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Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Titel: Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo , Pößneck GGP Media GmbH
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Sprichwort nicht: Die schönste Grafschaft ist Flandern, das schönste Herzogtum Mailand, das schönste Königreich Frankreich. Nicht wahr, ihr Herren Flamländer?“
    Diesmal verneigte sich Coppenole mit Guillaume Rym. Der Patriotismus des Strumpfwirkers war geschmeichelt. Eine letzte Depesche überzog Ludwigs Stirn mit Runzeln. „Was ist das?“ rief er zornig. „Klagen und Beschwerden über Unsere Garnisonen in der Picardie. Olivier, schreibt schnell dem Marschall von Rouault: daß die Diziplin nachläßt – daß die Ordonnanzgendarmen, die Bannerritter, die Freischützen, die Schweizer den Einwohnern viel Böses zufügen – daß der Kriegsmann sich nicht mit der Nahrung begnügt, die er im Hause der Bauern findet, und sie mit Stock- oder Lanzenschlägen zwingt, in die Städte zu gehen, um Fische, Gewürz und andere Gegenstände der Ausschweifung zu kaufen, – daß der König das erfahren hat, – daß Wir Unser Volk vor Plünderung, Raub und Unziemlichkeiten bewahren wollen, – daß es uns gar nicht genehm ist, wenn Minstrels, Barbiere, Kriegsknechte sich wie Prinzen mit Samt, Goldtuch und Ringen schmücken, – daß solche Eitelkeit Gott mißfällt, – daß Wir, obgleich Wir von Adel sind, Uns mit einem Wams von Tuch zu sechzehn Sous die Elle begnügen. Daß die Troßbuben da sich auch dazu herablassen können – befehlt und gebietet – Herrn Rouault, Unserm lieben Getreuen. – Gut.“
    Er diktierte den Brief mit abgebrochener, lauter Stimme. Im Augenblick, da er fertig war, öffnete sich die Tür, und eine sechste Person stürzte verstört ins Zimmer mit dem Ausruf: „Sire, Sire, das Volk von Paris ist in Aufruhr!“
    Die ernste Gestalt Ludwigs zog sich zusammen; jedoch die bei ihm sichtbare Aufregung ging wie ein Blitz vorüber. Er sagte mit seinem gewöhnlichen, ruhigen Ernst: „Gevatter Jacques, Ihr tretet etwas unhöflich ein!“ – „Sire, Sire, ein Aufruhr!“ rief Gevatter Jacques außer Atem.
    Der König stand auf, packte ihn hart am Arm und sagte ihm mit unterdrückter Wut und einem Seitenblick auf die Flamländer ins Ohr: „Schweig oder sprich leise.“
    Der neue Ankömmling schien sein Versehen zu begreifen und gab dem König einen hitzigen Bericht, den dieser ruhig anhörte. Kaum hatte er ihn vernommen, als er laut auflachte: „Wahrhaftig, Gevatter Coictier, was schwatzet Ihr so leise? Die heilige Jungfrau weiß, daß Wir vor Unsern lieben Freunden, den Flamländern, nichts verbergen.“ – „Aber Sire …“ – „Sprecht laut!“ Der Gevatter Coictier verstummte vor Erstaunen. „Sprecht“, begann der König aufs neue. „Sprecht doch, Herr! In Unsrer guten Stadt Paris ist ein Aufruhr der Bewohner?“ – „Ja, Sire.“ – „Der, wie Ihr sagt, gegen den Herrn Bailli des Justizpalastes gerichtet ist?“ – „Allerdings, so scheint es“, sprach der Gevatter, welcher noch immer stotterte, ganz erstaunt über die plötzliche, unerklärliche Veränderung in der Stimme des Königs.
    Ludwig XI. begann aufs neue: „Wo begegnete die Wache dem Zusammenlauf?“ – „Er kam von dem großen Landstreicherquartier und ging zum Pont-aux-Changeurs. Ich begegnete dem Schwarm, als ich hierher kam auf Befehl Eurer Majestät. Ich hörte, wie einige riefen: ‚Nieder mit dem Bailli des Palais!‘ “ – „Und welche Beschwerden führten sie über den Bailli?“ – „Ach!“ sagte Gevatter Jacques, „er sei ihr Gerichtsherr.“ – „Wahrhaftig!“ – „Ja, Sire, es sind die Spitzbuben des Hofes der Wunder. Schon lange beklagen sie sich über den Bailli, dessen Vasallen sie sind. Sie wollen ihn weder als Gerichts- noch als Lehensherrn anerkennen.“
    „Ah so!“ sagte der König mit einem Lächeln der Freude, das er vergeblich zu unterdrücken suchte.
    „In allen ihren Bittschriften an das Parlament behaupten sie, nur zwei Herren zu haben, Eure Majestät und ihren Gott, der, wie ich glaube, der Teufel ist.“
    „Ei! Ei!“ rief der König, rieb sich die Hände und lachte innerlich, so daß das ganze Gesicht vor Freude strahlte. Er konnte diese nicht verbergen, ob er sich gleich zu fassen suchte. Niemand konnte seine Stimmung begreifen, nicht einmal Meister Olivier. Einen Augenblick schwieg der König mit nachsinnender, aber zufriedener Miene.
    „Sind sie in starker Zahl?“ fragte er plötzlich. – „Ja, gewiß“, antwortete Gevatter Jacques. – „Wie viel?“ – „Wenigstens sechstausend.“ – Der König konnte den Ausruf: „Sehr gut!“ nicht unterdrücken. „Sind

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