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Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Titel: Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo , Pößneck GGP Media GmbH
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zuerkannt war, weil er ein großes Schwert gekauft hat, Personen hinzurichten und zu enthaupten, die von der Gerechtigkeit wegen Missetaten verurteilt sind, und weil er dies Schwert mit Scheide und Zubehör versah; gleicherweise das alte Schwert wieder auszubessern, das bei dem Vollstrecken der Gerechtigkeit an Herrn Ludwig von Luxemburg zersplittert und schartig geworden war, wie noch deutlicher erhellet aus …“
    „Ah“, sprach der König und faßte die beiden Lehnen des Stuhles mit den Händen, „ich wußte wohl, daß ich zu irgendeinem Zweck in die Bastille gekommen war. Wartet, Meister Olivier, ich will den Käfig selbst sehen. Ihr könnt mir die Rechnung vorlesen, während ich ihn untersuche. Ihr Herren Flamländer, kommt mit mir, das ist merkwürdig anzusehen.“
    Er stand auf, stützte sich auf den Arm seines Vorlesers, gab dem scheinbar Stummen, der an der Tür stand, ein Zeichen, ihm voranzugehen, den beiden Flamländern, ihm zu folgen, und verließ das Zimmer.
    Die königliche Gesellschaft ergänzte sich an der Tür der Kammer mit Schwerbewaffneten und Pagen, die Fackeln trugen. Sie wandelte einige Zeitlang im Innern des düsteren Turmes, der bis in die Dicke der Mauern mit Gängen und Treppen durchbrochen war. Der Kapitän der Bastille ging voran und ließ die Pförtchen vor dem alten, gebückt hinschreitenden König aufschließen, der im Gehen fortwährend hustete.
    An jedem Pförtchen mußten alle den Kopf neigen, mit Ausnahme des vom Alter gekrümmten Greises. „Hm!“ murmelte er zwischen dem Zahnfleisch, denn seine Zähne hatte er schon verloren, „wir sind schon bereit zum Tore des Grabes. Für niedrige Tür ein gebückter Mann.“ Endlich gelangten sie an ein letztes Pförtchen, das mit Schlössern so sehr versehen war, daß es nur in einer Viertelstunde aufgeschlossen werden konnte, und betraten einen hohen, gotischen Saal, in dessen Mitte man beim Fackelschein einen dicken, schweren Kubus aus Holz und Eisen erblickte. Das Innere war hohl. Dies war einer jener berühmten Käfige für Staatsgefangene, die man des Königs Töchterlein nannte. In seinen Wänden waren zwei oder drei kleine Fenster, aber mit dicken Eisenstangen so fest vergittert, daß man das Glas nicht sehen konnte. Die Tür war eine große Steinplatte wie bei Gräbern, eine Tür der Art, wie sie nur zum Eintritt dient.
    Der König ging langsam um das kleine Gebäude herum und untersuchte es sorgfältig, während Olivier laut die Rechnung las: „Für einen neuen hölzernen Käfig von dicken Balken mit Einfassung und Sohlen, neun Fuß Länge, acht Fuß Breite, sieben Fuß Höhe, der in einer Kammer eines Turmes der Bastille St. Antoine aufgestellt ist und auf Befehl unseres Herrn, des Königs, einen Gefangenen enthält, der früher in einen alten, verfallenen Käfig gesperrt war. Sind an genanntem Käfig gebraucht: sechsundneunzig liegende, zweiundfünfzig stehende Bretter, zehn Balken von drei Klaftern …“
    „Sehr schönes Eichenholz“, sprach der König, indem er mit der Faust an die Bretter klopfte.
    „… Sind gebraucht zu dem Käfig“, fuhr der Vorleser fort, „neunundzwanzig Eisenklammern und Zubehör im Gewicht von dreitausendsiebenhundertfünfunddreißig Pfund …“
    „Viel Eisen, um einen Leichten in Ruhe zu halten“, meinte der König.
    „… Das Ganze beträgt dreihundertsiebzehn Livres fünf Sous sieben Heller.“
    „Gottes Ostern!“ rief der König.
    Bei diesem Lieblingschwur Ludwigs XI. schien im Innern des Käfigs jemand zu erwachen. Man vernahm das Klirren der über den Boden geschleiften Kette; und es erhob sich eine schwache Stimme, die aus dem Grabe zu kommen schien.
    „Sire! Sire! Gnade! Gnade!“
    Man konnte den Redenden nicht sehen.
    „Dreihundertsiebzehn Livres fünf Sous sieben Heller!“ sagte der König noch einmal.
    Die klagende aus dem Käfig erschallende Stimme erstarrte alle Anwesenden, selbst den Meister Olivier. Nur der König sah aus, als hätte er sie nicht gehört. Auf seinen Befehl las Meister Olivier weiter, und Se. Majestät fuhr fort, den Käfig kalt und ruhig zu untersuchen.
    „… Außerdem erhielt ein Maurer, der die Löcher für die Fenstergitter und den Fußboden der Kammer, wo der Käfig steht, machte, weil der alte Fußboden den Käfig nicht hätte tragen können wegen seiner Schwere, siebenundzwanzig Livres vierzehn Sous …“
    Die Stimme seufzte tief: „Gnade, Sire! Ich schwöre es, nicht ich, nur der Herr Kardinal von Angers beging den Verrat!“
    „Der

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