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Der Glucksbringer

Der Glucksbringer

Titel: Der Glucksbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilding Lynne
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ich einen Sohn habe. Der kleine Adam. Also, den heutigen Tag werde ich bestimmt nie vergessen.«
    Er küsste sie lange und zärtlich.
    Joe Stefanos, der das glückliche Wiedersehen durch die Schaufensterscheibe verfolgte, nickte versonnen. Wetten, dass die beiden Turteltauben genug mit sich selbst zu tun hatten und die Brosche im Überschwang ihrer Emotionen glatt vergessen würden? Er wickelte den Schmuck vorsorglich in Seidenpapier, und als sie sich aus ihrer Umarmung lösten, lief er auf die Straße. Übergab Jenny das Päckchen, woraufhin sie ihm einen Umschlag in die Hand drückte.
    »Also, ich schließ jetzt meinen Laden und fahr nach Hause. Ich muss meiner Helena unbedingt von eurer mitreißenden Liebesgeschichte erzählen.« Joe grinste breit und klopfte sich mental auf die Schulter, dass er daran nicht ganz unbeteiligt war. Immerhin hatte er die nette Mrs. Brown wieder mit ihrem Verlobten zusammengebracht. Beschwingten Schrittes ging er wieder in sein kleines Geschäft. Er freute sich für die beiden.
     
    Zwei Tage später fuhren Liam und Corinne Westaway nach Carcoar. Endlich durften sie Jenny kennen lernen. Und natürlich ihren Enkel. Dass Mike sie aufgespürt hatte, war ein kleines Wunder. Nicht zuletzt dank des funkelnden Topas, der wieder in den Familienbesitz überging. Damit bestätigte sich erneut, dass der Brosche
mit Rosemarys geheimnisvoller Gravur wahrlich übersinnliche Kräfte innewohnten.

11
    Sydney, Herbst 1970
     
    I m Victoria Park in Broadway, unweit der Sydney University, dominierte lautes, buntes Gedränge. Der Studentenausschuss hatte eine erneute Demonstration gegen den Krieg in Vietnam organisiert, und das Ergebnis war beeindruckend. Gleichgesinnte Politiker, Bürgerrechtler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hielten flammende Reden, in denen sie die Haltung der Regierung anprangerten, obwohl das Verteidigungsministerium die Zahl der Truppen, die nach Vietnam entsandt wurden, bereits reduziert hatte. Zum krönenden Abschluss der Veranstaltung übernahm eine Band, die weniger für gute Musik als für ihre Lautstärke bekannt war, mit vier Gitarren, Bassgitarre und Keyboard die Bühne. Wer Party machen wollte, tanzte bereits in den Nachmittagsstunden zu heißen, schrillen Rhythmen, kiffte oder kippte wahllos Bier, Wein und Cocktails in sich hinein.
    Linda Westaway, die mit fünf befreundeten Kommilitoninnen auf der Wiese zusammensaß, fand den Trubel allmählich ein bisschen zu hektisch und beschloss heimzufahren. Sie stopfte ihre Jacke in eine Schultertasche aus bunten Lederflicken und drückte sich den lässigen Strohhut auf die honigblonde Mähne. Breitrandige Hüte harmonierten ideal mit ihrem großflächigen Gesicht mit den ausdrucksvollen braunen Augen.

    »Du kommst doch am Samstagabend auch zu Samanthas Verlobungsparty, oder?«, erkundigte sich Alison.
    »Ich weiß noch nicht genau. Hängt davon ab, ob Tony Lust hat«, antwortete Linda mit einem strahlenden Lächeln. Tony Vincente, seit neun Monaten der Mann an ihrer Seite, hatte Anfang des Jahres sein Architekturdiplom mit Auszeichnung bestanden. Sie war mächtig stolz auf ihn.
    Sie hatten sich auf irgendeiner Fete kennen gelernt. Wo, wusste sie nicht mehr; auf dem Campus und bei ihren Bekannten liefen dauernd irgendwelche Partys. Sie mochten sich auf Anhieb, setzten sich daher nach einer Stunde von dem lärmigen Besäufnis ab und fanden ein Café, wo sie sich besser unterhalten konnten und einander augenblicklich näherkamen.
    Wenn ihr Vorlesungsplan an der Uni es zuließ, unternahmen sie gemeinsam Ausflüge. Sie fanden heraus, dass sie dieselben Filme mochten, ihr Musikgeschmack aber total verschieden war. Linda stand auf Rock’n’ Roll, während Tony, der italienische Eltern hatte, gern Klassik hörte. Sie machten Spritztouren in seinem klapprigen alten MG-Cabrio, gingen zum Essen aus, liebten sich in seinem verwinkelten Einzimmerapartment in Chippendale und besuchten die obligatorischen Studentenfeten. Schon nach ein paar Wochen interessierten sie sich nicht mehr für Dates mit anderen. Linda zumindest nicht. Tony war genau das, was sie brauchte, zudem klammerte er nicht wie andere, frühere Typen von ihr.
    »Mensch, Linda, du musst zu Samanthas Verlobung kommen! Hey, wir gehen alle hin«, meinten zwei andere Studentinnen unisono.
    »Ich bin wahnsinnig gespannt auf ihren Verlobten.
Samantha meint, er sieht fantastisch aus.« Aus Kate sprach der blanke Neid.
    »Hast du was anderes erwartet? Schließlich will

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