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Der Glucksbringer

Der Glucksbringer

Titel: Der Glucksbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilding Lynne
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sie ihn ja heiraten. Immerhin ist er Arzt, und seine Familie stinkt vor Geld. Das hat sie mal wieder fein hingekriegt. Setzt sich ins gemachte Nest und braucht nicht mal mehr ihr Studium abzuschließen«, giftete Harriet Meares.
    »Tony ist kein großer Partygänger, vor allem, wenn er die Leute nicht kennt, und«, Linda zog die Unterlippe zwischen die Zähne, eine Angewohnheit von ihr, wenn sie scharf überlegte, »ich hab, ehrlich gesagt, keinen Bock, mir dieses Theater den ganzen Abend anzutun. Also, ich finde es bescheuert, dass Sam sich mit zweiundzwanzig unbedingt verloben muss. Es gibt schließlich nicht nur einen Kerl.«
    »Dann komm ohne Tony. Oder seid ihr zwei etwa unzertrennlich wie siamesische Zwillinge?«, versetzte Harriet spitz.
    »Sei nicht so gehässig, Harriet. Tony und Linda sind seit Monaten zusammen«, warf Alison unnötigerweise ein, denn Linda war sehr wohl allein in der Lage, sich gegen Harriets Verbalattacken zur Wehr zu setzen.
    »Mal schauen.« Linda stand auf und klopfte sich Grashalme von der Jeans. Nickte in die Runde und bedachte Harriet mit einem mordlüsternen Blick. »Tschüss. Ich muss weg. Bin mit Tony im Fortune’s Café verabredet.«
    Die fünf Mädchen blickten Lindas großer, schlanker Silhouette nach, wie sie über den Rasen lief und in der Menge verschwand.
     
    Nachmittags war es am ruhigsten in den Cafés an der King Street in Newtown, das Fortune’s Café war fast
leer. Linda glitt zu ihrem Lieblingstisch im hinteren Bereich des Cafés, wo sie sich hinsetzte und auf Tony wartete. Ihre Gedanken spazierten zurück zu ihren Kommilitoninnen im Park und der Diskussion um Samantha de Batistas Verlobungsparty. Du lieber Himmel, wie konnte das Mädchen derart beschränkt sein, ihr Herz an einen Mann, an eine Riesenhypothek für ein Haus und womöglich einen Stall voller Kinder zu hängen! Sie war blutjung, das Leben lag noch vor ihr. Linda schüttelte verständnislos den Kopf. Gottlob war sie da anders gestrickt und ihre Beziehung mit Tony locker, unkompliziert und unkonventionell – und so sollte es vorerst auch bleiben, fand sie.
    Als ihr Freund zehn Minuten später das Café betrat, war sie bass erstaunt. Sie wusste zwar, dass er in Anzug und Krawatte erscheinen würde, weil er direkt von einem Vorstellungsgespräch kam, aber dermaßen in Schale geworfen hatte sie ihn noch nie erlebt. Vor ihr stand ein Fremder – allerdings musste sie einräumen, dass er gar nicht übel aussah. An der Uni hatte er ausschließlich Jeans und legere Klamotten getragen und sich für das Vorstellungsgespräch notgedrungen einen Anzug von seinem jüngeren Bruder Nicky ausborgen müssen. Sakko und Hose passten perfekt, mitsamt hellblauem Hemd und Krawatte in dezentem Paisleymuster. Überdies hatte er sich von dem dunklen Pferdeschwanz und den langen Elvis-Koteletten getrennt, mit denen sie ihn kennen gelernt hatte.
    Bevor er sich zu ihr setzte, drehte er eine spielerische Pirouette und grinste über ihre befremdliche Miene. »Na, wie findest du mein Outfit?«
    »Du siehst... ähm... gewöhnungsbedürftig aus!«
    Mit einem theatralischen Seufzen klemmte er sich neben
sie hinter den Tisch. »Mamma hat mich so lange bequatscht, bis sie mich weichgeklopft hatte. Wenn ich in einem Architektenbüro arbeiten wolle, und sei es auch nur für ein paar Wochen, beharrte sie, könne ich nicht ewig weiter im schlunzigen Studentengammellook rumrennen.«
    Die Kellnerin kam an ihren Tisch, und sie bestellten Wiener Melange und Traubenschnitten.
    »Und? Hast du den Job bekommen?«
    Er nickte. »Ich fang Mittwoch für drei Wochen in dem Laden an.«
    »Und in einem Monat fährst du nach Florenz für dein Postgraduiertenstudium.« Sie verzog schmollend die Mundwinkel. »Dann sehe ich dich ein geschlagenes Jahr lang nicht. Und was wird aus mir, wenn du dich so lange in der Weltgeschichte herumtreibst, mmh?«
    Tony zog die dunklen Brauen zusammen und fixierte sie gedankenvoll. »Also, erst mal hoffe ich, dass du mich wahnsinnig vermisst.« Woraufhin sie ihm die Zunge herausstreckte, was er geflissentlich ignorierte. »Außerdem könntest du dich intensiver auf dein Studium konzentrieren. Immerhin ist es dein letztes Jahr an der Uni.«
    Sie quittierte seinen Kommentar mit einer angeekelten Grimasse. »Hör mir bloß mit dem Quatsch auf. Kannst du mir mal sagen, weshalb ich mich großartig aus dem Hemd reißen soll? Ich will mich schließlich nicht verbiegen. Zudem würde das meinem legendären Ruf an der Uni

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