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Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Titel: Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo , Pößneck GGP Media GmbH
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entzückten und sanften Ausdruck. – „Wie sonderbar“, murmelte Claude, „schaut er nach der Zigeunerin?“ – Dann stieg er die Treppe weiter hinab. Nach einigen Minuten trat er durch das Tor unten am Turm auf den Platz hinaus. Er trat in den Kreis der Zuschauer, die das Tamburin versammelt hatte, mit der Frage: „Wo ist die Zigeunerin?“ – „Ich weiß nicht“, antwortete einer neben ihm. „Ich glaube, dort im Hause uns gegenüber, wohin man sie rief, tanzt sie den Fandango.“
    Anstatt der Zigeunerin sah der Archidiakonus nur den rotgelben Mann auf demselben Teppich, dessen Arabesken noch kurz vorher unter den malerischen Windungen des Tanzes verschwunden waren. Der Mann ging im Kreise umher, um einige Kupfermünzen zu erlangen, stützte die Arme auf die Hüften, streckte den Hals, warf den roten Kopf zurück, und hielt einen Stuhl zwischen den Zähnen. Auf diesen Stuhl war eine von einer Nachbarin geliehene Katze gebunden, die voll Schrecken laut miaute.
    „Bei Unserer Frau“, rief der Archidiakonus in dem Augenblick aus, wo der Possenreißer, von Schweiß triefend, mit seinem Stuhl und seiner Katze vorbeischritt, „was macht Ihr da, Meister Peter Gringoire?“
    Die strenge Stimme des Archidiakonus erschreckte den armen Teufel so heftig, daß er das Gleichgewicht mit seinem Gebäude verlor, so daß Stuhl und Katze über die Köpfe der Zuschauer mitten unter lautem Lärm niederfielen. Wahrscheinlich hätte Meister Gringoire (denn er war es allerdings) seiner Nachbarin für die Katze und alle gekratzten und gestoßenen Gesichter eine schöne Rechnung bezahlen müssen, hätte er nicht die Verwirrung benutzt, sich eilig in die Kirche zu flüchten, wohin ihm zu folgen Claude Frollo ein Zeichen gegeben hatte. Die Kathedrale war schon finster und einsam. Als sie etwas vorgeschritten waren, lehnte sich Dom Claude an einen Pfeiler und sah Gringoire starr ins Gesicht. Diesen Blick fürchtete Gringoire nicht, aber er schämte sich, im Anzuge eines Possenreißers von einem ernsten und gelehrten Mann überrascht zu sein. Im Blicke des Priesters lag kein Spott; er war ernst, ruhig, durchdringend. Der Archidiakonus brach das Schweigen zuerst.
    „Kommt, Meister Peter; Ihr müßt mir viel erklären. Warum hab ich Euch seit zwei Monaten nicht gesehen? Warum sieht man Euch auf den Kreuzwegen in einem so schönen Aufzug wieder? Wahrhaftig, rot und gelb; Ihr sehr aus wie ein Apfel.“
    „Herr“, sagte Gringoire demütig, „ein wunderbarer Anzug, und Ihr seht mich beschämter als eine Katze mit dem Kürbis auf dem Kopf. Ich fühle es wohl, wie unrecht ich handelte, die Herren Sergeanten in Versuchung zu führen, die Schultern eines pythagoräischen Philosophen unter dieser Jacke mit dem Stock zu prügeln. Konnt’ ich aber anders, ehrwürdiger Vater? Die Schuld liegt ganz allein in meinem alten Wams, das vergangenen Winter mich schändlich unter dem Vorwande im Stich ließ, es müßte im Tragkorbe eines Lumpensammlers ausruhen. Was sollte ich anfangen? Die Zivilisation ist noch nicht so weit gediehen, wie zu den Zeiten des Diogenes, daß man nackt gehen könnte. Dazu kam noch ein kalter Wind, und wahrhaftig, im Januar ist nicht die Zeit, solchen Versuch zu machen. Dieses Wams bot sich mir dar, ich nahm’s und warf mein altes fort, das für einen Hermetiker, wie ich es bin, nicht hermetisch genug verschlossen war. So trag’ ich also das Kleid eines Possenreißers, wie St. Genestus. Was wollt Ihr? Es ist eine Sonnenfinsternis.“
    „Ihr treibt da ein schönes Handwerk!“ bemerkte der Archidiakonus.
    „Ich gebe es zu“, erwiderte Gringoire, „es ist besser zu philosophieren und zu dichten, das Feuer im Ofen anzublasen oder Wärme vom Himmel zu erhalten, als Katzen auf dem Pflaster zu tragen. Aber was sollt’ ich tun, Herr? Die besten Verse sind unter den Zähnen nicht so viel wert wie ein Stück Käse. Nun dichtete ich für Margarete von Flandern das berühmte Hochzeitsgedicht, das Ihr schon kennt, aber die Stadt will, unter dem Vorwande, es sei schlecht, mich nicht bezahlen, als könnte man für einige Sous eine sophokleische Tragödie schreiben. Glücklicherweise fühlte ich bedeutende Stärke in den Zähnen, und sprach zu ihnen: ‚Ernährt euch selbst.‘ Ein Haufen Bettler, die meine guten Freunde geworden sind, lehrte mich zwanzig Arten herkulischer Kunststücke, und gegenwärtig erhalten meine Zähne jeden Abend das Brot, das sie sich am Tage unter dem Schweiße meiner Stirn verdienten. Kurz, concedo,

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