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Der Glasmaler und die Hure

Der Glasmaler und die Hure

Titel: Der Glasmaler und die Hure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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Boden, und Thea spürte, wie Ruperts Hände ihr Kleid über die Hüfte schoben. Sie ahnte, worauf er aus war, und versuchte nach ihm zu treten. Rupert reagierte auf ihre Widerspenstigkeit, indem er noch einmal auf sie einschlug. Der heftige Schmerz lähmte Thea, und so ließ sie es geschehen, daß Rupert in sie eindrang.
    Mittlerweile empfand es Thea als Gnade, daß die Schläge sie halb besinnungslos gemacht hatten. Sie nahm Rupert wahr, aber ihre Gedanken entfernten sich von diesem Ort und richteten sich auf Martin. Auch er befand sich in großer Gefahr, denn wenn Rupert und Berthold sie gefunden hatten, konnten sie auch ihn aufspüren.
    Rupert hatte sich inzwischen von ihr gewälzt. Thea krümmte sich zusammen und preßte eine Hand schützend auf ihre geschundene Scham. Sie blinzelte und sah, daß Rupert aus dem Gebäude trat.
    »Hörst du mich?« fragte Berthold, der nun nicht mehr ihre Schultern festhielt, sondern sich vor sie gehockt hatte. »Es ist bedauerlich, daß wir eine schöne Blume wie dich zertreten müssen, aber du und mein Vetter, ihr wolltet das gleiche mit mir tun, also müssen wir uns doch gegen euch wehren.« Seine Hand legte sich auf ihren Schenkel und fuhr langsam nach oben. »Rupert hatte recht. Du bist kein Wiedergänger. Dein Fleisch ist warm, und du schaust verlockend aus.«
    Durch den Schleier vor ihren Augen konnte Thea undeutlich einen Dolch an Bertholds Gürtel erkennen. Sie drehte den Kopf. Jede Bewegung schmerzte, doch sie warsich nun sicher, daß Rupert das Gebäude verlassen hatte. Berthold musterte ihren Unterleib und betastete ihr Geschlecht, während er mit der anderen Hand die Bänder an seiner Hose öffnete. Dieser Moment war womöglich ihre einzige Möglichkeit, Berthold zu überrumpeln, auch wenn sie daran zweifelte, daß sie dazu noch genügend Kraft besaß.
    Thea schnappte nach Luft und krallte die Finger beider Hände in Bertholds Gesicht. Sie grub die Nägel, so tief sie konnte, in die Haut und fühlte sein Blut hervorquellen. Die Todesangst verlieh ihr die Stärke, sein Gesicht bis zum Kinn zu zerkratzen.
    Berthold jaulte auf und schlug ihre Hände fort. »Ver fluchte Hexe!« schrie er und preßte seine Finger schützend auf das Gesicht.
    Thea richtete sich auf. Sie griff nach Bertholds Dolch und zog ihn aus dem Gürtel. Ohne zu zögern, trieb sie ihm die Waffe in den Hals. Als sie den Dolch herauszog spritzte ihr eine Blutfontäne entgegen. Berthold gab ein erbärmliches Grunzen von sich und sackte zu Boden.
    Stöhnend richtete sich Thea auf. Mit wackligen Beinen taumelte sie auf die Tür zu. Ein Schwindel erfaßte sie, und sie glaubte sich übergeben zu müssen. Trotzdem zwang sie sich dazu, die nächsten Schritte zu machen. Als sie ins Freie trat und sich umschaute, konnte sie erkennen, daß Rupert und Berthold sie in eine verlassene Windmühle verschleppt hatten.
    Wo war Rupert? Er mußte sich in der Nähe aufhalten und würde gewiß bald zurückkehren.
    Thea spuckte einen Mund voll Blut aus und ergriff die Flucht.
     
    Rupert hatte sich hinter die Mühle zurückgezogen und erleichterte sich an einem Ginsterstrauch. Er mußte daran denken, wie einfach es gewesen war, die Hure zu finden.
    Nach der Ankunft in Lützen hatte es kaum einen halben Tag gebraucht, um das Quartier ihres Vetters aufzuspüren. Martin Fellinger war vielen Leuten aus dem Troß bekannt. Sie hatten nur wenige Menschen nach seinem Namen fragen müssen, bis man ihnen den Weg zu seinem Wagen gewiesen hatte. Und noch bevor sie dort angekommen waren, lief ihnen die Hure über den Weg, die an Martins Seite lebte.
    Natürlich drohte ihnen von Martin mehr Gefahr als von dieser Frau, aber Rupert sah es als einen Wink des Schicksals an, daß ihnen die Hure in die Hände fiel. Sie hatten im Schutz einer Wagenreihe gewartet, bis die Frau mit ihrem Eimer zurückgekehrt war und sie dann in die alte Mühle geschleppt, in der Berthold und er abseits des Armeelagers Quartier bezogen hatten.
    Sie hatte dafür bezahlt, daß sie Berthold an Martin verraten hatte. Und nun würde er sie töten.
    Danach konnten sie sich Martin zuwenden. Noch bevor die Schlacht auf den Feldern von Lützen losbrach, würde auch er den Tod finden.
    Während Rupert noch überlegte, ob er die Hure schnell umbringen sollte oder ihr zuvor Schmerzen bereiten würde, ließ ihn Bertholds Schrei zusammenfahren. Schnell stopfte er sein Glied in die Hose und lief zum Eingang der Mühle.
    Er sah, wie die Hure davonrannte und im nahegelegenen Unterholz

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