Der Glasmaler und die Hure
so daß Berthold hinter seinem Rücken geschützt war. Trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit ihrer Gegner wollte er es nicht darauf ankommen lassen, daß sein Bruder in Gefahr geriet, wenn es zum Kampf kommen sollte.
Einer der Männer machte einen Schritt auf Sibold zu und richtete drohend eine zweizinkige Forke auf ihn.
»Was wollt ihr von uns?« fragte der Mann. Seine Stimme klang fest, und doch konnte Rupert aus seinem Gesicht ablesen, welche Furcht die Soldaten in ihm auslösten.
»Alles, was du besitzt«, entgegnete Sibold.
Der Bauer deutete zum Gehöft. »Ich kann euch zwei Schweine und ein halbes Dutzend Hühner mit auf den Weg geben. Mehr haben wir nicht.«
Sibold spuckte aus. »Ihr Bauern lügt, wenn ihr nur den Mund aufmacht. Wir haben den Befehl erhalten, das gesamte Vieh fortzuschaffen und auch die Vorräte, die ihrversteckt. Außerdem werden wir in eurem Haus Quartier halten, bis das Heer weiterzieht.«
Ehe der Bauer auf diese Forderung reagieren konnte, trat einer der Landsknechte vor, griff sich mit der Hand zwischen die Beine und tönte: »Und wir wollen auch eure Frauen. Uns sind die Huren zu teuer geworden, und der Degen juckt bereits.«
Das Gebaren des Soldaten entfachte in dem Knaben große Wut. »Du Dreckshund!« stieß er hervor und griff den Mann mit der Axt an. Er hob sie über den Kopf, doch bevor er auf den Soldaten einschlagen konnte, richtete Rupert die Pistole auf den Knaben und schoß ihm die Bleikugel in den Bauch. Der Bursche wurde von dem Aufprall auf die Erde geschleudert. Sofort darauf gab Sibold das Zeichen zum Angriff. Die Rotte stürzte sich auf die im Kampf unerfahrenen Männer und streckte sie nieder. Rupert schlug mit seinem Degen auf den Hund ein, der sich in das Bein eines Landsknechts verbissen hatte. Das Tier jaulte auf und sank nach einem zweiten Hieb tot zu Boden.
Zuletzt tötete Sibold den Knaben, der sich wimmernd mit zerschossenem Bauch auf allen vieren davonschleppte. Der Korporal schlitzte ihm mit einem Messer die Kehle auf und betrachtete zufrieden die Leichen. Der Weg zum Hauptgebäude war frei, und sie hatten keine Verluste zu verzeichnen. Einzig der Soldat, der von dem Hund gebissen worden war, folgte ihnen humpelnd, als sie auf das Haus zuliefen.
»Auf, Männer!« rief Sibold ihnen zu. »Nehmt euer neues Quartier in Beschlag.«
Johlend stürmten die Söldner das Haus. In der Diele entstand schnell ein regelrechtes Chaos, denn die Landsknechte schleppten hier das Vieh zusammen, warfen Getreidesäcke und Gerätschaften achtlos auf den Boden und machten sich über die Proviantvorräte her, die sie in einer kleinen Kammer entdeckt hatten.
Doch erst als sie die Frauen fanden, geriet die Plünderung vollends außer Kontrolle. Einige Söldner hatten die drei Weiber in einem Versteck auf dem Dachspeicher entdeckt und zerrten sie nun rüde in die Diele hinunter. Ein Dutzend gieriger Hände streckte sich nach den Frauen aus und zerrte ihnen die Kleider vom Leib. Zwei der Frauen sahen sehr jung aus, die dritte war ein wenig älter, es mochte die Mutter der Mädchen sein. Sie alle kreischten und versuchten kraftlos, sich der geifernden Männer zu erwehren, aber die Soldaten rissen sie zu Boden und zwängten ihre Beine auseinander. Rupert und Berthold blieben derweil am Treppenabsatz stehen und beobachteten das Treiben der anderen Männer.
Eine der Frauen hatte ein mit bunten Blumen besticktes Seidentuch fallengelassen, das Berthold nun aufhob. Er roch kurz an dem Stoff, dann steckte er das Tuch unter sein Wams.
»Wenn wir an die Reihe kommen, sind die Weiber gezähmt und halten still.« Berthold lachte leise. Wie so oft, wenn er aufgeregt war, spielte er mit den Fingern an dem Medaillon, das er unter seinem Hemd trug.
Rupert gab ein mißmutiges Brummen von sich. Er legte keinen Wert darauf, sich wie ein Schwein im Dreck der anderen zu suhlen. Zwar erregte auch ihn der Anblick dieser nackten Leiber und ihrer Schändung, doch der Gedanke, es mit einer Frau zu treiben, die noch mit dem Samen von drei oder vier anderen Männern beschmutzt war, widerte ihn an.
Er zog Berthold mit sich die Treppe hinauf. Sein Bruder löste sich nur widerstrebend von dem Geschehen auf der Diele, doch Rupert wollte die Zeit nutzen, um sich ungestört in den Räumen des Obergeschosses umzusehen, bevor die anderen Kerle ihnen die beste Beute wegschnappten.
Von unten drangen gedämpft die Schreie der Frauen zuihnen. Rupert spähte in eine Kammer, in der sich eine breite Bettstatt
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