gar nicht mein Vater, richtig? Und du hast das vor mir verheimlicht.«
    Elena fehlten die Worte. Hatte Aldo Marcus schon erzählt, dass er nicht sein Vater war? Das hielt sie für unwahrscheinlich. Auf einmal fiel ihr ein, dass sie im Krankenhaus beim Öffnen des Vorhangs geglaubt hatte, jemanden aus dem Zimmer huschen zu sehen. Marcus! Jetzt machte das alles einen Sinn. Sie hatte sich nicht getäuscht. Marcus musste ihr Gespräch mit Aldo mit angehört haben – eine entsetzliche Vorstellung. Elena sah Lyle an, sah an seinem Gesichtsausdruck, dass auch er wusste, dass Marcus sein Sohn war.
    »Was ist hier los?«, fragte Alison und schaute verwirrt von einem zum anderen.
    Sie hatte die Auseinandersetzung vom Flugzeug aus beobachtet und war gekommen, um zu erfahren, warum alle so unglücklich schienen, jetzt, da sie Marcus gefunden hatten. Sie konnte nicht ahnen, dass es zwischen Elena und Lyle einmal eine innige Verbindung gegeben hatte, dass sie einmal ineinander verliebt gewesen waren.
    »Ich hasse dich, weil du mich angelogen hast, und das werde ich dir nie verzeihen«, brüllte Marcus seine Mutter an. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und setzte sich in Bewegung in Richtung Stadt.
    »Wo willst du hin?«, rief Elena ihm hinterher.
    »Zu Nonna. Ich komme nie mehr nach Hause zurück.«
    Gekränkt zuckte Elena zusammen. »Den ganzen Weg in die Stadt schaffst du nicht zu Fuß, Marcus. Lass mich dich fahren.«
    »Nein. Ich will nicht in deiner Nähe sein«, rief Marcus wütend, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    »Ich nehme den Lieferwagen«, sagte Lyle. »Damit hole ich ihn schnell ein, und dann fahre ich ihn in die Stadt.« Er konnte Äste und kleinere Steine um den Reifen legen, der in dem Schlagloch festsaß. So würde er ihn einigermaßen mühelos freibekommen.
    Elena bemerkte, dass Lyle wie unter Schock stand. Seine Stimme war vollkommen monoton. Sie warf Alison einen Blick zu, die peinlich berührt schien, weil sie unfreiwillig solch persönlichen Familiengeheimnissen beigewohnt hatte.
    »Wenn Sie in die Stadt wollen, Elena, kann ich auf die Farm rauskommen und Sie abholen«, bot sie an.
    »Da wäre ich Ihnen wirklich dankbar«, erwiderte Elena. Weder Aldo noch Marcus wollten sie sehen, aber sie musste in der Nähe der beiden sein.
    Lyle kam wie in Trance auf sie zu. »Wir müssen reden, Elena«, sagte er ernst.
    »Jetzt nicht, Lyle. Mein Mann und mein Sohn brauchen mich. Um sie muss ich mich als Erstes kümmern«, sagte sie so kühl sie konnte. »Danke, dass du den Lieferwagen zurückbringst und nach Marcus Ausschau hältst. Das weiß ich sehr zu schätzen.«
    Sie kletterte auf den Pferdewagen und wendete das Pferd. Lyle und Alison schauten ihr schweigend hinterher.
    »Wenn ich zurück in der Stadt bin, warte ich mit dem Flugzeug hinter dem Krankenhaus, Lyle«, sagte Alison geduldig.
    Sie wusste, der Flug zurück nach Cloncurry würde ihnen Zeit zum Reden geben.

33

    Marcus war drei Meilen marschiert, als Lyle ihn einholte. Er war körperlich und geistig so erschöpft, dass er bald nachgab, als Lyle ihn zum Mitfahren einlud. Durch seinen mürrischen Blick gab er deutlich zu erkennen, dass er nicht reden wollte, und Lyle drängte ihn nicht. Er war genauso schockiert wie Marcus und brauchte wie er Zeit, die Tatsache zu verdauen, dass sie Vater und Sohn waren. Der Gedanke, ob eine Beziehung zwischen ihnen möglich war, lag in weiter Ferne.
    Als Alison auf Barkaroola landete, riss ein scharfer Stein ein Loch in einen der Flugzeugreifen. Zum Glück hatte sie das Tempo der Maschine auf der behelfsmäßigen Landebahn gedrosselt, also war Alison selbst nicht ernstlich in Gefahr gewesen. Billy-Ray war

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